Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
Vom Netzwerk:
an jedem der vier Bettpfosten, die den Baldachin des Himmelbetts trugen, hingen Ketten und Handschellen aus schmiedegeschwärztem Stahl.
    Suzannah trat an den Schminktisch und setzte sich auf den Stuhl davor. Sie griff nach einer Dose mit Make-up, starrte im Spiegel das eigene Gesicht an und dachte bei sich, dass ihr Bild erste Altersspuren zeigte. Die winzigen Falten an ihren Mundwinkeln und die grünen Katzenaugen waren auch letzte Woche da gewesen, die Linien auf ihrer Stirn nicht. Besorgt rieb sie mit der Hand über den rasierten Schädel, registrierte die blauen Venen, die sich wie Finger von ihren Schläfen ausbreiteten, zählte den Puls, mit dem ihr Herz das Blut in sie pumpte.
    Suzannah schraubte den Deckel des Theater-Make-ups auf und begann, ihre Augenlider zu schwärzen. Sie verteilte die Creme mit den Zeigefingern, zog die Schatten in einem schmaler werdenden Streifen um beide Seiten ihres Kopfes herum, reinigte sich dann mit Creme die Hände und begann jetzt, ihr ganzes Gesicht weiß zu kalken. Während sie das tat, schienen ihre Augen tiefer und tiefer in ihren Schädel einzusinken. Fasziniert setzte Crystal sich auf das Fußende des Bettes und sah zu.
    Als Suzannah fertig war, lackierte sie sich die Fingernägel grell scharlachrot – in derselben Farbe wie die Satinwände des Schlafzimmers. Dann wedelte sie mit den Händen, um den Lack trocknen zu lassen, wandte sich dem Mädchen zu und sagte: »Crystal, wir beide haben eine Menge gemeinsam.«
    »Wirklich?«
    »Aber ja, natürlich. Deshalb habe ich dich ja hierhergebeten. Nachdem ich vor ein paar Jahren meinen Mann losgeworden war, habe ich genau das getan, was du getan hast. Ich bin auch auf dem Mississippi nach Süden geflohen. Nur, dass ich einen Fehler gemacht habe. Du warst schlau genug, dir Arbeit in einer Wäscherei zu besorgen, ich habe ein halbes Jahr damit vergeudet, mich in einer schmierigen Strip-Kneipe an der Bourbon Street auszuziehen. Es war schrecklich!«
    »Du warst verheiratet?«, fragte Crystal erstaunt.
    »Ja, Liebes. Es war der Himmel auf Erden. Aber lass uns nicht darüber reden. Der Mann erwies sich als Penner. Oh, nach außen hin war er knallhart, Goldknöpfe und all das, aber innen, wo es darauf ankommt, war er bloß ein verheulter kleiner Junge – verloren, immer im Schatten seines Vaters. Tatsächlich war er der letzte Mann, Liebes, der Hand an mich gelegt hat. Aber das ist jetzt erledigt. Er hat jetzt nichts mehr zu bedeuten.«
    »Wann seid ihr geschieden worden?«, erkundigte sich Crystal interessiert.
    »Geschieden? Wir sind nie geschieden worden. Der Mann ist einfach gestorben. Das war am Weihnachtsabend 1955.«
    Suzannah stand auf, trat an den Schrank und zog eine Schublade heraus. Sie entnahm ihr ein Paar durchsichtige Strümpfe und trug sie zurück zum Schminktisch. Beim Gehen wippten ihre Brüste und ihre Schultern bewegten sich leicht, um sie in Schwingung zu halten. Crystal starrte sie fasziniert an.
    »Guter Koks, was?«, sagte die ältere Frau.
    »Kann ich noch welchen haben?«
    »Später, Schatz. Dieser Stoff ist stärker als du denkst. Glaub mir.«
    Suzannah setzte sich auf den Stuhl und hob eines ihrer Beine, um sich den Strumpf hochzuziehen.
    »Tu mir einen Gefallen, Liebes. Siehst du da drüben die Schublade, die zweite von oben? Mach sie auf und bring mir eines von den Roten.«
    Crystal trat an die Kommode und zog die Schublade auf. Sie war mit hauchzarten Nylonspitzen gefüllt, alles schwarz oder rot. Das Mädchen nahm einen der winzigen Strumpfbandgürtel und brachte ihn der Frau. Suzannah legte ihn sich um die Hüfte, befestigte die Strümpfe mit je zwei Strapsen. Dann blickte sie auf.
    »Wie sehe ich aus, Liebste?«
    »Umwerfend!«, sagte Crystal. Sie verspürte einen leichten Schauder, ihr Hals war plötzlich trocken. Sie versuchte ihn anzufeuchten, indem sie schluckte, aber sie verspürte nur einen bitteren Geschmack, der ihr aus der Nase in den Hals rann.
    Suzannah stand jetzt direkt vor dem Mädchen. Ihre Strapse leuchteten auf dem Weiß ihrer Schenkel wie blutrote Linien. Crystal konnte den Stoff leise rascheln hören.
    »Begreifst du, wie Männer aus Frauen Huren machen, Liebes? Du kannst sie in jeder Stadt sehen, jedem Haus, jedem Bürogebäude. Also, mich macht das krank. Frauen, wie ich eine war, die in Clubs strippen und zulassen, dass Männer ihre Titten und ihren Arsch anstarren. Millionen von Frauen, die einfach auf ihrem Hintern sitzen und Zahlen addieren oder Briefe tippen, Frauen, die

Weitere Kostenlose Bücher