Der Kofferträger (German Edition)
abgeschlossen, ein gutes Zeichen für Sorgfalt in diesem Haus. Also war auch offensichtlich die Alarmanlage eingeschaltet. Trotz aller Sicherheit über das funktionierende Warnsystem holte er den Schlüssel für die Tür und kehrte in den Keller zurück.
Nachdem er das Schloss geöffnet hatte, stieß er die Tür mit dem Fuß auf und blieb stehen. Fast wäre fast in die selbstständig zuschlagende Tür gerannt. Er roch schon beim Eingang die fremde Person, die nur darauf gewartet hatte, bis er im Bett war. Eine behandschuhte Faust griff durch die offene Tür nach seinem Hals, eine andere legte sich über Mund und Nase. Zu oft hatte Schütz seine Bewegungen auch mithilfe eines Trainers durchgespielt. Blitzschnell bückte er sich und griff mit seinen Fingern nicht nach den beiden Fäusten. Die hatten sich wie Schraubstöcke um ihn gelegt. Zwei, drei Sekunden Zeit blieben ihm, bevor er zu ersticken drohte. Er bewegte seinen Unterkörper von dem anderen weg und griff mit seinen Fingern hinter sich an dessen Hoden, die er brutal zusammenquetschte. Der Mörder schrie auf, ließ für eine Sekunde los und schützte seinen schmerzenden Unterleib. Blitzschnell hatte sich Schütz umgedreht und rammte dem Täter seine Knie mit voller Wucht zwischen die Beine. Er zögerte nicht eine Sekunde, packte das maskierte Gesicht an den Haaren und schlug ihn mehrfach gegen die Betonwand. Hinter dem Kopf spritze Blut auf, ein kleines rotes Rinnsal löste sich aus dem Mundwinkel. Wie ein nasser Sack fiel der Typ zusammen. Schütz atmete schwer. Erst jetzt schaltete er das Licht an. Der Mensch, der ihn ermorden wollte, war erledigt. Das Prinzip des vorgetäuschten Selbstmordes allein hatte Jürgens Rettung bedeutet. Auf einen solchen Überfall war er seit langer Zeit vorbereitet.
Er schaute sich um. Die Alarmanlage war außer Funktion. Das konnte nur mit einem Code geschehen sein, bestehend aus dem Fingerabdruck von ihm oder dem von Anita.
Die Anlage war am 15. Oktober um 6.30 Uhr stillgelegt worden. Am heutigen Morgen. Mit dem Fingerabdruck von seiner Frau. Das Stilllegungsdatum lag eine Stunde vor Anitas Abreise.
Noch im Keller schloss Jürgen seine Augen. Seine eigene Frau wollte ihn ermorden lassen. Es fröstelte ihn , und ihm war übel. Noch konnte er nicht allzu lange mit seinem Schicksal hadern. Große Müllsäcke dienten als Verpackungsmaterial. Er band sie sorgfältig zu. Mit dem geschulterten Mörder schleppte er sich über sein Gartengelände den Abhang zum Wannsee hinunter.
Schade dachte er, dass seine Yacht bisher diesen einzigen Zweck haben sollte. Er öffnete die Bilge und verstaute die Leiche unter den Fußbodenbrettern im Kielraum. Der einzige Grund, der ihn dazu trieb, war so lange wie möglich unentdeckt seinen Recherchearbeiten nachgehen zu können. Ansonsten hätte er die Leiche Anita zum Frühstück auf den Tisch gelegt.
Corinna meldete sich nicht.
Trotz all dieser vielen Vorfälle an diesem Tag schlief er bald ein, als würde ihn eine geistige Umnachtung in ferne Gefilde entführen.
Schon am nächsten Tag hatte er das Gefühl, als würde er einen Karren anschieben, der von jetzt an ungebremst den Berg hinab rollte.
War Corinna in Sicherheit?
38 Tod in Zürich
War es vernünftig sich noch einmal nach Zürich zu begeben? Lauerten nicht längst alle beteiligten Schergen in der Stadt auf sein Kommen?
Im Sonnenschein beschenkte der General Guisan Quai die Menschen mit guter Laune. Zwei Tage nach dem Überfall lief Schütz nach dem Frühstück in Zürich am See entlang, um das BWB, das „Beraterkonsortium für wirtschaftliche Basisdaten“ zu erforschen. Noch eher dachte er daran, in dieser geheimnisvollen Firma endlich die Unterlagen zu finden, die er seit Monaten suchte: die Gesellschafter der ‚Intercom AG‘, vielleicht sogar die Aktionäre der ‚ Happy Hour ‘.
In einem Torbogen eines alten , offensichtlich vornehmen Hauses entdeckte er den Hinweis. Unmittelbar neben der SSG, der ‚Schweizerischen Sparkassengesellschaft‘, lag es ehrwürdig im Schatten einer uralten Linde. Unter einer Reihe anderer Firmenzeichen machte er das Schild ‚BWB‘ aus. Hier also war die Gesellschaft, die über Hunderte von Millionen DM an Gutachteraufträgen abwickelte. Mindestens 150 Millionen waren es nach Aussagen seines eigenen Chefs allein aus dem ‚Nicoclean‘ Projekt.
Unmittelbar unter dem bronzenen BWB-Schild , entdeckte er einen ebenso leicht in goldglänzenden kleinen Knopf. Bevor er ihn drücken
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