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Der Kollapsar

Der Kollapsar

Titel: Der Kollapsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auf den Weg zu seinem Hotel, und Pocomchi trottete neben ihm her. Das letzte Licht des alaspinianischen Abends verblaßte zu bernsteinfarbenem Leuchten. Flinx, der jeden Augenblick damit rechnete, daß hinter irgendeinem Faß hervor, von einem Dach oder einem Hoverlaster aus ein Angriff auf sie gestartet würde, ertappte sich dabei, wie er sich beständig nach allen Seiten umsah und ebenso auf eingebildete wie echte Bewegungen achtete.
    Plötzlich war ein zischender Schrei zu hören - ein Laut, der von einem Reptil stammte. Beide Männer blieben stehen. Hinter ihnen erhob sich ein lederflü- geliges Etwas in den Himmel. Es zog über ihre Köpfe dahin und jagte dem Sonnenuntergang entgegen. Einen Augenblick lang hielt es inne, ein kurzes Stück vor ihnen, drehte einen Kreis. Ein Traumdrachen aus einem Kindermärchen - glitzerndes Geschmeide im Lichte der untergehenden Sonne. Und dann stieß das Wesen wieder einen kurzen Schrei aus; jetzt hatte es seine Entscheidung getroffen. Mit flirrenden Schwingen schoß es in Richtung auf die untergehende Sonne davon. Bald war es Flinx' Blicken entschwunden.
    Die beiden Männer gingen weiter. »Ich hab' mir schon überlegt, was Habibs Minidrach tun würde«, murmelte Flinx nachdenklich. »Ich hab' mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen, was ein zahmer Minidrach tut, wenn sein Meister tot ist.«
    »Jetzt weißt du es - sie werden wieder wild«, erklärte Pocomchi. »Hazarez war eine gute Schlange.« Er blickte in die Sonne, welche den zusammenschrumpfenden schwarzen Punkt verschlungen hatte. »Balthasar wird Hazarez auch vermissen.«
    »Wir werden noch eine ganze Menge mehr vermissen«, versicherte Flinx seinem Begleiter, »wenn wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit von der Straße verschwinden. Die Qwarm haben es gern dunkel - nicht nur, was ihre Kleidung angeht, sondern auch die Umgebung. Ich hab' ein paar Kleinigkeiten in meinem Zimmer, die ich gern holen möchte. Dann können wir einen Skimmer mieten und aus der Stadt verschwinden.« Er beschleunigte seine Schritte, drehte sich dann um und rief: »Beeil dich, Ab - ich hab's eilig!«
    Der blaugrüne Exote beschleunigte das Tempo seiner vier Beine, ohne daß ihm das Mühe zu bereiten schien.
    Als sie das bescheidene Hotel erreichten, in dem Flinx wohnte, war es über diesem Teil Alaspins bereits Nacht geworden. Die Tür öffnete sich, als er seine Türkarte einschob. Dann standen die beiden Männer und Ab in der einfach gehaltenen Lobby.
    Flinx ging geradewegs auf den Lift zu, sein Zimmer lag im zweiten Stock. Pocomchi und Ab hielten sich dicht hinter ihm, so dicht, daß der Indio beinahe gegen ihn geprallt wäre, als Flinx wie vom Donner gerührt stehenblieb.
    »Flinx?« fragte Pocomchi leise, jetzt seinerseits auf der Hut.
    Ein amorphes drückendes Etwas hatte sich wie ein Fluch über Flinx' Gedanken gelegt. Einen Augenblick lang bereitete es ihm Schwierigkeiten, das Gefühl zu analysieren. Dann wußte er es. Der geistige Geruch des Todes durchdrang das ganze Gebäude. Und dieser Tod mußte erst vor wenigen Minuten eingetreten sein.
    Er versuchte sich einzureden, daß es sich vielleicht nur um die Nachwirkung der Erlebnisse in der Traumhölle handelte, eine Art geistigen Kater. Vielleicht war es auch eine Folge seiner oft morbiden Phantasie. Aber in Wirklichkeit wußte er, daß dem nicht so war. Es war die psychische Bedrückung des Todes. Er versuchte, seine Angst vor dem, was hier geschehen sein mußte, zu verdrängen und sich rational zu verhalten.
    Statt den Lift zu nehmen, versuchte er sich in die Richtung zu beugen, wo der Todesgeruch am kräftigsten war. Die Spur führte ihn zur anderen Seite der Lobby. Dort hatte Mirable ihren Arbeitsplatz und ihre Wohnung. Als er den Klingelknopf betätigte, hörte er es drinnen summen. Aber niemand kam, um die Tür zu öffnen oder nachzusehen, wer da war. Er klingelte noch einmal, mit demselben Ergebnis. Er versuchte sich einzureden, daß sie vielleicht das Gebäude verlassen hatte. Das mußte es sein. Seine Rechnung war zwar für zwei weitere Tage im voraus bezahlt, aber es war ein Gebot der Höflichkeit, eine kurze Nachricht zu hinterlassen, seine plötzliche Abreise zu erklären.
    Er nahm den Lichtgriffel aus dem Halter an der Wand und schrieb seinen Abschied auf die elektronische Informationstafel. Dann drückte er den Aufzeichenknopf. Wenn sie zurückkehrte, würde sich das Gerät automatisch einschalten. Das, was er aufgeschrieben hatte, würde für sie in eine akustische

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