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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Gefahr ihn bedrohen könnte.
    Kurz entschlossen entschied er sich, das Wagnis auf sich zu nehmen. Zunächst einige Ordner aussortieren und sichern. Dann wiederkommen. Dennoch würde sein Fortbleiben Stunden in Anspruch nehmen. Er musste zurück bis in einen kleinen Hafen nach Kladow fahren, vielleicht zwei bis drei Kilometer. Dort hatte er seinen Mietwagen geparkt. Kisten ausladen und zurück zur Bootshütte. Das alles nur mit Rudern. Unter Motor zu fahren, war nachts verboten. Außerdem wäre er dadurch aufgefallen.
    Das Risiko musste er wagen. Vielleicht seine letzte Chance. Selbst die Intercom Ordner enthielten viel unnützes Zeug. Er wusste nicht, was er davon mitnehmen sollte. Die Festplatten und Chips auf jeden Fall. Er lud sein kleines Schiff voll und ruderte von dannen. Den Innenraum seiner Yacht hinterließ er so, wie er ihn vorgefunden hatte. Zumindest äußerlich.
    Bald war er dem Bannkreis von Nikolskoe entflohen. Irgendwann mitten in der Nacht traf er in Kladow ein. Schnell waren die Unterlagen in seinem Wagen verstaut, eine Decke darüber und erneut mit kräftigen Stößen zurück an die Anlegestelle seiner eigenen Yacht. Die Veränderung in seinem Heim war nur darin zu sehen, dass es noch lauter als zuvor zuging. Allzu gerne wäre er noch einmal hochgelaufen, hätte gelauscht. Wenn er die Signale vor ein paar Stunden richtig gedeutet hatte, war Anita nicht mehr unangreifbar. Die Neugierde war stark. Keinesfalls durfte er seine Erfolge aufs Spiel setzen.
    Sein Dingi versteckte er zwischen Bootsschuppen und Ufer. Die Halteleine warf er mit einem einfachen Auge über einen kleinen Pfosten. Im Zweifel würde er schnell ablegen müssen.
    Bald hockte Schütz wieder zwischen den Kisten, hatte sich in Akten vertieft. Das Licht aus der Taschenlampe schwächelte. Verdammt, er hatte vergessen, Ersatzbatterien mitzunehmen. Ein verändertes Geräusch ließ ihn aufmerksam werden.
    In das abrückende Motorendröhnen mischten sich menschliche Stimmen. Sie kamen die Stufen den Hang von seinem Grundstück herunter. Eine Frau und ein Mann. Den Mann kannte er nicht, Anita an ihrer Stimme. Wollten sie jetzt die Kisten aus dem Boot und dem Schuppen in ihr Haus transportieren? Er löschte die Lampe. Verstaute die Ordner in den Kartons. Nahe dem Anlegesteg verblassten die Stimmen. Noch hielt ihn der Bootsschuppen versteckt. Wenn sie jetzt hereinkämen, würden sie ihn entdecken. Mit einem Satz war er aus dem Niedergang der Yacht gesprungen, verbarg sich hinter dem Bug des Schiffes auf dem Holzsteg im Schuppen. An der Bugspitze befand sich das Tor mit geöffnetem Schloss. Geduckt bewegte sich Schütz näher an die Bugspitze heran. Die Besucher schalteten kein Licht ein, trugen kein Licht mit sich. Ihnen genügte für ihre Arbeit der dünne Schein der Nacht mit all den reflektierenden Lichtern auf dem See.
    Mit gedämpften Stimmen unterhielten sie sich. Ein kurzes Anheben seines Kopfes über die Bootskante erlaubte ihm einen Blick auf ihre dunklen Gesichter. Wer war der Mann? Anita zeigte durch das offene Hüttendach in den Abendhimmel. „Dort oben kreist ISS 25.“
    „Welch wundervolle Erinnerungen umrunden uns.“
    „Oft bin ich mit meinen Gedanken in der Station“, flüsterte Anita, „bei dir und unseren gemeinsamen Abenteuern.“
    „Es war das Schönste, was uns die Welt jemals bescheren konnte. Vielleicht lässt es sich noch einmal wiederholen“, schwärmte ihr Begleiter.
    „Weißt du, Armin, ich glaube nicht. Das Prickelnde lag im Verbotenen. Das hat uns berauscht. Nach seinem Tod ist nichts mehr verboten.“
    „Leider“, bestätigte ihr Weltraumgefährte.
    Es war also Armin. Der Mann, der mit ihr im Orbit war. Der Mann aber auch, von dem Olga berichtet hatte.
    Wasche wandte sich um und küsste sie, fuhr ihr mit der Hand über den Rücken. Nach wenigen Augenblicken saßen sie in der Plicht. Er schob ihren Rock hoch bis über die Hüfte. Vor den Augen des Beobachters liebten sie sich. Selbst in der Dunkelheit glaubte er, ihre glühenden Wangen zu erkennen. Dann erhob sich Anita, streifte ihren Rock herunter, gab leise ein paar Kommandos.
    Sie fuchtelten flüsternd mit ihren Armen herum. Wollte sie ihrem Liebhaber zeigen, welche Kartons er zuerst und welche er zuletzt herausholen sollte? Schließlich hörte er von ihr ein paar deutliche Worte. „Gut, dann gehe ich jetzt. Damit wird auch der Typ endlich verschwinden. Dann sind wir alle Sorgen los.“ Anita wandte sich ab.
    An ihren Schritten hörte Schütz, wie

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