Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Pulver löste sich auf und sie zog es in die Spritze.
»Nimm mein Kopfband«, sagte Winalagilis, also band sie es um seinen Arm. Dann tippte er mehrfach auf seine Haut und versuchte, eine Vene hervorzulocken. Das erwies sich als beinahe unmöglich. Die hatten sich dicht am Knochen versteckt.
»Okay«, sagte Spann. »Jetzt unser Deal. Du kriegst jetzt diese Spritze und sagst uns alles, was du über Hardy weißt. Einverstanden?«
Der Indianer fröstelte und nickte. »Gib mir den Schuss, Blondie! Den Schuss!«, zischte er erregt.
Spann schob die Nadel hinein. Dunkelrotes Blut schoss in den Kolben. »Mach schon!«, befahl Winalagilis. Aber Spann drückte den Kolben nicht herunter.
Die Augen des Indianers weiteten sich. »Verdammte Scheiße, was machst du?«
Die Frau sah ihm gerade in die Augen. »Bloß, damit das klar ist«, sagte sie. »Du packst über Hardy aus und wir drei vergessen das hier. Wenn du lügst oder Mist baust, dann verbreiten wir auf der Straße, dass du ihn verpfiffen hast. Auf die Weise bist du ein toter Mann, ehe die dich wieder aus dem Knast lassen. Einverstanden?«
»Herrgott, ja«, würgte Winalagilis.
Spann lockerte das Kopfband und spritzte die Mixtur.
Als der Morphiumschuss ihn in Wellen traf, entspannte sich Joe Winalagilis. Ein langer, tiefer Atemzug kam über seine Lippen, Befriedigung legte sich über seine Züge. Er schloss die Augen und ließ sie ein paar berauschende Minuten geschlossen. Als er sie schließlich wieder aufmachte, sahen sie aus, als wären sie von Glas bedeckt.
»Okay«, sagte Spann. »Wo ist Lincoln Hardy?«
»Häh?«
»Hardy? Dein Lieferant? Wo ist er?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Winalagilis und nickte dabei, und ein seliges Lächeln ging über seine Züge, das von weit, weit herkam.
Scarlett sah zu Spann hinüber und sein Blick sagte: Du hast’s vermasselt .
Was die Frau verblüffte, war das Gefühl, dass dies genau das war, was er sich insgeheim gewünscht hatte.
»Wo triffst du dich mit ihm, um den Stoff zu übernehmen?« Spanns Stimme klang jetzt angespannt.
»Häh? Oh … der.« Pause. »Er kommt zu mir.«
»Wo?«
»Wo er mich eben findet … Blondie.«
»Jetzt hör zu, Joe, ich warne dich. Ich lass mich nicht für blöd verkaufen. Ihr müsst doch einen Treffpunkt haben, wo du den Stoff von ihm übernimmst. Wo ist der?«
»Du verstehst nicht.«
»Ich verstehe, dass ein Deal ein Deal ist.«
»Du siehst da etwas falsch.«
»Spuck’s aus, Mann, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
»Du verstehst das falsch, Blondie, wenn du glaubst, dass er mich beliefert.« Spann sah Scarlett an und begriff langsam.
»In Wahrheit bin ich derjenige, der ihn beliefert«, sagte der Kwakiutl.
15:10 Uhr
Das japanische Dampfbad war Scarletts Idee gewesen. Bis die beiden RCMP Constables Joe Winalagilis zu dem verlassenen Streifenwagen und dann die zwei Straßen zum Stadtgefängnis von Vancouver gebracht hatten, waren alle drei halb erfroren und bibberten. Der Beamte am Empfangspult im zweiten Stock warf mit Spieleraugen einen Blick auf sie und wandte sich dann seinem Partner zu: »Ich wette fünf Mäuse, dass wenigstens zwei von diesen drei sich eine Lungenentzündung holen.« Sein Partner musterte sie und verzichtete auf die Wette.
Als sie ein paar Minuten später im Aufzug nach unten fuhren, der sie zum Hintereingang bringen würde, stupste Scarlett Spann an und sagte: »Wie wär’s mit einem Dampfbad?«
»Was meinst du?«
»Schau, bis wir dich nach Hause bringen und ich dann zu Hause bin, sind wir beide wahrscheinlich reif für die Tiefkühltruhe. Nur eine Straße von hier gibt es ein altes japanisches Dampfbad mit separaten Räumen. Wenn du’s nicht übertrieben mit der Sittsamkeit hast, können wir uns aufwärmen und unsere Kleider zum Trocknen wegschicken. Und wenn du’s mit der Sittsamkeit hast, dann kannst du mich bei mir absetzen und dich dann krankmelden.«
Katherine Spann erschauerte noch einmal und sagte dann: »Gehen wir.«
Eine Viertelstunde später saß Rick Scarlett allein in einem kleinen uralten, von Leitungsrohren gesäumten Raum. Ein Handtuch um die Hüften geschlungen, saß er zusammengekauert da und lauschte dem Zischen von Wasserdampf, während er gespannt darauf wartete, dass seine Kollegin durch die Tür kam.
Bei ihrer Ankunft hatten sie einem jungen Japaner ein paar Dollar gegeben, damit der ihre durchnässten Uniformen zu einer Schnellreinigung in der Nähe brachte, dann war Spann in der Toilette verschwunden. Scarlett
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