Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
in Wäschereien arbeiten und Geschirr spülen. Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Liebes? Eines nur zwischen dir und mir? Diese Frauen verhökern jeden Tag ihren Hintern, bekommen dafür nur ein Trinkgeld – und begreifen nie, dass es einen Markt gibt, der nur darauf wartet, dass sie ihn nutzen. Einen Markt, auf dem Frauen nach Wert bezahlt werden.«
Suzannahs Blick huschte zur Uhr. Es war neun Minuten nach Mitternacht.
Sie wandte sich von dem Mädchen ab, ging an den Schrank und holte dort einige Kleidungsstücke heraus, trug sie zum Bett und legte einen Teil davon auf die Steppdecke. Dann zwängte sie ihren Körper in ein schwarzes Lederkorsett, während Crystal ihr dabei zusah.
Das Korsett war vorne tief ausgeschnitten, um ihr Dekolleté zu betonen. Es endete an ihrem Schritt. Zwei Lederriemen führten von der Armbeuge zum Hals und waren dort an einem schwarzen, mit Nieten besetzten Kragen befestigt. An den Seiten war das Korsett mit roter Spitze bestickt. Das Mieder war rund ausgeschnitten, sodass man ihre Brustwarzen sehen konnte. Als Ergänzung dazu streifte sich Suzannah zwei schulterlange, schwarze, ebenfalls rot bestickte Handschuhe über und befestigte sie an dem Kragen. Die Fingerspitzen der Handschuhe waren abgeschnitten und gaben ihre scharlachroten Nägel frei. Dann schlüpfte sie in ein Paar hochhackige, mit roter Spitze besetzte kniehohe Stiefel und hob vom Bett eine dünne Lederpeitsche auf, deren Griff mit hübschem blaurotem, zu einer großen Schleife gebundenem Band verziert war.
Suzannah trat an den Schminktisch zurück und nahm ein kleines Rougefläschchen von der Onyxplatte. Sie hielt Crystal den Behälter hin und sagte: »Würdest du mir bitte Rouge auf die Brustwarzen auftragen, während ich mir den Mund schminke?« Das Mädchen nickte zitternd.
Als sie fertig waren, beugte Suzannah sich vor, saugte an Crystals Brüsten, bis beide Spitzen hart waren, und tippte dann mit dem Finger Rouge auf die beiden Brustwarzen, bis sie leuchtend rot waren. Sie legte dem Mädchen eine Hand auf die Wange und sah ihr tief in die Augen. Die Schleife am Ende der Peitsche strich leicht über Crystals Gesicht.
»Männer sind Schweine, Liebes, bitte, denk immer daran. Dich und mich verbindet, was wir beide gemeinsam haben. Ich bin auch von meinem Vater vergewaltigt worden.«
Crystals Augen weiteten sich und bohrten sich in die der Frau, konnten sich nicht von ihnen lösen.
»Ja, Liebes. Du bist nicht allein. Glaub mir, in meinem Haus wird dir nie ein Mann wehtun. Du bist hier sicher.«
»Wie ist dir das passiert? Bitte sag es mir. Ich möchte es wissen.«
Suzannah seufzte. »Also gut«, begann sie, »ich bin in einem Weinbaugebiet im Süden Frankreichs zur Welt gekommen. 1934 – ich war damals fünf – hat man mich nach Paris auf die Schule geschickt. Im Krieg hat mein Vater mit der Vichy-Regierung kollaboriert. Er war ein Verräter. Jedenfalls haben meine Eltern mich 1941 aufgefordert, nach Hause zu kommen. Zu der Zeit waren die Deutschen in Paris, und sie glaubten, dass ich auf dem Familiengut sicherer sei.«
»Du hast unter den Nazis gelebt!«, rief Crystal aus, und ihre Augen weiteten sich.
»Ja, Liebes. Aber die Nazis waren nicht mein Problem. Gegen Ende des Krieges hat mein Vater angefangen, stark zu trinken. Und er hat meine Mutter geschlagen. Zu der Zeit waren die Alliierten gelandet und die Deutschen befanden sich auf dem Rückzug. Mein Vater lebte wegen seiner Kollaboration in ständiger Angst vor Vergeltungsmaßnahmen.
Jedenfalls war da ein Tag, an dem ich allein zu Hause war. Meine Mutter war im Krankenhaus, er hatte sie zu sehr verprügelt. Sie hat das immer abgestritten.
Am frühen Nachmittag fing mein Vater zu trinken an. Zur Abendbrotzeit war er völlig betrunken, er schubste mich herum, sprach mich mit dem Namen meiner Mutter an, fluchte und schrie mich an. Dann hat er mich vergewaltigt. Ich war damals 15 Jahre alt – ein Jahr jünger als du – und ich war noch Jungfrau. Ich erinnere mich, wie ich dalag, wie ich mich zerrissen und misshandelt fühlte, und leer, vor allem leer, als hätte ich die Verbindung zu mir selbst verloren. Und ich erinnere mich, dass sein Atem nach Knoblauch stank. Nach einer Weile wurde er nüchtern und begriff, was er getan hatte. Er bettelte um Vergebung, aber ich lag bloß da. Schließlich fiel er einfach um, fiel auf mich, fiel mit dem Kopf auf meine Brüste, schluchzte wie ein kleines Kind. Er ekelte mich an.«
»Hast du es jemandem gesagt?«,
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