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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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auch die Gemeinde
ein gewisses Anrecht«, fügte Karl Huber hinzu.
    »Das ist doch
Bullshit!«, blökte Birnbaum.
    »Sprichst du jetzt schon
Englisch, Xaver?«
    »Der Tobias bringt’s mir
bei. Kann ja nicht schaden, wenn demnächst die ganzen Touristen hierherkommen.«
    »Wenn du dich da nur
nicht täuschst«, sagte der Huber. »Es gibt da nämlich durchaus feine
juristische Unterschiede, mit denen du dich vielleicht mal befassen solltest,
bevor du große Töne spuckst.«
    »Das habe ich schon
getan, vielen Dank. Was auf meinem Grund liegt, gehört mir. Der Acker ist seit
Generationen im Besitz meiner Familie, und wer mir das streitig machen will,
der kriegt eine Watschen!«
    »So einfach ist es
leider nicht«, sagte der Machandel mit feinem Zwinkern. »Erstens kommt es
darauf an, in welcher Tiefe der Fund gelegen hat, und zweitens, wer ihn dahin
verbracht hat. Und drittens kann man so etwas nicht mit brachialer Gewalt
entscheiden.«
    Birnbaum geriet
allmählich in Fahrt. »Erstens geht es dich gar nichts an, in welcher Tiefe das
Ding lag, Fritz, denn das habe ich nicht ausgemessen. Zweitens hat der liebe
Gott den Meteoriten persönlich dorthin fallen lassen, denn wer sonst ist für
Meteoriten zuständig, und du wirst doch wohl Seine Entscheidung nicht bekritteln
wollen? Und drittens können es auch gern drei oder vier Watschen sein, wenn dir
das besser gefällt.«
    »Jetzt sei doch
vernünftig, Xaver«, sagte der Huber mit seiner leisen Stimme. »Wir sind doch
Freunde! Wir gehören alle zur selben Gemeinde, und im Grunde sollten wir doch
die gleichen Interessen haben.«
    »Eure Interessen kenne
ich«, murrte Birnbaum.
    »Sie werden sich von den
deinen nicht allzu sehr unterscheiden.« Der Machandel lächelte milde. »Denk
doch mal nach: Was spräche denn dagegen, den Meteoriten beispielsweise im
Gemeindehaus auszustellen, in einem kleinen Extraraum, wo er in einer
Glasvitrine liegen könnte. Und alle Leute, die ihn sehen wollen, zahlen einen Euro.«
    Der Mayer klopfte
Birnbaum leutselig auf die Schulter. »Was glaubst du, was da zusammenkäme!«
    »Und das wäre was von
Dauer. Davon hätten wir alle was, für viele Jahre«, gab der Huber zu bedenken.
»Wenn du ihn hingegen verscherbelst, dann bekommst du vielleicht ein paar
hübsche Scheinchen. Aber wenn die durchgebracht sind, hast du nichts mehr
davon, und die Gemeinde geht ohnehin leer aus. Und das kannst du doch nicht
wirklich wollen, nicht wahr?«
    »Und was das Wichtigste
ist: Bevor du ihn verscherbeln kannst, müssen die Besitzrechte ganz einwandfrei
geklärt sein«, erinnerte ihn Machandel. »Dann geht es vor Gericht. Und so was
kann sich über Jahre hinziehen.«
    »Vielleicht über
Jahrzehnte«, nickte der Mayer. »Und dann hat am Ende niemand was davon. Und das
wollen wir doch alle nicht, Xaver, meinst du nicht?«
    »Denke doch an die
Maria. Und an deine Kinder«, fügte der Huber überflüssigerweise hinzu. »Mach
ihnen doch keinen Kummer.«
    Birnbaum sagte nichts
mehr, und die Delegation, der die Limonade anscheinend nicht geschmeckt hatte,
erhob sich wieder. Birnbaum schaute zu, wie der rote Wagen, der dem Machandel
gehörte, auf der Zufahrt Richtung Landstraße verschwand. Dann zückte er sein
Telefon und wählte die Nummer von Monika Schwalbe.

19
    »Zu einem Anwalt willst du?«,
fragte Maria, als ihr Mann sich am nächsten Morgen statt des alten Halstuches,
das er bei der Arbeit trug, eine Krawatte umband. Das Gerenne oben auf dem
Acker war in den letzten Tagen nicht weniger geworden, und die meiste Arbeit
blieb an ihr hängen.
    »Ja, warum nicht?«,
antwortete er. »So ein rechtliches Grundwissen muss ich mir jetzt wohl
aneignen, als Besitzer eines Kometen.«
    »Mit der Studentin?«
    »Mit der Monika
Schwalbe, genau.«
    Maria sagte nichts mehr.
Ihre Hände waren dunkel vom Kartoffelschälen, ein Berg Bügelwäsche wartete, und
nach Mittag musste Tobias wieder zum Sport nach Trostberg. Und ihr Mann fuhr
nach München, angetan mit seinem besten Anzug.
    »Also, ich geh dann«,
sagte Birnbaum. Aber Maria schaute nicht auf.
    Draußen war die Schwalbe
bereits vorgefahren mit ihrem blitzweißen Wagen und hatte auf die Hupe
gedrückt.
    »Möchte Ihre Frau nicht
vielleicht mitkommen nach München?«, fragte sie, als Birnbaum sich auf dem
Beifahrersitz anschnallte.
    »Ich glaube nicht«,
murmelte Birnbaum mit schlechtem Gewissen, weil er gar nicht darauf gekommen
war, sie zu fragen.
    Monika Schwalbe
plauderte über eine Party in Schwabing, über eine

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