Der Komet
Geschichte dieses Planeten eingemischt. Er hat einen Vertrag mit einem unscheinbaren Volk am Rand der arabischen Wüste geschlossen, dem Volk Israel, und er ist Mensch geworden in seinem Sohn, einem Israeliten, der auf der Erde umherging und gekreuzigt und begraben wurde und auferstand. Gott hat eine Kirche gegründet, unsere Kirche, die katholische Kirche, und er gründete sie auf einem Katholiken namens Petrus, auch er ein Israelit. Ich betone das, weil es unter uns Leute gibt, nicht wenige, die verbreiten, an jenem Unstern seien die Juden schuld. Ich glaube aber, dass Gott mit diesen beiden Gemeinschaften – den Israeliten und den Katholiken – verstrickt ist, ausweglos verstrickt, und dass Christus am Ende vom Himmel wiederkehren wird, um die Lebenden und die Toten zu richten.
Was hat sich nun dadurch geändert, dass ein Komet unsere Erde zu rammen droht? Liebe Brüder und Schwestern: Gar nichts hat sich geändert. Es gibt die Israeliten noch, es gibt die Christen noch. Wir sind immer noch eine Kirche der Sünder, die nach Erlösung hungert. Mein Lieblingszitat aus der Offenbarung des Johannes ist darum nicht jenes über den Stern, der Wermut heißt, sondern ein anderes: ›Denn die Zeit ist nahe … Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht.‹ (Offenbarung 22,10 – 12) Jetzt gibt es Wissenschaftler, die wollen uns einreden, sie könnten auf die Sekunde genau ausrechnen, wann das Verhängnis eintreffen wird. Ihnen antworte ich mit einem Wort von Christus: ›Amen, ichsage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.‹ (Matthäus 24, 34 – 36)
Am Rande des Abgrunds, liebe Brüder und Schwestern in Christo, kommt es vor allem auf Haltung an. Darum sollte uns im Angesicht der Apokalypse – gerade im Angesicht der Apokalypse – mehr als jener Komet doch der Stern interessieren, der über Bethlehem aufgegangen ist. Denn die Zeit ist nahe. Aber wann die Stunde sein wird, weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel: Wie sollen es dann die Astronomen wissen? Es gilt, bereit zu sein; und zu unserem Bereit-Sein gehört, dass wir den Blick nach Bethlehem wenden, dass wir auf jenen Stall schauen, in dem vor zwei Jahrtausenden Gott als kleiner Menschenwurm geboren wurde.
Zum Schluss und als Trost ein Geschenk von mir: eine Geschichte, die mit unserem weihnachtlichen Thema auf den ersten Blick gar nichts zu tun hat. Sie handelt von einem König und seinem Premierminister, der außerdem sein bester Freund war. Eines Tages sagte der König (vielleicht war er ja einer von unseren Weisen aus dem Morgenland): ›Ich sehe in den Sternen, dass jeder, der vom Weizen isst, der dieses Jahr gewachsen ist, verrückt wird. Wie lautet dein Ratschluss?‹ Der Premierminister antwortete: ›Wir müssen genug von dem Weizen, den wir schon haben, einlagern, sodass wir von der Ernte dieses Jahres nichts essen müssen.‹ Der König wandte ein: ›Aber dann werden wir die Einzigen sein, die geistig gesund sind. Alle anderen werden verrückt sein; darum werden sie denken, dass wir die Irren sind. Wir haben nicht genug Weizen, dass er für alle ausreichen würde. Darum müssen auchwir von der Ernte dieses Jahres essen. Aber wir werden uns ein Zeichen auf die Stirn malen, damit wir wenigstens wissen, dass wir verrückt sind. Ich werde auf deine Stirn schauen, du wirst auf meine Stirn schauen, und wenn wir das Zeichen sehen, dann werden wir wissen: Wir sind beide verrückt.‹
Liebe Brüder und Schwestern, es gibt eben doch ein richtiges Leben im falschen. Wenn uns der Mut verlässt, die Hoffnung, das Gottvertrauen – dann wollen wir einander auf die Stirn schauen und an dem Zeichen dort erkennen, dass wir verrückt sind. Denn nur um der Hoffnungslosen willen ist uns ja die Hoffnung gegeben. In diesem Sinne wünsche ich allen hier Versammelten ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest.«
XI.
Die Rache der Fledermaus
Es war ein Herbst voller Liebe und Angst gewesen. Denn Barbara Gottlieb hatte zu den ersten Menschen auf der Welt gehört, die von dem Kometen wussten: Bei einem seiner Anrufe mit dem Bildtelefon bat ihr Mann auf dem Mond, sie möge sich bitte hinsetzen, er habe eine sehr ernste Nachricht für sie. Im ersten Augenblick fuhr ihr der nackte
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