Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
Gegenstand in der geheimen Kammer war eine dreibeinige holographische Wiedergabeeinheit mit einem kompletten Sortiment sich selbsttätig anpassender Anschlüsse und Datenkanäle. Bossk ging die Anschlüsse durch, bis er den fand, der zu dem Rekorder passte. Beide Einheiten leuchteten auf und nach ein paar Sekunden der Suche nach dem richtigen Format entstand vor Bossks Augen eine verkleinerte Landschaft mit unscharfen Rändern.
Bossk erkannte schon an der Art des Lichtes, an den ineinander fließenden, durch die Zwillingssonnen verursachten Schatten, dass es sich um einen Ort auf Tatooine handelte. Er beugte sich näher an das Holobild heran und versuchte, Einzelheiten zu unterscheiden. Das sah aus wie eine von diesen elenden, trübseligen Feuchtfarmen, die am Rand des Dünenmeers ein kärgliches Dasein fristeten.
In das steinige Terrain hatten sich die parallelen Linien der
Raupenketten eines Bodentransporters eingegraben. Bossk konnte trotz der niedrigen Auflösung der holographischen Darstellung erkennen, dass die Spuren mindesten einen Tag vor der Aufnahme entstanden waren, da der vom Wind herangewehte Sand sie bereits teilweise verwischt hatte. Er nahm an, dass sie von dem Sandkriecher der Jawas stammten, die den Droiden ausgesetzt hatten, nachdem sie ihn dank der Vorspiegelung falscher Tatsachen irrtümlich für strahlenverseucht halten mussten. Vermutlich hatten sie ihn in einiger Entfernung von der Feuchtfarm ausgesetzt, sodass die automatische Spionageschaltung einrasten und der Droide von seinem heimlichen Beobachtungsposten aus genau beobachten und aufzeichnen konnte, was dort unten geschah.
Und es geschah nichts Gutes. Als der Bildausschnitt der Aufnahme kleiner wurde, konnte Bossk hässliche schwarze Qualmwolken sehen, die zum oberen Rand des Holos aufstiegen. Die Spionageschaltungen im Innern des Droiden mussten zu der Überzeugung gelangt sein, dass es nicht schaden konnte, sich weiter vorzuwagen, denn die Bewohner der Feuchtfarm waren offensichtlich alle tot. Bossk studierte die verkohlten, skelettierten Überreste vor den Trümmern der niedrigen Farmgebäude mit klinischer Distanz. Sieht aus wie ein Routineschlag der Sturmtruppen, urteilte er. Sämtliche selbst für Bossks Verhältnisse unfeinen Anzeichen waren da. Die weiß uniformierten Mörder des Imperiums hinterließen am Ort ihres scheußlichen Tagewerks jedes Mal eine unverkennbare Signatur, um jeden gründlich einzuschüchtern, der später über ihr Werk stolpern mochte.
Die Stille des aufgezeichneten Bildes wurde von dem anschwellenden Sirren eines Gleiters unterbrochen, der sich ir-
gendwo aus der Ferne näherte. Das Bild wackelte einen Moment lang; offenbar hatte sich der Spionagedroide an einen sicheren Platz in den Dünen der Umgebung zurückgezogen, wo er nicht so leicht entdeckt werden konnte.
Die Aufnahme wurde aus größerer Entfernung wieder stabil und zoomte im nächsten Moment näher heran, als die Spionageschaltungen auf ein leistungsfähiges Teleobjektiv umschalteten. Das versetzte Bossk in die Lage, wenigstens die Gestalt zu identifizieren, die aus dem Gleiter ausgestiegen war, sobald dieser schwankend zum Stehen gekommen war. Das ist Luke Skywalker, dachte er. Das jungenhafte Gesicht und das zerzauste blonde Haar waren unverkennbar.
Er beugte sich noch näher an das Holobild heran, das ihn plötzlich wirklich faszinierte. Das muss der Überfall der Sturmtruppen auf die Feuchtfarm sein. Bossk nickte langsam. auf der Skywalker aufgewachsen ist. Bossk wusste mehr darüber als die meisten anderen Kreaturen in der Galaxis. Er hatte in einer Raumhafenspelunke, die noch um einiges schäbiger war als die Mos-Eisley-Bar, einem zitternden menschlichen Wrack, einem ehemaligen Sturmtruppler, der aufgrund diverser psychischer Probleme aus der Imperialen Flotte relegiert worden war, ein paar Drinks ausgegeben und ihn anschließend gründlich ausgehorcht. Den Mann hatte nach Bossks Meinung wohl vor allem ein schlechtes Gewissen geplagt, ein Gefühl also, das er selbst nie am eigenen Leib gespürt hatte. Zwar war der ehemalige Sturmtruppler selbst an keinem Einsatz auf Tatooine beteiligt gewesen, hatte die grausigen Einzelheiten jedoch von einigen seiner Stubenkameraden gehört. Bossk hatte die Informationen sowie die Verbindung zu Luke Skywalker in der üblichen Manier eines Kopfgeldjägers in seinem Gedächtnis abge-
speichert, um sie dort für den Tag aufzubewahren, an dem sie sich als nützlich erweisen konnten. Er fragte sich in
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