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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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herrenloses, bis zum Zeitpunkt des Fundes verborgenes Gut mit seinem
Auffinden automatisch Eigentum des Staates wird. Unter dieses Schatzregal fällt
das Auffinden von Bodendenkmälern, worunter archäologische Kulturdenkmäler zu
verstehen sind.«
    Birnbaum und Monika
Schwalbe machten lange Gesichter. Dr. Hasenpfeffer aber lächelte wie ein
gütiger Weihnachtsmann, der den Kindern nur einen Schrecken einjagen wollte, um
dann hinter der Rute doch noch ein Geschenk hervorzuholen: »Zum Glück und zu
unser aller Freude befinden wir uns hier jedoch in Bayern. Und während in den
meisten Bundesländern in den Denkmalschutzgesetzen ein Schatzregal vorgesehen
ist, bildet Bayern, neben Hessen und Nordrhein-Westfalen, eine Ausnahme.«
    Xaver Birnbaum und die
Schwalbe freuten sich, in Bayern zu sein, zumindest so lange, bis Dr.
Hasenpfeffer abermals den Zeigefinger hob: »Allerdings gilt auch in den Fällen,
wo es kein Schatzregal gibt, dass die Länder sich herausragende Funde aufgrund
anderer Bestimmungen sichern und auch unabhängig von der Eigentumsfrage einer
wissenschaftlichen Bearbeitung zuführen können.«
    Die Geologin zog die
Stirn in Falten. »Mit einem Wort, alles ist Auslegungssache! Am Ende hat das
Land die Möglichkeit, Herrn Birnbaum den Meteoriten wegzunehmen und ihn zu
Forschungszwecken irgendeiner Stelle zuzuführen?«
    »Aber das könnte ja zum
Beispiel Ihr Institut sein, nicht wahr?«, sagte Dr. Hasenpfeffer versöhnlich.
    »Wenn wir Pech haben,
könnte es aber auch ein anderes Institut sein, das dem Land genehmer ist. Wir
wissen ja, wie so etwas läuft! Oder der Meteorit landet irgendwo in der
Lagerung, wo er weder von wissenschaftlichem Nutzen für uns noch von
finanziellem Nutzen für Herrn Birnbaum ist.«
    »Wenn wir ganz schwarz
sehen wollen, kann auch das passieren«, musste Dr. Hasenpfeffer betrübt
zugestehen.

20
    Nach dem Mittagessen
brachte Maria ihren Sohn nach Trostberg. Da sie ihn ohnehin anderthalb Stunden
später wieder von der Sporthalle abholen musste, nutzte sie die Zeit für
Erledigungen. Vorm Supermarkt verstaute sie eine Reihe Kartons im Kofferraum,
und da noch Zeit war, stellte sie den Wagen auf einem Parkplatz in der Nähe der
Innenstadt ab und bummelte durch die Hauptstraße. Manchmal saß sie hier mit
ihrer Schwester Klara in einem Café. Allein mochte sie aber nicht hineingehen,
man würde sie anstarren, mit ihrer karierten Einkaufstasche und den praktischen
Schuhen.
    Komplexe, würde Klara
sagen.
    Dann sind es eben
Komplexe, dachte Maria und schlenderte weiter. Die Klara hatte gut reden. Als
Vertreterin für Kosmetikartikel trug sie immer schicke Kostüme und ein
Lederköfferchen unterm Arm.
    An einem Eisstand holte
Maria sich eine Waffel mit Zitrone und Schokolade. Der Juni kam mit der
gleichen Hitze, mit der der Mai sich verabschiedet hatte. Mit dem Eis in der
Hand bog sie in eine schattige Seitengasse ab und ging an dem kleinen
Schaufenster zunächst vorbei. Dann blieb sie stehen, zögerte einen Moment,
machte schließlich ein paar Schritte zurück. In dem Fenster hingen
Babyausstattungen. Von ihrer Schwester Cordula in Altötting würde sie natürlich
ein paar abgelegte Kindersachen bekommen. Ebenso von ihrer Cousine Magda, die
fünf Kinder hatte, jedes mit einem Jahr Abstand zum nächsten. Und ganz hinten
im Wäscheschrank lagen auch noch die alten Strampler und Jäckchen vom Tobias,
die sie nie hatte wegwerfen können, immer in der Hoffnung, sie noch einmal zu
brauchen. Allerdings waren da wahrscheinlich längst die Motten drin. Dort im
Fenster hingen winzige Kleidchen, rosa natürlich und weiß mit Bändern an den
Schultern, und wenn sie nicht zu teuer waren, dann könnte sie ja vielleicht
hineingehen und eines mitnehmen …
    Und während Maria noch
überlegte, ob das wirklich eine gute Idee war, zumal sie ja noch gar nicht
wusste, ob es ein Mädchen wurde oder ob es vielleicht Unglück brachte, so wie
wenn man jemandem zu früh zum Geburtstag gratuliert, oder ob die Verkäuferin da
drin vielleicht fragen würde, ob es was fürs erste Enkelkind sei, näherte sich
von hinten ein Schatten.
    »Grüß dich, Maria!«
    Sie fuhr herum, als
hätte man sie bei etwas Verbotenem ertappt, und fühlte ihre Wangen heiß werden.
    »Grüß dich auch …«
    Es war die Langner
Therese. Ausgerechnet die Langner, der bunte Vogel von Palling. Eigentlich
hatten sie gar nichts miteinander zu tun. Sie grüßten sich kaum. Die Therese
war ein bisschen merkwürdig. Sehr schick meistens,

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