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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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kam seine Mutter und nahm ihn wieder in die Arme. »Du bekommst ein neues«, sagte sie. Der Mann sah auf die Uhr. 12:49 Uhr. Zeit, zu gehen. Er fand die Herrentoilette und wartete dort, bis er allein war. Dann holte er die Maske aus seiner Jacke und zog sie sich über das Gesicht.
    Zwei Minuten später öffnete er die Tür nach draußen.
    Ein ganzes Jahr lang hatte dieser Mann auf die Erregung von heute Abend gewartet. Jetzt war seine Vorfreude fast am Ende angelangt.
    Heute würde er – wenigstens für eine Weile – vergessen, das wusste er.
    Suzannah ging zu einem Schrank in der Nähe des Streckbetts. Sie öffnete zwei Bleiglastüren und holte ein Tablett aus dem Schrank. Das Tablett enthielt zehn halbmeterlange Nadeln, die alle im Flammenschein silbern und golden glänzten und legte die Nadeln in einen im Unterteil des Schranks untergebrachten Sterilisator. Ihre Worte spülten seidig und böse durch Crystals von Drogen halb betäubtes Bewusstsein. Das Mädchen wusste nicht, was die Worte bedeuteten, aber sie wusste, dass sie einem für sie unvorstellbaren Hass entsprangen.
    Suzannah trat an die Wand mit den Peitschen, nahm zwei davon herunter und trug sie zu dem Mädchen zurück.
    »Das hier, Liebes, ist eine schottische Tawse, sie ist etwa 70 Jahre alt. Wie du siehst, besteht sie aus einem harten Stiel mit einer im Feuer gehärteten Spitze, die Spitze beißt am Ende eines Schnitts wie eine Otter.
    Diese andere hier ist eine englische Birke – du wirst unter all diesen Peitschen keine finden, die näher an Poesie herankommt.«
    Suzannah reichte Crystal die Tawse und trat ein paar Schritte zurück.
    »Warst du einmal im Zirkus?«, fragte das Mädchen sie verschmitzt.
    »Ja.«
    »Nun, dann weißt du ja, wie sie die Löwen abrichten?«
    »Äh, mhm.«
    »Nun, Liebes, einen Mann kann man auf dieselbe Weise abrichten.«
    Mit einer Pirouette drehte die Frau sich im Kreis und schlug mit der Birkenpeitsche zu. Sie traf die Tawse in Crystals Hand, die auf den Boden fiel und sich dort wie ein Kreisel drehte.
    Dann tänzelte Suzannah in einer fließenden Bewegung vor das Streckbett und schlug langsam, methodisch und rhythmisch mit der Peitsche auf das Holz ein. Crystal starrte sie entsetzt an, denn bei jedem gnadenlosen Schlag wurden die Lippen der Frau dünner und schoben sich von ihren Zähnen zurück. Ihre Nasenflügel blähten sich. Ihr Atem ging keuchend. Und in der von Angst geschwängerten Luft flog Staub auf.
    Dann hielt Suzannah plötzlich mitten im Schlag inne.
    »Männer sind solche Esel«, sagte sie mit zischender Stimme. »Sie glauben, sie sind stärker als ihre eigene Psychologie.«
    Crystal trat einen Schritt zurück.
    »Dabei sind sie nicht mehr als Tiere, bloß programmierte Maschinen – und Sex ist das Uhrwerk, das ihre Seele antreibt.«
    Suzannah hängte die Peitschen wieder an die Wand. Sie lächelte verschmitzt. »Gib mir in meinem Haus, in diesem Raum einen bösen, kleinen Jungen, Crystal, und er wird – solange er das Geld hat – seine maßgeschneiderte Bestrafung bekommen. Hinter der Mardi-Gras-Maske kann Jekyll wirklich die Schuld von Hyde loslassen.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«, fragte Crystal und spürte, wie ihr Mund trocken geworden war.
    »Du bist meine Assistentin.«
    »Assistentin! Wozu brauchst du mich?«
    »Um die Frage zu beantworten, Liebste, muss ich dir etwas über unseren Gast erzählen.«
    Seine Mutter war es, die ihm das erste Mal von dem Axtmann von New Orleans erzählt hatte. Das war kurz vor ihrem Tode gewesen.
    Später hatte er herausgefunden, dass der Axtmann während eines kurzen Schreckensregiments am Ende des Ersten Weltkriegs sechs Leute getötet und mehrere andere verletzt hatte. Jedes einzelne Opfer war rein zufällig ausgewählt worden, der Axtmann hatte sich den Zugang zu ihren Wohnungen verschafft, indem er die Hintertür aufgestemmt hatte. Und sobald er im Haus war, hatte der Killer seine Opfer mit einer langstieligen Axt in Stücke geschlagen. Und diese Axt hatte er jedes Mal wie eine Visitenkarte am Tatort zurückgelassen.
    Man hatte den Axtmann nie ausfindig machen können. Seine Mutter hatte ihm davon nichts erzählt. Aufgabe des Axtmannes war es, hatte sie gesagt, Jagd auf kleine Jungen zu machen, die ihre Mutter nicht liebten. Er würde sie in Stücke hacken und die Stücke dann verschlingen. Das hatte ihm seine Mutter gesagt, als sie zusammen im Bett gelegen hatten.
    Jetzt kam der Mann zum Haupteingang des Städtischen Auditoriums heraus, verließ

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