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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Er trank an der Theke ein Bier. Mit einer Handbewegung lud ihn Schütz zu sich an den Tisch.
    „Na, war ihr Freund nicht da?“
    „Genau das. Deshalb habe ich mich entschieden, hier zu bleiben. Ich kann morgen gleich zurückfahren.“
    „Das dürfte schwer werden. Das nächste Taxi gibt es in Frankfurt an der Oder. Das wird ganz schön teuer werden.“
    Jürgen zuckte nur mit den Schultern. „Das hat man davon, wenn man sich nicht genügend vorbereitet.“
    „Wenn Sie nicht zu früh fahren wollen, kann ich Sie fahren.“
    Schütz griff gerne zu und suchte weiterhin die Freundschaft zu diesem Menschen. Der erzählte ihm von seiner Arbeit und dem gefährlichen Duft, der ihn den ganzen Tag umgab.
    „Hier ist es nicht anders. Selbst sein Bier kann man nicht in Ruhe trinken, ohne ständig Gefahr zu laufen, nikotinsüchtig zu werden.
    „Mit dem Flavourn habe ich nichts zu tun“, meinte Schütz, „ich bin mehr für die Kostenrechnung zuständig. Sie kennen sich da wohl besser aus?“
    „Nicht direkt. Aber ich arbeite im Zuschnitt, dort wo die Stängel auf die richtige Länge zugeschnitten werden, also nach dem Flavourn.“
    „Und was machen Sie da?“
    „Ich bin der Abteilungsleiter. Aber wohlgemerkt, nicht mehr lange. Ich werde gehen.“
    „Ist es so schlimm?“
    „Was meinen Sie?“ Der Pole schaute ihn misstrauisch an, als säße er vor einem S pion. „Rauchen ist eben schlimm, das weiß doch jedes kleine Kind.“
    „Und ganz besonders diese Marke.“
    „Ich verstehe nichts.“
    Sollte er jetzt ausgehorcht werden, um seiner Kündigung mit einem Rauswurf zuvor zu kommen? Die Abneigung des Mannes stand ihm im Gesicht geschrieben.
    „Ich bin leider nicht nur vom Nikotin abhängig“, Schütz ging einen Schritt weiter auf seinen Gast zu. „Ich bin von der ‚ Happy Hour ‘ abhängig. Da ist irgendetwas drin.“
    „Was denn?“
    „Na, irgendetwas.“
    „Hm.“ Die Skepsis verschwand langsam aus seinen Augen.
    „Ich möchte daran kommen. Ich finde, die Sucht ist schlimm für mich.“
    „Das ganze Ding ist schlimm. Meine Frau, meine beiden Töchter, alle sind von dem verdammten Zeugs abhängig. Nicht nur das.“ die Worte des Polen wurden noch ein wenig leiser aber seine Stimme intensiver. Er schaute Schütz an, sein Blick war von Zorn, Verzweiflung und Enttäuschung geprägt. Der Hass presste ihm Tränen aus den Augen.
    „Meine älteste Tochter ist schon ein Schritt weiter. Zusätzlich nimmt sie noch Kokain. Ich muss zusehen, wie das Mädchen den Bach runtergeht. Alles fing mit einer ‚harmlosen‘ ‚ Happy Hour ‘ Zigarette an. Bei uns zu Hause gibt es immer mehr Streit wegen dieser Sucht. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so abhängig werden kann.“
    „Sie rauchen nicht. Dann ist es einfach. Glauben Sie mir, ich verstehe Ihre Frau und die Töchter, mir geht es ebenso.“
    „Manchmal möchte ich die Leute umbringen, die das zu verantworten haben.“
    „Na dann legen Sie mal ihren Kopf unter das Schafott.“
    „Ich gehöre keineswegs zu der Führungsriege; außerdem höre ich, wie gesagt, bald auf.“
    Schütz bestellte ihnen beiden noch ein Bier. „Ich heiße Jürgen ...“
    „Henrik, Henrik ist mein Name.“
    „Gut Henrik, es würde nichts bringen, den einen oder anderen umzubringen. Besser wäre es, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, und speziell diese Zigarette verbieten zu lassen.“
    „Hm“, brummte Henrik. „ Die Öffentlichkeit aufmerksam machen? Die wissen das doch alle.“
    „Möchtest du wirklich, dass sich deine Frau und die Mädchen das abgewöhnen?“
    „Mach nicht solche Witze. Hast du einmal zugesehen, wie ein lieber Mensch in den Abgrund schliddert?“, Henrik schaute betrübt in sein Glas.
    „Wenn du an die Öffentlichkeit gehst, glaubt dir das ohnehin niemand. Ich denke, die kriegen immer Recht.“
    „Könntest du Beweise finden, dass C 14 H 19 NO 2 HCL in der Zigarette ist?“
    „Wie, was soll das sein? Ich hab das nie gehört.“
    „Das ist das Gift, das da eventuell drin ist.“
    „Die Zusammensetzung ist allgemein bekannt. Das ist kein Geheimnis. Ich denke, der Tabak ist es, der die Abhängigkeit forciert.“
    „Es tut mir leid. Aber das muss etwas anderes sein. Etwas Stärkeres, Gefährlicheres.“
    „Immer gehen Zigarettenproben zur ICC , zur International Control Comission, bevor die Zigaretten verpackt werden.“
    Dann pfiff Henrik durch die Zähne, er nahm seine Hand, die sich um das Bierglas gelegt hatte, zurück. Als würde er laut

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