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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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das schon? Sie schloss die Haustür
ab und ging die lange Auffahrt hinunter. Der Himmel bezog sich ein wenig, aber
noch hatte sie die Sonne im Gesicht.
     
    In Rosenheim verließ sie
den Wagen ihrer Schwester an der Königstraße, und während Klara vorm
Rückspiegel noch einmal ihr Make-up richtete und sich die Lippen nachzog,
machte Maria sich auf den Weg ins Zentrum. Die zwei Stunden, bis sie sich mit
der Klara bei der Bäckerei am Ludwigsplatz wiedertreffen wollte, würden sicher
rasch vergehen. Die Wolken waren dicker geworden, und über der Stadt hatte sich
der Himmel bereits arg verdüstert.
    »Seit so langer Zeit
warten wir auf Regen, und nun sieht es aus, als würde er gerade heute kommen!«,
sagte Maria ärgerlich.
    Sie hatte nicht viel
Geld in der Tasche. Aber in einem Geschäft für Kinderkleidung konnte sie nicht
widerstehen und erstand ein paar winzige Schühchen. Dann entdeckte sie eine
Bluse, die herabgesetzt war und die ihr auch in drei Monaten, wenn sie vollends
zum Walross geworden war, noch passen würde.
    Als sie wieder auf die
Straße trat, trieb eine Böe ihr Sprühregen ins Gesicht. Rasch bog sie in die
Nikolaistraße, wo der Wind nicht so sehr fegte, dann in eine noch engere Gasse,
die von der anderen abging, und befand sich unversehens in einem versteckten
Innenhof, den sie noch nicht kannte. Zwei oder drei Hintereingänge gab es da,
ein halb verwildertes Gärtchen, die Rückseite einer Gaststube, wo aus einem
halb geöffneten Fenster das Klappern von Geschirr drang. Daneben, wenig
einladend in der düsteren Fassade, befand sich das Schaufenster eines kleinen
Ladens. »Julius Zarm, Spielwaren«, stand in zierlichen Lettern über dem
Eingang.
    Der Regen wurde stärker.
Wenn ich schon hier bin, kann ich auch fragen, ob die das Computerspiel haben,
dachte Maria. Über der Tür bimmelte ein altmodisches Glöckchen. Drinnen roch es
ein bisschen muffig, so als würde nicht regelmäßig gelüftet. Aber die Regale
schienen wohlsortiert zu sein, und die Beleuchtung war ansprechend. Aus einem
Hinterzimmer drang der Duft von Kräutertee und Räucherstäbchen. Dicke Regentropfen
klatschten an die Fensterscheibe, und Maria war froh, im Trockenen zu sein.
    »Ich komme sofort«, rief
eine angenehme Männerstimme aus dem Hinterzimmer. Ein leises Lachen, vielleicht
seine Frau, vielleicht seine Freundin.
    »Keine Eile«, rief Maria
zurück. »Ich schaue mich erst einmal um.«
    In einer Holztruhe lagen
hübsche Stoffpüppchen, die nach liebevoller Selbstanfertigung aussahen.
Computersachen schien es hingegen gar nicht zu geben. Es würde damit enden,
dass sie ein Püppchen nahm und für den Tobias immer noch nichts hatte.
    In einer kleinen Vitrine
lag Schmuck. Silber mit blauen und grünen Steinen, fast wie Indianerschmuck.
Farbige Glasperlen. Lederbänder mit Metallapplikationen. Auf einem kleinen
Samtpolster lag ein goldener Anhänger in Form eines Rades mit Speichen.
    Marias Herz begann zu
klopfen. Verflixt, das war doch das gleiche Ding, wie es die Therese gehabt
hatte …
    »Was kann ich für Sie
tun?«, fragte in diesem Moment die Männerstimme in ihrem Rücken. Maria fuhr
herum. Sie erkannte ihn im selben Augenblick. Der Kinnbart. Die Augen mit dem
distanzierten Blick. Das gelichtete Haar. Es gab keinen Zweifel.
    Der graue Hermann,
dachte Maria und schluckte.
    »Ich suche ein
Computerspiel für meinen Sohn«, stotterte sie. »Aber ich glaube, Sie haben es
nicht.«
    Die Augen des Mannes
verengten sich minimal. Er war sehr auf der Hut, und zweifellos besaß er ein
feines Gespür. »Wie heißt das Spiel denn?«
    »Die Untoten von Salem«,
sagte Maria rasch. »In der Version ab sechzehn Jahren.«
    »Tut mir leid, das habe
ich nicht vorrätig. Aber ich könnte es für Sie bestellen«, sagte er beflissen.
    »Ach, das lohnt nicht.
Ich komme nicht so oft nach Rosenheim. Ich werde dann halt woanders schauen …«
Maria befand sich bereits im Rückzug zur Tür.
    »Ich kann es Ihnen auch
gerne zuschicken, wenn Sie mir Ihre Adresse dalassen.«
    »Wirklich nicht nötig.
Machen Sie sich keine Umstände.« Nun bekam Maria rote Flecken auf den Wangen,
wie immer, wenn sie hektisch wurde.
    Der Blick des Mannes
wurde durchdringender. Er ging nahe zur Tür. »Kennen wir uns?«, fragte er mit
einem halben Lächeln.
    »Nicht dass ich wüsste«,
sagte Maria. »Ich muss jetzt leider gehen. Tut mir leid, ich habe es eilig.«
    Er trat zur Seite und
gab ihr mit einer leichten Verbeugung den Weg frei. Sie schlüpfte an

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