Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
British Columbia in New Westminster stand jetzt leer und sollte demnächst abgerissen werden. Die Bundesregierung in Ottawa hatte das Gebäude per Ratsbeschluss DeClercq zur Verfügung gestellt.
Kanada hatte eine nagelneue Verfassung und eine nagelneue Bürgerrechtscharta. Dem Superintendent gefiel der Gedanke nicht, solche Freiheiten außer Kraft zu setzen. Aber falls es nötig war, um den Killer dingfest zu machen, würde er das tun.
Morgen, das wusste der Superintendent, würden seine Ermittlungen die Gesetze übertreten.
Aber er wusste auch, dass ihn angesichts der in dieser Stadt herrschenden Stimmung kein Politiker daran hindern würde.
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12:17 Uhr
Corporal William Tipple war begeistert.
Er war gerade von einer zweitägigen Wanderung in den North-Shore-Bergen zurückgekehrt und hatte eine Nachricht vorgefunden, in der er aufgefordert wurde, Rick Scarlett oder Katherine Spann in der Headhunter-Zentrale wegen John Lincoln Hardy anzurufen. Dann war da noch eine sogar noch wichtigere Mitteilung von Inspector Jack MacDougall, in der er angewiesen wurde, alle von ihm derzeit im Bereich der Wirtschaftsstraftaten betriebenen Ermittlungen einzustellen und unverzüglich eine komplette Zusammenstellung aller Abhörprotokolle über Steve Rackstraw vorzulegen. Und im Anschluss daran war ein weiterer Anruf von Sergeant Rodale im Auftrag von Scarlett und Spann aufgezeichnet, die dieselben Unterlagen verlangten.
Tipple hatte die Überwachung von Rackstraw eingeleitet, weil dieser verdächtigt wurde, an betrügerischen Immobilientransaktionen beteiligt zu sein. Der Fall hatte sich im Laufe der Ermittlungen ausgeweitet, und der Verdacht auf illegale Provisionszahlungen aus der Musikindustrie und möglicherweise auch auf Beteiligung an einem Prostitutionsring war hinzugekommen. Aber im Vergleich mit der Tatsache, dass offenbar ein mordlustiger Verrückter in einer bereits von Panik erfassten Stadt unterwegs war, war das alles vergleichsweise langweilig. Nun war offenbar das Schicksal dazwischengetreten und hatte die Richtung seiner Ermittlungen auf die Headhunter-Morde gelenkt.
Corporal William Tipple war begeistert, weil auch er jetzt eingeschaltet war.
Er hatte seinen Fuß in der Tür.
12:42 Uhr
Rauschgift kennt keine Feiertage, keine Pause in der Alltagsroutine. Denn in der Welt der Junkies bestimmen Pipetten voll Heroinlösung das Maß der Zeitrechnung. Für die Körperzellen von Süchtigen ist das Leben nur noch ein kontinuierlicher Pulsschlag des Schrumpfens und Wachsens und wieder Schrumpfens, ein endloser Zyklus der Sucht. Rauschgift ist ein Gefängniswärter: Rauschgift kontrolliert die Zellen.
Pro Kopf der Bevölkerung hat Vancouver den höchsten Prozentsatz an Süchtigen in ganz Nordamerika.
Vor gar nicht so vielen Jahren hatten die Weisen, die im Stadtrat von Vancouver sitzen, beschlossen, die Granville Street in eine Fußgängerzone umzuwandeln. Eine Fußgängerzone, die sich über viele Querstraßen erstreckte.
Nun waren die Stadtväter und -mütter noch nie für ihren Musikgeschmack bekannt gewesen und man durfte wetten, dass keiner von ihnen sich die Rolling Stones anhörte. Vielmehr geht das Gerücht, dass sie stattdessen die Art von klassischen Tönen vorziehen, die man immer und immer wieder in jedem Hochhauslift hören kann.
Wenn sie sich natürlich Exile On Main Street angehört hätten, hätten sie den Gemütszustand eines Junkies, dessen Umgebung betroffen ist, vielleicht besser verstanden. Und wenn sie wirklich zugehört hätten, nun, dann hätten sie die Fußgängerzone wahrscheinlich nie eingerichtet. Und Vancouver hätte jetzt als Hauptdurchgangsstraße nicht eine riesige Betonplatte, über deren Mitte sich eine Buslinie schlängelt, die etwa ebenso gerade wie die Schlange ist, die sich innen von der Armbeuge eines jeden Junkies nach unten bewegt.
Vancouver kann seinem Stadtrat dafür dankbar sein, dass der mit seiner Entscheidung den perfekten Slum geschaffen hat.
Der Streifenwagen der RCMP rollte langsam die Fußgängerzone hinunter.
Aus dem Fenster auf der Beifahrerseite spähte Katherine Spann in die Mischung aus grauem Nebel und Nieselregen hinaus und musterte das Gesicht in jedem Eingang.
Die Frau mit den tiefblauen Augen, die vage in die Gegend starrte, als schaute sie durch ein nebliges Medium, das sie mit sich herumtrug, tat sie als unwichtig ab.
Auch von dem Jungen, der wie eine Marionette herumzuckte und dessen herunterhängende Kinnlade ihn wie die
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