Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
reden.«
Rick Scarlett lächelte und sah ihr gerade in die Augen. »Du kennst mich nicht, Kathy. Ich lasse mich nicht zum Narren halten. Wenn wir Rackstraw das nächste Mal sehen, bringe ich ihn zum Reden, das kannst du mir glauben.«
»Ich glaube, du meinst das ernst. Lass uns mit Tipple reden.«
Ottawa, Ontario
17:30 Uhr
Commissioner François Chartrand verließ an jenem dunklen Nachmittag sein Büro in der RCMP-Zentrale um halb sechs. Wie gewöhnlich schlenderte er langsam durch die überfüllten Straßen der Hauptstadt und sah zu, wie die Beamten an den Bussen Schlange standen, während Botschafter in langen, schwarzen Limousinen an ihnen vorbeirollten. Chartrand mochte diese Tageszeit ganz besonders, und als er das Parlamentsgebäude erreichte, suchte er sich eine freie Bank vor dem Gebäude und ließ sich darauf nieder, um sich etwas zu entspannen. Er zündete sich eine weitere Gauloise an und sog den Rauch tief in die Lunge.
Ehe der Commissioner am Nachmittag sein Büro verlassen hatte, hatte er einen weiteren Anruf von Edward Fitzgerald erhalten. Der Minister hatte ihn wissen lassen, dass die Opposition sich weiter mit der Sache befassen würde; sie wollten genau wissen, welche Maßnahmen zur Ergreifung des Headhunter getroffen wurden, ehe dieser erneut zuschlagen konnte. Der Generalstaatsanwalt begann nervös zu werden. »François«, hatte er gesagt, »damit wir uns ja richtig verstehen, wir können uns keinen weiteren Mord leisten. Nicht noch einen.«
Der Anruf hatte Chartrand nicht sonderlich beunruhigt: Das gehörte mit zu seinem Job. Es gab Leute, die den Commissioner für nicht viel mehr als eine Art Galionsfigur hielten, einen Mann, den man als Kommandanten der Truppe in eine Art Vorruhestand geschickt hatte. Er brauchte bloß hinter einem großen Schreibtisch zu sitzen, sagten sie. Schließlich gab es unter ihm so viele Ebenen von Bürokraten, dass jedes Problem gelöst war, ehe es seine Tür erreichte.
Chartrand wusste, dass es nicht so war.
Für ihn trug seine Position gewaltige Verantwortung. So wie er die Dinge sah, war ihm der Schutz einer ganzen Nation übertragen. Wenn irgendetwas in Kanada schiefging, war er dafür verantwortlich. Und im Augenblick lief ganz eindeutig etwas schief.
Viel mehr beunruhigt hatte Chartrand sein letztes Telefonat mit Robert DeClercq. Nicht dass da etwas Konkretes gewesen wäre, abgesehen vielleicht vom Tonfall des Superintendents, aber der Commissioner war eine viel zu erfahrene Führungskraft, um nicht zu wissen, dass jeder Mann im Krieg einen Punkt hat, an dem er nicht mehr weiter kann. Einen Punkt, an dem er zerbricht. Man konnte durchaus sagen, dass die Truppe sich jetzt weit draußen an ihrer Westflanke einer Herausforderung ausgesetzt sah, die keiner anderen glich, mit der sie je zu tun gehabt hatte. Der Unterschied war, dass die öffentliche Hysterie sich rapide steigerte. Chartrand erhielt Berichte. Er wusste, dass es in Vancouver in steigendem Maße Gewalttätigkeiten gab, in die Frauen verwickelt waren, meist Überreaktionen auf Belanglosigkeiten. Die Leute hatten Angst. Und diese Angst steigerte sich mit jedem Tag, an dem der Killer frei herumlief. Und jeden Tag wurde der Druck auf DeClercq größer
Chartrand hatte die Sorge, dass Robert DeClercq kurz vor dem Punkt stand, an dem er zerbrechen würde.
Das war mit dem Mann passiert, der die Jagd auf den Yorkshire Ripper angeführt hatte. Und das konnte sich in Vancouver leicht wiederholen.
Was mache ich hier in Ottawa ? , fragte sich der Commissioner. Ein General hat bei seiner Truppe zu sein, an der Front.
Chartrand griff nach einer Zigarette und wusste, dass er sich entschieden hatte.
Er würde morgen nach Vancouver fliegen und sich mit DeClercq treffen. Es war Zeit, die Fahne aufzuziehen. Zeit, die Uniform anzulegen.
Vancouver, British Columbia
Donnerstag, 11. November, 03:45 Uhr
»Sparky.«
»Halt’s Maul! Lass mich in Ruhe! Scheiße, verdrück dich!«
»Sparky, also wirklich, redet man so mit seiner Mutter?«
»Du bist tot! Verschwinde! Ich weiß, dass du nicht hier sein kannst!«
»Sparky, ich warte auf dich. Komm herunter und streich mir übers Haar.«
»Nein!«
»Weich, weich, so weich – und wie lang und schwarz es ist. Schwarz, schwarz, schwarz, Kind. Schwarz wie die Nacht.«
»Mutter, warum musst du mich quälen? Warum lässt du mich nicht in Ruhe!«
»Weil ich dich liebe, Sparky.«
»Nein, tust du nicht. Du zwingst mich, schlimme Dinge zu tun.«
»Sparky, wie
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