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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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verriegelt. Schütz blickte sich Hilfe suchend um. Er rannte zu der Tür mit dem Männchen drauf. Vielleicht hatte die Toilette ein Fenster? Er stürzte hinein, schob von innen einen Riegel vor. Da war ein Fenster. Aber nur ein Innenfenster, es führte in einen anderen Flur. Schütz hämmerte mit der Faust gegen die Querverstrebung aus Holz und brach sie aus. Dann quetschte er sich hinaus. Unter sich drei Meter Leere, dann eine Stufe. Ein Sprung, es ging gut. Befreit atmete er durch.
    Zu vermuten war , dass auch in diesem Nachbarhaus die Haustür verschlossen war. Er rannte nach oben. Ihm verleite die Hoffnung Flügel, irgendwo einen Dachausgang zu finden. Noch schienen sie seine Flucht nicht bemerkt zu haben. Das Haus war ruhig. Als er die ersten Alarmsignale vernahm, hastete er noch die Stufen in dem Treppenhaus hoch. Sechs Stockwerke hatte das Gebäude. Im Ersten war er gewesen. Die restlichen fünf fielen ihm unglaublich schwer. Seine Beine erlahmten wie bei der Flucht in einem Albtraum. Es schien ihm, als käme er nicht voran. Das Poltern und aufgeregte Rufe im Nachbartreppenhaus versetzten ihn in Angst. Endlich war er oben angelangt. Eine schmale Tür verschloss den Zugang zum Dachboden. Im unteren Treppenhaus hörte er die ersten Ausrufe: „Er muss dort oben sein.“
    Der Flüchtige nahm Anlauf und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie barst und er stürzte vom eigenen Schwung in den dahinter liegenden Dachboden. Ein muffiger Geruch wie in einer Leichenkammer verfolgte ihn. Rasch erhob er sich, außer Atem und die Jäger hinter sich. Ein Rundumblick zeigte ihm zwei kleine Dachfenster. Nachdem er aus beiden geschaut hatte, entschied er sich für das kleinere, aber mit den besseren Möglichkeiten auf dieser Dachseite. Eine Reihe von Häusern stieß mit den Dächern aneinander. In der mittleren Rinne flüchtete er bis an den hinteren Rand. Dort gab es eine Verbindung hinter das nächste Dach. Unter seinen Schuhen knirschten die Ziegel.
    Nur für eine Sekunde hielt Schütz inne. Irgendwann würden diese Dachverbindungen ein Ende haben. Dann stand er am Abgrund. Tödliche Einsamkeit stieg in ihm hoch. War es das, was sie wollten? Ihn jagen und abstürzen lassen? Das nächste Dachfenster schlug er kurzerhand ein. Ein Gedanke hielt ihn davon ab, dort einzusteigen. Noch ein Dach weiter lief er und stieß auf ein geöffnetes Fenster. Schütz hielt einen Augenblick inne. Wohin sollte er sich wenden? In der Hoffnung, seine Verfolger vermuteten ihn in dem Ersten, steckte er seinen Kopf durch das geöffnete Fenster.
    Er befand sich mit seiner Hüfte abwärts noch auf dem Dach, als er einen Tritt gegen sein Schienbein bekam. Erschreckt schaute er sich um, den Duft eines frisch geputzten Stiefels in der Nase. Das Zögern kostete ihn zu viel Zeit. Sein Verfolger nutzte die Sekunden und zerrte ihn aus dem Fenster heraus auf das Dach. Noch auf dem Boden liegend sah er einen Stiefel auf sein Gesicht zukommen. Nase und Kiefer würden in Bruchteilen von Sekunden krachend zu Bruch gegangen sein. Wie in einer Zeitlupe nahm er seine eigenen Arme wahr, die kurz vor seinem Gesicht den Stiefel von unten ergriffen und den ganzen Fuß nach oben schleuderten. Seine Körperbewegungen liefen reaktionsschnell ab. Der Verfolger schrie auf, als er mit seinem Schädel rücklings auf das Dach krachte. Schon war Schütz über ihm und trat ihm in den Unterleib. Noch ein paar Mal zuckten seine eigenen Füße auf und fanden ihr Ziel in dem Körper des Verfolgers. Der Mann war bewusstlos. Er war gut gekleidet. Kein professioneller Killer, eher ein Bürohengst, ein Mitarbeiter aus dem BWB. Schade um dich, dachte Schütz. Er schaute sich um, außer dem einen konnte er niemand sehen. Den Bewusstlosen schleppte er an die Dachkante, eine stinkende Spur von Kot und Urin hinter sich lassend. Er rollte den schweren Mann über die Regenrinne. Krachend flog der Körper auf die Abdeckung eines Art Wintergartens, die zwei Meter unter dem Hauptdach hervorsprang. Noch waren keine anderen Verfolger zu sehen. Er kletterte durch das geöffnete Dachfenster des nächsten Hauses. Der gleiche Speicher, wie beim ersten Haus, der gleiche Muff. Die Tür war verschlossen. Nach einem Tritt gab das alte Schloss nach. Schütz lief im Treppenhaus hinunter. Einen alten Mann lachte er fröhlich an. Als ihm eine Frau mit frischen Orangen im Einkaufskorb begegnete, wartete er so lange, bis sie ihn passiert hatte. Noch hatte er die Haustür zu überwinden. Beim Nähertreten

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