Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
sondern
rußig schwarz waren, wie mit öligen Fackeln gemalt. Immer wieder das Zeichen
des Rades, dazwischen Worte, die sich nicht entziffern ließen. War das
Spiegelschrift? Vom Gang öffneten sich mehrere Türen zur Linken und zur
Rechten, die alle in undurchdringliche Dunkelheit führten. Es roch muffig und
schimmelig. Sie gingen auf ein Flackern zu, eine Neonröhre, die kurz davor war,
den Geist aufzugeben. Von irgendwoher drang ein Brummen, als befände sich in
der Nähe ein Maschinenraum.
Weitere Neonröhren
flackerten auf. Sie befanden sich in einer ziemlich großen Halle. An den Wänden
stapelten sich Kartons und Berge verstaubter Akten, dazwischen leere
Getränkekisten. Unter der Decke führten Metallröhren entlang, die zu einem
Heizungs- oder Belüftungssystem gehören konnten. An der hinteren Wand der Halle
gähnte ein dunkles Loch, in dem sich langsam die Kabinen eines
Paternosteraufzugs bewegten.
Die Berggrün versetzte
Maria einen Stoß in den Rücken, sodass sie in die Kabine stolperte. Der stumme
Begleiter grinste. Statt weiter nach oben ging es nun wieder in die Tiefe.
Vergeblich versuchte Maria, die Stockwerke zu zählen, aber sie stand mit dem
Gesicht zur Wand, und die Lehrerin aus Palling ließ nicht zu, dass sie sich
umdrehte.
17
Xaver Birnbaum trieb den
alten Passat nach Palling, so schnell er konnte. Zwei Ecken, dann blieb er mit
qualmenden Reifen vor dem weißen Häuschen stehen, in dem Therese Langner
gewohnt hatte.
»Berggrün«, murmelte er.
Er drückte die Klingel,
zweimal, dreimal, fünfmal. Oben in der Wohnung der Langner war Licht. Als bei
Berggrün niemand öffnete, drückte er entschlossen die obere Klingel. Nachdem
sich immer noch nichts regte, begann er, mit den Fäusten gegen die Haustür zu
schlagen. Endlich waren auf der Treppe Schritte zu hören. Die Tür öffnete sich,
und er blickte erstaunt in die Gesichter von Kommissarin Wintersruh und ihrem
Assistenten, die die Wohnung von Therese Langner gerade ein weiteres Mal unter
die Lupe genommen hatten.
»Was machen Sie denn
hier, Herr Birnbaum?«, fragte die Kommissarin streng. »Und was fällt Ihnen ein,
so gegen die Tür zu poltern?«
»Und was machen Sie
hier?«, fragte Birnbaum dickköpfig. »Ich wollte doch gar nicht zu Ihnen. Ich
wollte zu der Frau Berggrün, in der Wohnung unten.«
»Und was wollen Sie von
der Frau Berggrün?«
Birnbaum wurde
ungeduldig. »Die Berggrün hat heute meine Frau mitgenommen, von Rosenheim. Und
sie ist immer noch nicht zu Hause.«
Nun runzelte die
Kommissarin die Stirn. »Was heißt das, sie hat sie mitgenommen? War Ihre Frau
per Anhalter unterwegs, oder wie soll ich das verstehen?«
»Ich weiß es doch selber
nicht!«, rief Birnbaum gereizt. »Die Maria war einkaufen in Rosenheim. Und
statt mit ihrer Schwester zurückzufahren, hat sie sich von der Berggrün
mitnehmen lassen. Warum, das ist mir völlig unverständlich, und meine
Schwägerin versteht es auch nicht. Irgendeinen Grund muss es aber gehabt haben.
Und nun kommt die Maria nicht nach Hause, obwohl sie längst schon da sein
müsste.«
»Etwas merkwürdig ist
das schon«, sagte Bichler. »Ausgerechnet die Frau Berggrün, die hier im Haus
wohnt …«
»Das fehlende Glied«,
murmelte die Kommissarin. »Ich hatte doch die ganze Zeit das Gefühl, dass es
mindestens einen weiteren Mitwisser geben muss! Einen Zuträger. Einen
Informanten, der den Graue darüber auf dem Laufenden hielt, mit wem die Langner
redete, wohin sie ging, welche Besucher sie empfing.«
»La femme?«
»Warum nicht?«
Bichler grinste
anzüglich. »Es wäre natürlich wirklich genial vom großen Meister, gleich zwei
Herzdamen im gleichen Haus zu platzieren, damit sie sich gegenseitig
überwachen.«
»Sie meinen, die Frau
Berggrün gehört zu dem gleichen Verein, der den Herrn Sperling und die Frau
Langner auf dem Gewissen hat?«, mischte sich Birnbaum ein.
»Das kann man wohl nicht
ganz ausschließen«, sagte die Kommissarin. »Und ich schätze, die Langner selbst
hat nichts davon geahnt. Sagen Sie mal, Bichler, Sie haben doch geschickte
Finger. Wie war noch dieser Trick mit dieser Kreditkarte, die man in den
Türschlitz schiebt?«
»Schon verstanden,
Chefin.«
Helga Wintersruh, die in
der Zwischenzeit noch mehrmals den Klingelknopf von Zilla Berggrün gedrückt
hatte, trat beiseite. Bichler kramte die Karte einer Tankstelle aus seinem
Portemonnaie.
»Auf Ihre
Verantwortung!«, murmelte er.
Die Kommissarin nickte.
Beim zweiten Versuch war
die Tür
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