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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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viel schlimmer, weil er sich als Freund der Navajos ausgegeben hat.« Er machte eine Pause und sah zu ihr hinüber. »Das hat Washington nie getan«, stellte er fest. »Er ist ein ehrlicher Feind gewesen.«
    Professor Louisa Bourebonette ließ sich nicht im geringsten anmerken, ob sie die feine Ironie dieser Äußerung gespürt hatte.
    Die Sonne stand schon ziemlich tief, als sie nach Shiprock und zum San Juan River hinunterfuhren. Sie hatten über alles mögliche gesprochen: über die Arizona State University, an der Leaphorn vor vielen Jahren studiert hatte, über die Frage, ob Alkoholismus rassisch oder genetisch bedingt sei, über die Biographie/Memoiren/Autobiographie Hosteen Ashie Pintos, die sie in zwanzigjähriger Arbeit zusammengetragen hatte, über Trockenperioden und zuletzt über Polizeiarbeit.
    Leaphorn hatte das Gespräch absichtlich auf ihr Buch über Pinto gebracht, aufmerksam zugehört und war in seinem Eindruck bestätigt worden, daß im Augenblick für sie nichts wichtiger als diese Arbeit war. Ihm war aufgefallen, daß sie zwischendurch lange schweigen konnte. Auch jetzt schwiegen sie gemeinsam, während sie fünfzehn Kilometer lang nach Shiprock hinunterrollten. Inmitten einer weiten Landschaft aus Grau-und Beigetönen bildeten die Pappeln am Fluß eine goldgelbe Schlangenlinie. Dahinter begrenzten dunkelblaue Berge den Horizont: die Abajos, Sleeping Ute und die San Juans, auf denen schon der erste Schnee lag. Es war einer der für die Wüste typischen stillen goldenen Spätherbsttage.
    Leaphorn sprach als erster wieder.
    »Ich habe versprochen, mich bei dem Captain, der die hiesige Außenstelle leitet, zu melden«, sagte er und griff nach seinem Mikrofon.
    Der diensthabende Beamte teilte ihm mit, daß Captain Largo nicht in der Dienststelle sei.
    »Kommt er bald zurück?«
    »Schwer zu sagen. Eine Schießerei ist gemeldet worden. Er ist vor ungefähr einer Stunde hingefahren. Eigentlich müßte er bald zurückkommen.«
    »Ein Mord?«
    »Schon möglich. Wir haben einen Krankenwagen hingeschickt. Soll ich den Captain rufen?«
    »Nein, Sie brauchen ihn nicht zu stören«, wehrte Leaphorn ab. »Sobald er zurückkommt, können Sie ihm sagen, daß ich direkt zu Huan Ji gefahren bin. Bestellen Sie ihm, daß ich mich melde, falls ich etwas Wichtiges herauskriege.«
    »Huan Ji«, wiederholte der Beamte. »Von dort ist die Schießerei gemeldet worden. Dorthin haben wir den Krankenwagen geschickt.«

13  
    Als sie in die Straße einbogen, in der Huan Ji wohnte, kam ihnen der zum Public Health Service Hospital in Shiprock zurückfahrende Krankenwagen mit heulender Sirene und eingeschaltetem Blaulicht entgegen. Aber Leaphorn hatte zuviel Erfahrung mit Gewaltverbrechen, um sich davon täuschen zu lassen. Der Fahrer hatte es nicht wirklich eilig. Er erkannte Leaphorn im Vorbeifahren und hob grüßend die rechte Hand. Das Tatopfer, auf das geschossen war, befand sich nicht mehr in Lebensgefahr oder war bereits tot.
    Jis Haus war ein rechteckiger Bungalow in leichter Holzbauweise inmitten einer großen Siedlung von solchen Häusern. Sie waren vor vielen Jahren von einem Bürokraten im Amt für indianische Angelegenheiten zur Unterbringung von Mitarbeitern dieser Behörde entworfen worden. Windschief und verwittert waren sie dann später in Stammeseigentum übergegangen und wurden jetzt von Lehrern, Krankenhauspersonal, Straßenarbeitern und Angehörigen ähnlicher Berufe bewohnt. Es bestand nicht der geringste Zweifel daran, welches Jis Haus war. Mehrere Streifenwagen standen davor, und ein paar Nachbarn beobachteten die Szenerie aus ihren Gärten. Aber es wäre auch ohne die Magnetwirkung dieser vorübergehenden Tragödie aufgefallen.
    Der Bungalow war von einem ordentlichen Maschendrahtzaun umgeben und lag an einer kiesbestreuten Einfahrt, die zu einem leeren Abstellplatz führte. Hinter dem Zaun befand sich ein Blumenbeet, das von präzise gelegten Klinkersteinen eingefaßt wurde. Auf beiden Seiten des Wegs zur Haustür standen in gleichmäßigen Abständen je sechs Rosenbüsche. Der Herbst hatte den Rasen grau gefärbt, aber er wartete frisch gemäht auf den Frühling.
    Das Haus selbst war eine getreue Kopie der benachbarten Bungalows - und doch so fremdartig wie ein Marsbewohner. In einer Reihe von Häusern, die alle verwittert, windschief und heruntergekommen waren, wirkte sein frischer weißer Anstrich wie ein Vorwurf an die staubige Straße.
    Captain Largo - ordentlich wie das Haus, aber etwas kleiner -

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