Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Fehldiagnose und des darauf folgenden Anstaltslebens eine echte psychiatrische Störung entwickelt. Pitt war jetzt eine klassische Grenzpersönlichkeit – und es war beinahe zwei Jahre her, dass Matthew Paul Pitt aus einer Nervenheilanstalt in Queensland entkommen war.
Am Mittag jenes Montags wussten Monica Macdonald und Rusty Lewis eine ganze Menge über diesen Mann. Sie verfügten auch über zumindest rudimentäre Kenntnisse über derartige Grenzfälle. Was sie wussten, hatte vielversprechend ausgesehen. Sehr vielversprechend sogar.
Am frühen vorangegangenen Nachmittag waren die beiden Beamten, nach DeClercqs Vortrag und nachdem sie zusammen Kaffee getrunken hatten, auf dem Highway 99, der von der Grenze zur Interstate 5 führt, die 400 Kilometer nach Seattle, Washington, gefahren, hatten dort das FBI-Gebäude aufgesucht und mit Monicas Freund gesprochen. Der FBI-Agent erinnerte sich sehr gut an sie (dem Grinsen des Amerikaners nach zu schließen, ein wenig zu gut, fand Lewis), und hatte ihnen gesagt: »Fühlt euch hier wie zu Hause. Wenn ihr irgendetwas braucht, sagt es mir einfach.«
»Danke, Daryl«, sagte Macdonald mit einem Grinsen, das mindestens ebenso breit wie das seine war.
Oh, oh, dachte Lewis.
Die beiden RCMP-Beamten hatten jenen Nachmittag und einen guten Teil der Halloween-Nacht damit verbracht, die FBI-Akten über bekannte oder unter Verdacht stehende US-amerikanische Sexualtäter zu durchblättern. Es gab dort eine Menge Informationen. Sowohl Bundy wie auch ein Teil des mutmaßlichen Hillside-Strangler-Teams – ganz zu schweigen von dem in letzter Zeit aufgetretenen Green River Killer – sollten angeblich wiederholt im Staat Washington Morde verübt haben. Deshalb war in letzter Zeit vom FBI ein detailliertes Profil einschlägiger Sexualverbrechen erstellt worden. Um Mitternacht hatten die beiden Kanadier mit der Hilfe eines Computertechnikers eine Liste mit 67 möglichen grenzüberschreitenden Sexualverdächtigen aufgestellt, auf die die Handschrift des Headhunters passen könnte.
Ganz oben auf der Liste stand der Australier Matthew Paul Pitt.
Pitt wurde vom FBI gesucht, um wegen einer Anzahl grenzüberschreitender Vergewaltigungen mit anschließendem Mord im Laufe der letzten eineinhalb Jahre befragt zu werden. Bei jedem der Morde war dem Opfer die Kehle durchschnitten und in zwei Fällen der Kopf völlig vom Körper abgetrennt worden. Es hatte einen Mord außerhalb von Los Angeles, Kalifornien, einen zehn Kilometer außerhalb von Tucson, Arizona, gegeben, zwei auf dem Stockton Plateau in Texas, einen an einer Straßenkreuzung in der Nähe von Wichita, Kansas, drei 20 Kilometer außerhalb von Cheyenne, Wyoming, und zwei Morde zwischen Spokane und Everett, Washington. Das FBI war zu dem Schluss gelangt, dass sämtliche Morde miteinander in Verbindung standen.
Jeder einzelne Tatort lag in der Nähe des Interstate-Highway-Systems der USA. Jedem einzelnen Opfer war ein Kreuzschlitz-Schraubenzieher durch die Brustwarzen gerammt worden. Das Fahrzeug eines der Opfer war über ein Plateau gestoßen worden und man hatte sowohl im Innenraum des Wagens als auch an den Schiebespuren am hinteren Teil des Kofferraums eine Anzahl brauchbarer Fingerabdrücke gefunden. Obwohl diese Abdrücke in den Vereinigten Staaten nicht aktenkundig waren, hatte das FBI sie routinemäßig an Interpol weitergegeben, wo man eine Übereinstimmung festgestellt hatte. Die Abdrücke, so hatte die Internationale Polizeiorganisation dem FBI mitgeteilt, stimmten mit denen einer Person überein, die aus einer Psychiatrischen Heilanstalt in Queensland, Australien, entflohen war und Matthew Paul Pitt hieß und sich auch während der Mordserie in den USA auf freiem Fuß befunden hatte. Demzufolge war das FBI stark daran interessiert, ein kleines Gespräch mit Mr. Pitt zu führen.
»Ich glaube, dieser Bursche ist definitiv ein guter Tipp«, sagte Monica Macdonald, als sie eine Faxkopie der 752 Seiten umfassenden Zusammenfassung des FBI neben ihre schlafende Katze auf den Küchentisch legte.
»Glaube ich auch«, murmelte Lewis und kaute weiter an seinem Salamisandwich. Dabei fiel ein Tropfen Senf zwischen den zwei Scheiben Vollkornbrot auf die Kopie des FBI-Berichts. Er wischte den Senf weg, hinterließ aber einen gelben Schmierer.
»Würdest du mir das Bild noch einmal geben?«, bat Rusty Lewis und wischte sich die Hände an einer Papierserviette ab. Macdonald wühlte in den vor ihr ausgebreiteten Papieren, fand das Foto und
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