Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
Wand. Es wäre leicht gewesen, die Vorrichtungen aus ihren Mauernischen zu pflücken und auch sie zwischen den Fingerspitzen zu zerdrücken, wie er es mit der lebenden Wanze gemacht hatte. Stattdessen entnahm er einer der Taschen an seinem Gürtel drei Audiodrohnen, die er zuvor so eingestellt hatte, dass sie das beinahe unterschwellige Geräusch seiner Atmung sowie andere homöostatische Körperfunktionen sendeten. Er befestigte die Drohnen an den richtigen Stellen, unmittelbar über den Wanzen. Die Drohnen würden ab jetzt kein anderes Geräusch mehr durchlassen. Ein in seine Montur integrierter Signalgeber würde sie abschalten und für vollkommene
Stille sorgen, sobald er den Raum verließ.
Er hatte nicht vor, allzu viel Zeit hier zu verbringen. Er wollte Cradossk nur die Möglichkeit einräumen, seine Gastfreundschaft unter Beweis zu stellen. Und seinen Listenreichtum. Boba Fett würde den Erfordernissen des Schlafs sowie der Nahrungsaufnahme an Bord der Sklave I nachkommen, die sicher und geschützt am Rande der Hauptniederlassung der Gilde festgemacht hatte. Ich habe hier genug Feinde, entschied er. Und es hatte überhaupt keinen Sinn, ihnen den Zugriff auf Leib und Leben auch noch zu erleichtern.
Wenn sie jedoch von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden wollten, würde diese kleine Kammer diesem Zweck vollauf genügen.
Er musste erwartungsgemäß nicht lange ausharren. Es klopfte an den gesplitterten Planken der Tür, dann quietschten die rostigen, in den Stein eingesetzten Scharniere, als eine mit Krallen und Schuppen ausgestattete Hand die Tür aufstieß.
»Von nun an sollen wir also Brüder sein.« Bossk stand im Türrahmen, seine geschlitzten Pupillen offenbarten sowohl Ärger als auch primitive Tücke. »Wir werden viel Freude aneinander haben.«
Boba Fett sah sich über die Schulter nach dem jüngeren Trandoshaner um. »Das bedeutet mir wenig. Ich erfreue mich an meiner Arbeit. Und daran, dass ich dafür bezahlt werde.«
»Dafür sind Sie berühmt.« Bossk betrat den Raum; die den Gang hinter ihm säumenden Fackeln warfen seinen zuckenden Schatten auf die Mauer. Er ließ sich schwer auf die in den Fels getriebene Steinbank sinken. »Ich würde an denselben Dingen Freude haben, wenn Sie nicht wären.«
»Sie sprechen von der Vergangenheit.« Fett stand mit vor der Brust verschränkten Armen in der Mitte des klammen Steinbodens. »Haben Sie schon vergessen, was Ihr Vater gesagt hat?« Das Festbankett war noch im vollen Gange gewesen, als der Twi'lek-Majordomus Fett zu seiner Unterkunft brachte. »Für uns ist eine neue Zeit angebrochen. Für alle Kopfgeldjäger.«
»Ah, richtig, mein Vater.« Bossk schüttelte angewidert den Kopf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. »Er hat schon immer gerne von großen, noblen Dingen gesprochen. Das ist einer der Gründe, warum ich ihn nicht ausstehen kann. Es kommt der Tag, an dem ich meine Zähne an den Splittern seiner Knochen schärfen werde.«
»Ihre Familienangelegenheiten interessieren mich nicht.« Boba Fett zuckte gleichgültig die Achseln. Es war ihm schon seit langem klar, aus welchem Grund die Trandoshaner keine allzu zahlreiche Spezies waren. »Sie können nach Gutdünken mit Ihren älteren Artgenossen verfahren. Vorausgesetzt, Sie glauben, dass Sie dazu fähig sind.«
Ein leises Knurren stieg aus den Tiefen von Bossks Kehle auf. Er beugte sich vor und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, während er sich ganz einer persönlichen Vision hingab. »Eines Tages...« Er nickte langsam. »Wenn die Gilde mir gehört.«
Schwachkopf, dachte Boba Fett. Der Trandoshaner hatte offenbar keinen Schimmer von dem Räderwerk, in dem er schon jetzt gefangen war und dessen Mechanismus eine andere Zukunft hervorbringen würde als jene, die er sich erträumte.
»Aber deshalb sind Sie doch hier, oder?« Bossk blickte zu ihm auf. »Deshalb haben Sie den ganzen langen Weg zurückgelegt,
um in die Kopfgeldjägergilde einzutreten.« Er griff mit einer Kralle nach einer kleinen Schachtel, die an einem seiner Brustgurte baumelte, öffnete den an Scharnieren befestigten Deckel und entnahm ihr einem zuckenden Bissen. »Wollen Sie einen?« Bossk streckte den Behälter auf seiner schuppigen Handfläche aus.
Boba Fett schüttelte den Kopf. Die kleine Schachtel barg das gleiche Insekt, das er an der Steinmauer zermalmt hatte. »Wovon reden Sie eigentlich?«
»Sie halten mich nicht zum Narren.« Bossk grinste, als er die Schachtel wieder an seinem Gurt
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