Der Konvent der Zauberer
anderen Ende des Saals. Ich will mir unbedingt einen Eindruck von dem Simnianer verschaffen. Er ist mittelgroß, kräftig und muss so um die fünfzig sein. Aber das Alter zeigt bei ihm noch keine Wirkung. Sein Bart ist kurz geschnitten und sehr gepflegt, und seine kerzengerade Haltung lässt an einen Militär denken. Ramius hat sich in den letzten Orgk-Kriegen einen respektablen Ruf erkämpft, und er sieht wirklich aus wie ein Mann, der vor der Gefahr nicht zurückzuckt. Er ist von einer großen Zahl Freunde und Bewunderer umringt, und aufgrund der Faszination, mit der sie an seinen Lippen hängen, wird mir klar, dass Ramius hier eine ziemlich große Nummer ist.
Wahrscheinlich ist er ein charismatischer und mächtiger Zauberer. Schlecht für Lisutaris. Aber gut zu wissen. Abgesehen von meinem offiziellen Auftrag steht natürlich die für mich persönlich bedeutsame Frage an, wie ich auf den Ausgang der Wahl wetten kann. Wenn es mir schon nicht gelingen wird, Lisutaris zum Sieg zu verhelfen, will ich wenigstens an dem Sieger mein Scherflein verdienen. Der Ehrliche Mox nimmt schon seit Wochen Wetten auf den Gewinner dieser Wahl an, aber ich warte noch, bis ich mir selbst ein Bild von der Form der Kandidaten gemacht habe. Und mein erster Eindruck ist, dass Ramius Sonnensturm sehr wohl seinen Platz als größter Favorit verdient hat.
Ich drücke mich ein bisschen am Rand der Gruppe entlang, die um Ramius herumsteht. Sie reden von der Wahl, und ich lausche gespannt, weil in den Gesprächen noch andere Kandidaten genannt werden. Lisutaris, Rourkim, Darius und Ramius werden zwar jetzt schon als die Favoriten gehandelt, aber man kann nie wissen, ob nicht im Laufe des Konvents noch ein anderer Magier einen guten Auftritt hinlegt. Es ist auch bei früheren Konventen schon vorgekommen, dass Ungesetzte das Amt errungen haben. Sie haben sich durchgemogelt, wenn der Konvent sich nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Oder sich den Weg zur Macht mit Bestechungsgeldern freigekauft. Was natürlich keiner der Zauberer jemals zugeben würde.
Ich bin gerade unterwegs zur Bar, um mir einen frischen Krug Bier zu genehmigen, als eine leichte Unruhe im Saal die Ankunft von Lisutaris, Herrin des Himmels, ankündigt. Unsere Kandidatin legt einen erstklassigen Auftritt hin, wie es ihrem Rang gebührt. In ihrer Begleitung befinden sich ein junger weiblicher Zauberlehrling und Makri. Die bildet die Nachhut. Lisutaris ist atemberaubend frisiert und trägt ihren besten Regenbogenumhang über einem weißen Kleid, dessen langer Saum elegant hinter ihr herschleift. An ihren zierlichen Handgelenken klimpern silberne Elfenarmreife, dazu schmückt sie sich mit einem silbernen Diadem, einer Halskette aus drei Reihen von Smaragden und goldenen Schuhen, die ungefähr so viel gekostet haben dürften wie eine ganze Schiffsladung Weizen.
Makri hat ihren vollen Körperpanzer angelegt, ein seltener Anblick. Wenn sie sich in ZwölfSeen in einen Kampf stürzt, bleibt ihr normalerweise nicht genug Zeit, sich vorher noch den Panzer anzuziehen. Sie hat ihn aus den Orgk-Ländern mitgebracht. Er besteht aus schwarzem Leder, das teilweise mit einem Kettengewebe bedeckt ist, welches die meisten Klingen abwehrt. Den dazu passenden Helm trägt Makri unter dem Arm, und auch wenn sie kein Schwert am Gürtel trägt, weil Waffen auf dem Konvent nicht gestattet sind, hält Lisutaris in ihrem magischen Beutel sicher eines für Makri griffbereit. Jeder erfahrene Betrachter erkennt auf Anhieb, dass die Trägerin eines solchen Anzugs zu kämpfen versteht. Makri ist eine würdige Leibwächterin. Und sie unterstützt nicht zuletzt auch den beeindruckenden Auftritt der Herrin des Himmels. Lisutaris macht den Eindruck einer Zauberin, die es ernst meint.
Ich gehe zu ihnen und begrüße sie. Lisutaris ist bereits von Zauberern umringt, und Makri findet sich, nicht zum ersten Mal, im Mittelpunkt des Interesses. Ihre rötliche Haut verrät ihr Orgk-Blut, wobei jeder Zauberer das sowieso wittern würde. Ich bekomme mit, dass sich die ersten Leute bereits fragen, was das für eine exotische Person in dieser Orgk-Rüstung sein mag, die wie eine Kriegerin hinter Lisutaris hermarschiert.
»Netter Auftritt.«
»Findest du?«, erkundigt sich Makri. »Ich war ein bisschen unschlüssig wegen des Harnischs. Aber Lisutaris wollte, dass ihre Leibwächterin auch wie eine Kriegerin aussieht.«
»Vermutlich eine sehr kluge Entscheidung. Warum seid ihr so spät? Hat euch die Wasserpfeife
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