Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Wortes, jemand, der tötet, weil ihm das Töten Spaß macht.« DeClercq entdeckte den zustimmenden Ausdruck in Joseph Awakomowitschs Gesicht hinten im Saal, ein kurzes Nicken des Russen.
»Man hat Sie alle ganz speziell ausgesucht, um diese Ermittlungen zu führen. Bei dieser ersten Einsatzbesprechung geht es mir um eine Diskussion der operativen Struktur, nach der diese Kommission arbeiten wird, also im Grunde um Folgendes:
Effektive Kommunikation ist das Wesen jeglicher Teamarbeit. Ich hoffe deshalb, dass jeder und jede von Ihnen alle Möglichkeiten zum Dialog innerhalb dieser Gruppe nutzen wird, ohne dass Rangstufen dabei eine Barriere sein dürfen. Der Großteil von Ihnen ist in dieser Großfahndung für allgemeine Ermittlungen eingeteilt. Diesem Kern wird eine wissenschaftliche Abteilung unter der Leitung von Joseph Awakomowitsch beigeordnet sein, dessen Ruf Ihnen sicherlich allen bekannt ist, ferner unsere eigene Spurensicherungsgruppe und, sozusagen als unser lenkendes Gehirn, ein Computerteam unter Inspector Chan. Dieses Computerteam wird auf dem während der Olson-Ermittlungen entwickelten Programm basieren und sämtliche von uns gesammelten Informationen integrieren und auswerten. Jedes Mitglied des Fahndungsteams wird von Inspector Chan einen täglichen Ausdruck mit einer Liste von Bildmaterial, Verdächtigen und sich anbahnenden Ermittlungsmaßnahmen erhalten. Am Ende eines jeden Tages sind Sie eingeladen – und zwar jeder Einzelne von Ihnen –, dem Computerteam Fragen oder Annahmen oder Vermutungen vorzutragen. Am darauffolgenden Morgen werden Sie eine mittels Software aufbereitete Stellungnahme erhalten.
Außerdem wird dieses Ermittlerteam eng mit den städtischen Polizeibehörden außerhalb der RCMP zusammenarbeiten, dafür wird jede einzelne Polizeidienststelle einen speziellen Verbindungsbeamten ernennen. Man hat mich darüber informiert, dass Detective Almore Flood vom Dezernat Kapitalverbrechen die Koordination der Polizeidienststellen von Vancouver übernehmen wird. Detective Flood ist heute Morgen hier anwesend.
Die Leitung dieses zentralen Ermittlerteams habe ich Inspector Jack MacDougall übertragen. Das ist der Gentleman zu meiner Rechten, der jetzt gerade das Gesicht verzieht, weil ich seinen Rang falsch angegeben habe – er weiß nämlich noch nicht, dass Ottawa wegen der Qualität seiner bisherigen Tätigkeit in diesem Fall meiner Empfehlung entsprochen hat, ihn vom Sergeant zum Inspector zu befördern.«
Spontaner Beifall setzte ein und DeClercq machte eine Pause, damit man MacDougall gratulieren und die Gruppe sich mit den Auswirkungen seiner Beförderung auseinandersetzen konnte.
Dann ging DeClercq nach links und setzte sich lässig auf eine Schreibtischkante. Sein Blick wanderte weiter über die Versammelten, suchte die Augen eines jeden Anwesenden.
»Ich glaube, wir müssen alle erkennen, dass jegliche koordinierte Polizeiermittlung auf der Basis von Annahmen funktioniert – und diese Annahmen sind die vorläufigen Folgerungen, die man aus dem vorliegenden Beweismaterial zieht.
Das ist deshalb so wichtig, weil darin auch unsere größte Gefahr liegt.
Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel nennen. Im November 1980 nahm die Polizei von West Yorkshire in England allgemein an, der Killer, den man den Yorkshire Ripper nannte, habe 13 Frauen den Schädel eingeschlagen und ihre Leichen verstümmelt. Sie glaubten, Opfer Nummer zwei sei eine 26-jährige Prostituierte namens Joan Harrison, die im November 1975 getötet worden war. Es gab Bissspuren an ihrer Leiche – und Abstriche aus ihrer Vagina und ihrem Anus deuteten auf das Vorhandensein von Samen hin, das von einer Person mit der seltenen Blutgruppe B stammte. Die Frau war, wie alle anderen Opfer des Rippers, mit dem Schlag eines hammerähnlichen Gegenstands auf den Schädel getötet worden.
Im Laufe der Ermittlung erhielt Assistant Chief Constable George Oldfield, der die Ermittlungen leitete, eine Anzahl mit ›Jack the Ripper‹ unterschriebene Briefe. Bei der Analyse des Speichels auf dem gummierten Umschlag des dritten Briefs stellte man fest, dass er von einer Person mit Blutgruppe B stammte. Der Brief war in Sunderland im Norden Englands abgestempelt. Im Juni 1979 ging der Polizei ein Tonband von jemandem zu, der behauptete, der Killer zu sein und der Oldfield verspottete, weil er bei der Suche nach ihm so wenig Fortschritte machte. Die Schrift auf dem Umschlag, der das Band enthielt, war dieselbe wie die auf den Briefen,
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