Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
fragte Crystal leise.
»Nein, aber meine Mutter hat es geahnt. Kurz danach hat man mich nach Montreal geschickt, um meine Ausbildung fortzusetzen. Dort habe ich meinen Mann kennengelernt. Ich habe auch dort geheiratet. Und das ist das Ende der Geschichte.«
»Ich hasse Männer!«, sagte Crystal. »Ganz besonders meinen Vater.«
»Also, das ist gut, Liebes. So muss es sein. Außerdem kann ich dich befriedigen, wie das kein Mann jemals kann.«
»Warum hast du dann geheiratet, wenn du so empfindest wie ich?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Suzannah und sah wieder auf die Uhr. »Aber ich habe nicht die Zeit, dir das zu erzählen, und das tut mir leid. Ich möchte nicht, dass du jemals denselben Fehler machst. Sagen wir einfach, dass mich die Farbe Rot geblendet hat. Der Mann war alt genug, um mein Vater zu sein, und vielleicht war es das, was ich suchte – einen Ersatz. Ich war jung und dumm, was kann man da schon sagen?«
Suzannah ließ das Mädchen los und trat ein paar Schritte zurück. Sie stand mit gespreizten Beinen da, den Kopf hoch erhoben, und ihr Blick wanderte über das Mädchen. Sie lächelte, dachte Ich kann nicht länger warten. Zeit, den Fang einzuholen.
Die Uhr an der Wand zeigte 00:28 Uhr.
»Crystal«, sagte Suzannah langsam. »Ich muss dich etwas fragen. Hör mich zu Ende an, ehe du antwortest. Okay?«
Das Mädchen nickte.
»Als ich dich an diesem Nachmittag sah, wusste ich sofort, dass wir einander sehr ähnlich sind. Deshalb bin ich dir nach der Arbeit von deiner Wäscherei gefolgt und habe mich in diesem schmierigen kleinen Restaurant neben dich gesetzt. Du hast so allein gewirkt. Hat dir das, was wir an jenem Abend getan haben, Spaß gemacht?«
Das Mädchen nickte wieder.
»Nun, es gibt keinen Grund auf der ganzen Welt, dass dies je enden muss. Niemand weiß, dass du hier bist. Niemand weiß, dass du bei mir bist. Und es braucht auch wirklich niemand zu wissen. Würde dir das gefallen?«
Wieder das Nicken.
»Gut. Weil ich dich nämlich morgen Abend mit nach Europa nehmen möchte. Nach London, Paris, Rom. Ich möchte dir schöne Kleider kaufen. Ich möchte dir alles Kokain geben, das du willst, ich möchte Stunden über Stunden damit verbringen, mit deiner Muschi zu spielen und dich so heiß zu machen, dass du denkst, du musst schmelzen. Wie klingt das?«
Das Mädchen schluckte.
»Hier«, sagte Suzannah. »Lass uns durchbrennen.« Sie zog die flache Schublade im Schminktisch auf und holte ein Bündel 100-Dollar-Scheine heraus und warf sie dem Mädchen hin. Crystal blieb der Mund offen stehen. Die Scheine rutschten ihr durch die Finger und fielen auf den Boden.
»Nur zu, heb sie auf. Sie gehören dir«, sagte die Frau. »Da liegen 10.000 Dollar zu deinen Füßen. Und das ist bloß Taschengeld.«
»Wo hast du das her?«, rief das Mädchen und merkte, dass ihre Stimme krächzte.
»Nun, von dem Mann vor demjenigen, der heute Nacht kommt. Und der heute Abend wird weitere 20 Riesen mitbringen. Und wenn er fertig ist, dann verschwinden wir hier und sind frei. Ich habe dieses Jahr beim Mardi Gras 100.000 Dollar verdient. Nicht schlecht für zwei Wochen, wie?«
Das Mädchen sagte nichts. Sie starrte den Stapel Geld verblüfft und sprachlos an.
»Crystal«, sagte Suzannah mit weicher Stimme. »Jetzt ist Zeit, meine Frage zu beantworten. Willst du bei mir bleiben – oder verabschieden wir uns voneinander und du kannst zu deinem Job in der Wäscherei zurückkehren? Die Entscheidung liegt bei dir.«
Wie der Blitz huschte das Mädchen quer durch das Zimmer und warf sich der Frau in die Arme. Warme Tränen tropften auf Suzannahs Schulter, dort, wo der Handschuh mit ihrem Korsett verbunden war. Als die Frau »So ist’s gut, braves Mädchen« flüsterte, es wieder und wieder flüsterte, sah sie ihrer beider Bild im Spiegel des Schminktischs. Das war einfach, dachte sie und lächelte. Sobald man einmal den Markt des Lebens kennt und was die Leute kaufen wollen.
Sie hielt das Mädchen noch einen Augenblick an sich gedrückt, dann schob sie sie sanft von sich. »Kein Zurück, Liebes, sind wir uns einig?«
»Ja«, sagte Crystal.
»Gut. Lass uns noch ein wenig Kokain nehmen.«
Als sie wieder im Raum mit den Masken waren, trat Suzannah an die mittlere Tür an der linken Wand und zog sie auf. Dahinter führte eine Wendeltreppe nach unten. »Komm«, sagte Suzannah, »ich will dir etwas Seltsames zeigen.« Aus ihren Worten lockte das Abenteuer, so wie Honig ein Bärenjunges
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