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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Nachforschungen zum Opfer gefallen. Wer ihn umgebracht hatte, brauchte er nicht länger zu fragen.
    Die Sache mit Frau Jenisch aber ging ihm nicht aus dem Kopf. Eine seltsame Verwirrung. Sie war schlichtweg einem Unfall zum Opfer gefallen. Und nur er, Jürgen Schütz, konnte sich darauf einen Reim machen, wie das geschehen sein konnte. Das war ihm noch im BKA bewusst geworden. Er hatte die gleichen Verletzungen auf dem Rücken der Leiche gesehen, die ihn geschmerzt hatten, die gleichen Risse an den Fersen. Den Stein zwischen den Profilen an ihren Sohlen hatte ihm noch Dr. Kreuz gezeigt. Eindeutig, ein heller Quarzstein, wie er sie bei seiner Flucht aus den Katakomben zwischen den Stützstempeln gesehen hatte. Frau Jenisch hatte das gleiche Abenteuer hinter sich gebracht wie er. Nur mit dem Unterschied, er hatte überlebt, sie nicht.
    Die Flucht und der Sprung in den kleinen See hatten viel Kraft gekostet. Von dem Strudel war sie, genau wie er, unter einer Felskante hindurch geschrammt. Der automatische Auswurf ans Tageslicht hatte die Verletzungen verursacht. Vielleicht war sie gar nicht an Schwäche, eher wegen der Angst gestorben? Er war sicher kräftiger und durchtrainierter. Oder hatte er einfach mehr Glück gehabt? Frau Jenisch war in den Katakomben gewesen, wie auch immer sie es fertiggebracht haben mochte. Vielleicht Klingenberg auch? Wahrscheinlich sogar. Beide hatten dafür sterben müssen. Wenn die Sekretärin nicht bei der Flucht ums Leben gekommen wäre, hätte Klingenbergs Schicksal sie ereilt. Warum ihn noch nicht? Zufall oder Planung? Oft genug war er schon nahe dran gewesen.
    Ein paar Mal schon hatte das Telefon in der Rezeption geklingelt. Frau Cresson hielt sich noch bei ihrem Chef auf. Schütz hatte sich angewöhnt, Büros genau zu beobachten. Was war wo, woher wurden Schlüssel zu welchem Zweck geholt? Welche Schublade öffnete die Person am Schreibtisch? Nun hatte er sich auch hier schon eine Weile umgesehen. Das Warten wurde ihm zu lange. Irritiert blickte auf die zahlreichen Lämpchen an der Telefonanlage. Der Bildschirm ihres Rechners zeigte einen Mickey-Maus-Spot. Schütz berührte aus Versehen die Maus. Statt langweiliger Büropost bot der Schirm eine satte Überraschung.
    Sein eigenes Konterfei erschreckte ihn dermaßen, dass er einen leisen Pfiff ausstieß. Es roch mehr nach Verrat als nach Parfüm. Veranlassung für ihn genug aufs Ganze zu gehen. Mit ein paar Fingertasten hatte er den dazugehörenden Text in der Personendatei gefunden. Neben seinem Beruf und den Personalien las er:
    „Keine Auskünfte geben.“
    Daneben leuchteten vier rote Sterne.
    Mein Gott, was bedeuteten die? Wie viel Sterne hatten wohl Klingenberg zum Schluss gehabt und Frau Jenisch? In die Suchdatei tippte er ‚Klingenberg‘ ein und hatte in wenigen Sekunden den toten Buchhalter auf dem Monitor. Daneben stand ‚gelöscht‘ und, das war ja nicht zu fassen, das Datum seines Todes. Nicht etwa das Datum des Tages seines Auffindens. Mit ein paar Fingertasten ging er in die Papierkorbdatei und restaurierte sie. Beinahe traf ihn der Schlag. Klingenberg hatte drei rote Sterne gehabt. Drei hatten schon gereicht, ihn zu liquidieren‘. Er selbst hatte vier. Längst überfällig? Nachdem er die Datei geschlossen hatte, suchte er seine eigene Datei nach weiteren Hinweisen ab. Vielleicht bedeuteten vier Sterne weniger als drei, was die Liquidierung anbelangte? In Berlin würden sie ihn liquidieren, hatten es ja auch schon versucht. Hier wusste man davon. Vielleicht aber auch ..., der letzte Gedanke raubte ihm den Atem. Vielleicht wollten sie ihn erst gar nicht nach Berlin zurückkehren lassen, sondern schon hier ...
    Das Programm hieß unverfänglich „Personen 1“, es war perfekt. So perfekt, dass er ablesen konnte, wie viel Zeit ihm noch zur Flucht verblieben war. Nach dem Schließen der Tür noch vier Minuten, dann würden sie kommen und ihn unter Strom setzen.
    Aus dem Nachbarraum hörte er ein verstärktes Rumoren. Welche Vorbereitungen trafen sie? Er musste raus, schnellstens das Haus verlassen. Waren die offenen Türen nur eine Falle gewesen, ihn mit Leichtigkeit hereinzulassen? Aber nicht wieder hinaus. Ihn in irgendeinem dunklen Schacht abstürzen lassen?
    Mit einem Satz war er bei der Tür. Verdammt sie war verschlossen. Seit diesem Verschließen lief seine Zeit ab. Deswegen war der Mann hinter ihm hereingekommen. Weder Schlüssel, noch Schiebeschloss waren zu sehen. Wahrscheinlich mit elektronischer Sicherheit

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