Der Kollapsar
Draht hängt.«
Flinx hatte von dieser Waffe gehört, aber noch nie zuvor eine gesehen. Aber schließlich gab es auch zahllose Methoden zum Töten anderer Wesen, und die Qwarm kannten zweifellos die meisten davon.
»Der Draht ist auf einer Spule im Handgriff aufgerollt«, erklärte Pocomchi jetzt. »Er erfüllt zwei Funktionen: er überträgt die tödliche Ladung und führt die Nadel in ihr Ziel. Wenn jemand mit diesem Ding hier umgehen kann« - er wog die kleine Waffe in der Hand -, »dann gibt es gegen ihn keinen Schutz. Wenn man sich mit dem Lenksystem auskennt, kann man damit um einige Ecken schießen. Die ideale Waffe für einen Hinterhalt. Der Gegner hat nicht die geringste Chance. Er kann sich nicht wehren.«
Flinx wußte, daß Habib sofort tot gewesen war. Warum hatte aber dann... ?
Er ging um den Pilz herum und blickte auf ein Bächlein, das neu entstanden war. Auf der anderen Seite stand Ab und hielt eine künstliche gelbrosa gefärbte Blume in der Hand. Sein großes blaues Auge studierte sie.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte Flinx im Selbstgespräch.
»Ich verstehe das auch nicht«, brauste Pocomchi auf. Dann bemerkte er, daß Flinx in die Ferne starrte und mit seinen Worten gar nicht den Mord gemeint hatte.
»Es ist Ab, mein Exote«, erklärte Flinx schließlich. »Diese Nadel hat ihn getroffen. Ich habe gesehen, wie sie ihn traf. Ich habe es gehört. Die Ladung erreichte ihn und man merkt es ihm nicht an. Ich habe schon von natürlicher Erdung gehört, von Nervensystemen, die ungeheure Stromspannungen ohne Schaden durch den Körper ablenken können - aber noch nie bei Tieren, nur bei Pflanzen.«
Pocomchi zuckte die Achseln. »Vielleicht ist dein Ab eine Pflanze, die ein Tier imitiert. Wer weiß? Für dich ist doch nur wichtig, daß er sich dem Schuß gegenüber als immun erwies.«
Flinx blickte sich verstört um. »Das bedeutet, sie wissen, daß ich auf Alaspin bin. Ich muß weiter.« Er setzte sich in Bewegung. »Kommst du mit, Pocomchi? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
Der Indio lachte spöttisch. »Du machst es dir leicht, Kleiner, fragst mich um Hilfe. Die Qwarm sind hinter dir her, warum sollte ich dich begleiten? Ich kenne einfachere Methoden, Selbstmord zu begehen.«
Flinx blieb stehen. Er starrte Pocomchi an. »Ich muß den Mann finden, von dem du mir erzählt hast, selbst wenn es sich wieder um eine falsche Spur handeln sollte. Du bist der einzige auf ganz Alaspin, den ich kenne und der ihn finden kann. Ich erwarte von dir nicht, daß du aus Freundschaft mitkommst. Ich bin bereit, dich dafür zu bezahlen. Warum du mitkommen sollst? Warum nicht?« konterte er ziemlich herzlos. »Oder hast du andere Pläne?«
»Nein«, flüsterte Pocomchi ausdruckslos, »andere Pläne habe ich nicht.«
»Aber die Bezahlung reicht als Motivation nicht aus«, fuhr Flinx rücksichtslos fort. »Also will ich dir einen besseren Grund nennen. Ich wäre sehr überrascht, wenn die nicht noch einmal versuchen würden, Ab und mich zu töten.«
Pocomchi stand auf und wischte sich über den Hosenboden, um den imaginären Sand wegzuwischen. »Das ist kein Grund.«
»Überleg doch, Pocomchi«, drängte Flinx. »Das bedeutet, daß ihr, du und Balthasar, eine Chance bekommt, weiteren Qwarm zu begegnen.«
Der Indio blickte zu ihm auf. Einen Augenblick lang schien er nicht zu verstehen. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, als er begriff, was Flinx meinte. »Ja. Ja, vielleicht bekommen wir eine Chance. Das gefällt mir.« Er nickte langsam, energisch. »Ich werde mit dir kommen und dich führen, Flinx.« Dann wandte er sich um, spuckte auf die beiden Leichen und murmelte etwas in einer gutturalen fremdartigen Sprache.
Flinx nahm Pocomchi am Arm und zog ihn zum Ausgang. Sie überquerten den kleinen Bach. Als sie bis zu den Knöcheln im Wasser standen, verwandelte er sich in einen Fluß aus geschmolzener Lava. Flinx spürte etwas Heißes an den Beinen, das sie binnen Sekunden zu Asche hätte verbrennen sollen. Aber er achtete nicht darauf. In seinen Gedanken war jetzt keine Zeit für die Effekte der Traumhölle.
»Komm, Ab!« rief er nach hinten gewandt. Blaue Augen sahen ihn an. Mit einem freundlichen Liedchen folgte der Exote den beiden Männern durch die flammende Flut. Als sie an den Ausgang der Traumhölle kamen, hatte Pocomchi sich genügend erholt, um mit seinem eigenen Kredimeter für seinen Aufenthalt zu bezahlen.
Schließlich standen sie wieder draußen auf der Straße. Flinx machte sich
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