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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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wühlte er sich durch bis zu den Bilgebrettern im Vorschiff. Unter dem Boden am Bug hatte er in einem kleinen metallenen Kästlein seine Schiffspapiere versteckt. Unberührt lagen sie am selben Platz.
    Den Eigentümernachweis drückte er fest in seiner inneren Jackentasche in ein wasserdichtes Kunststofffach, das er mit Klebeband verschloss. Diese kleinen unbedeutend erscheinenden Handlungen waren ihm für sei Weiterleben sehr wichtig. Die Yacht schaukelte sacht in der leichten Dünung. Erstaunlich, die Tür zum Anlegesteg konnte er öffnen.
    Mit schnellen Schritten lief er den Stufenweg den Hang hinauf bis zu seinem Haus. Wie von einem starken Magneten fühlte er sich angezogen. Sein Ableben schien für die meisten von den Gästen dort drinnen Grund genug zu sein, sich in einem feucht fröhlichen Zusammensein verbunden zu fühlen. Waren sie beim Leichenschmaus oder feierten sie ein Siegesfest? Trotz der Isolierverglasung konnte er die lauten Stimmen vernehmen und die Personen akustisch erkennen. Den Einzigen, den er aus der üblichen Runde nicht wahrnehmen konnte, war sein Freund Dr. Karlheinz Westenhagen. Dafür zog ein neuer Gast in diesem Kreis die Aufmerksamkeit von Männern wie von Frauen auf sich. Mit erhitzten Worten fiel die illustre Gästeschar über Schönheit und Reichtum her. Im Augenblick gab es für sie keinen Grund, sich in die kalte Nacht hinaus zu begeben.
    Je mehr Worte er hörte, desto schneller bemerkte der Lauscher, dass sich die Runde der Freunde in ihren Gesprächen verändert hatte. Nicht wie üblich lümmelten sich die meisten auf den Couchen herum. Heiße Debatten erkannte er an den heftigen Gesten und an den erhitzten Gesichtern. Es war nicht so, wie er es noch beim Heranrudern geglaubt hatte. Seine Freunde waren aus der Lethargie des Alltags erwacht, sie ließen sich nicht jedes Futter vorsetzen, ließen sich nicht mit jeder Lüge abspeisen. Jürgen erkannte die Not bei Anita, wie sie sich gegen Attacken wehrte. Ihr neuer Freund, der sich in ihrer Nähe aufhielt, wurde von seinen Freunden heftig attackiert.
    Über den Waldweg eilte er wieder zurück. Am Bootshaus lag sein kleines Dingi vertäut, das er unbehelligt im Yachtklub von Wannsee wieder aufgefunden hatte. Er stand in dem Holzbau, wollte sich gerade dem Bötchen zuwenden, als sein Blick noch einmal auf die vielen Kisten fiel. Mit dem Standerschein in der Tasche hatte er seine Ruhe wieder gefunden. Nun leuchtete er all die Kisten und Kartons ab. Seltsame Beschriftungen irritierten ihn mehr, als sie Klarheit schafften. Was sollte das? Galt es sie vor einer überraschenden Durchsuchungsaktion in Sicherheit zu bringen? Er pfiff leise durch die Lippen.
    Das aber hieß, am nächsten Abend wären sie nicht mehr da. Seine letzte Chance an Dokumente heranzukommen? Das Glück ließ ihn nicht im Stich.
    Ab und zu trat Schütz auf den Steg, stellte seine Ohren in Richtung Nikolskoe, um zu lauschen, ob die Party noch im Gange war. Nach seiner Berechnung und Erfahrung hatte er noch ein paar Stunden Zeit. Sorgfältig untersuchte er seine Beute. In dem Dingi würde er nicht viel mitnehmen können.
    Was in einem Politikerleben am interessantesten war, erkannte er aus den Beschriftungen. Geschäfte und Machenschaften, die damit zusammenhingen. Seine Auswahl würde er in weiten Zügen dem Zufall überlassen müssen. Nachdem er alle Kisten oberflächlich angeschaut hatte, nahm er sich zunächst die vor, die nicht sorgfältig genug zugeklebt waren. Einige erweckten den Eindruck, als wären die Ordner bei einer Flucht nachträglich hineingestopft worden. Alles ähnelte einer hastigen Ausräumaktion. Das schwerste Paket schnitt er auf. Was sich ihm anbot, war das Geschenk des Himmels. Zumindest äußerlich. Er stieß auf einige Festplatten und Speicherchips. Auf anderen Kisten, die doppelt und dreifach verschnürt waren hatte er die Insignien gefunden „I. Ag.“, „H.H.AG“ und „N. AG“
    Er würde einen Besen fressen, wenn das nicht seine gesuchten Dokumente waren.
    Im Bootssalon hockte er zwischen den Kisten auf einer Bank, wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn. Das kleine Licht seiner Taschenlampe huschte über die Vielzahl von Beschriftungen und ausgegrabenen Dokumenten. Allein, diese Auswahl könnte er nicht in seinem Boot mitnehmen. Ein zweites Mal zurückzukommen war möglich aber gefährlich. Was, wenn in der Zwischenzeit die Party beendet und das Schiff geleert worden wäre?
    Der Gedanke erschreckte ihn mehr als die

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