Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
keinem der festgenommenen Sexualtäter waren sie zu irgendwelchen Ergebnissen gekommen. Matthew Paul Pitt war immer noch ihr aussichtsreichster Verdächtiger, aber Special O hatte auch nach mehreren Tagen immer noch nichts zu berichten. Pitt verbrachte jeden Tag und jede Nacht in der vordersten Reihe der diversen Strip Clubs. Untertags schlief er in den Büschen im Stanley Park.
Ähnlich beunruhigend war, dass John Lincoln Hardy verschwunden war. Spann und Scarlett waren jetzt seit zwei Tagen aus New Orleans zurück. DeClercq hatte ihren Bericht über die Voodoo-Zeremonie mehrmals gelesen. Die Headhunter Squad wusste, dass Hardy mit einer Maschine aus den USA nach Calgary, Alberta, zurückgekehrt war. Sie wussten, dass das Paket mit den Masken nach Spokane, Washington, gelangt war. Aber Hardy war ihnen irgendwie entschlüpft und hatte sich, wie es schien, in Luft aufgelöst. Jetzt blieb ihnen nichts als warten.
DeClercq war beinahe versucht, die gesamten Ermittlungsmaßnahmen auf Pitt und Hardy zu konzentrieren. Mit anderen Worten, den gleichen Fehler zu machen, den die Briten mit dem mutmaßlichen Yorkshire-Ripper-Tonband gemacht hatten. Aber er widerstand der Versuchung, weil er nur zu gut wusste, dass das ein Akt reiner Verzweiflung gewesen wäre.
Herrgott!, dachte DeClercq. Weshalb habe ich diesen Fall nur übernommen?
Dann erinnerte er sich an Janie. Warum musste er bloß ständig an sie denken, fragte er sich. Beim Schreiben konnte er wenigstens die Vergangenheit vergessen, je weiter er in der Geschichte zurück ging.
Er verdrängte den Gedanken und versuchte, sich wieder auf den Fall zu konzentrieren. Als er sich eine Notiz machte, stellte er fest, dass seine Handschrift anfing, schlechter zu werden. Dass seine Hände zitterten. Plötzlich fühlte er sich sehr müde. Er gab sich einen Ruck und sah auf die Korktafel.
Dann zog er eine Schublade auf und wühlte sich ganz nach hinten durch, wo seine Benzedrin-Tabletten lagen. Er nahm wieder eine.
11:41 Uhr
»Verdammt«, sagte Rick Scarlett. »Was für eine kolossale Scheiße.«
Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, und zwar ein großer.
Sie gingen davon aus, dass die haïtianische Matriarchin, ihre beiden Söhnen und deren Cousin den Mittelpunkt des Voodoo-Kults in New Orleans darstellten. Einer ihrer Söhne war Rackstraw, der jetzt in Vancouver lebte, der andere war der Zobop, der die Zeremonie gesteuert hatte. John Lincoln Hardy war das weiße Schaf der Familie.
Sinn und Zweck des Voodoo-Kults in New Orleans war es einzig und allein, Geld zu verdienen. Ebenso wie der Kult von Marie Laveau vor so vielen Jahren befand sich seine Basis in den Slums der City, wo man am leichtesten Anhänger finden konnte. Die Gruppe verkaufte Tricks, Zaubersprüche und Puppen und betrieb den Drugstore. Wer weiß, vielleicht betrieben sie sogar eine über die ganzen USA reichende Kette von Drugstores.
Wie das bei allen älteren Religionen der Fall war, gab es einen harten Kern von Fanatikern, die auf den Messias warteten. Als die Voodoo Queen aus Haïti gekommen war, hatten diese Leute sich um sie geschart. Im Austausch für die Zeremonien, die ihre Blutgier befriedigten, lieferten die alten Hexen die Voodoomasken, die sich wahrscheinlich seit mehreren Generationen in Familienbesitz befanden.
Der Wolf war in New Orleans geblieben, um ein Auge auf den Kult zu haben, aber Rackstraw – der Fuchs, wie er sich in der Szene nannte – hatte beschlossen, seine eigenen Wege zu gehen und hatte sich aus irgendeinem Grund für Vancouver entschieden. Vielleicht war die schwarze Konkurrenz in den Staaten zu groß. Vielleicht auch einfach nur, weil seine Schwindeleien gut liefen.
Rackstraw befasste sich mit Wirtschaftsbetrug, Immobilienschwindel, Schmiergeldern in der Musikindustrie und jetzt auch mit Kokainhandel. Das Kokain war in den Masken versteckt und wurde so über die Grenze geschmuggelt. Dann wurde das Rauschgift entnommen und in Vancouver auf den Markt gebracht, während die leeren Masken bei den Auftritten von Voodoo Chile recycelt wurden. Ein Teil der Profite aus dem Rauschgifthandel wanderte ohne Zweifel wieder über die Grenze nach Süden zurück und dort in die Hände des Zobop und von Mama.
Spann und Scarlett hatten die Theorie aufgestellt, dass John Lincoln Hardy, das Wiesel, sich seinen Lebensunterhalt in New Orleans durch Prostitution verdient hatte. Aus den Abhörprotokollen konnte man entnehmen, dass er seine Mädchen mit ihrer Abhängigkeit vom Rauschgift
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