Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Straße hin offenen Schuppen, vollgestopft mit Behältern und Regalen mit frisch geerntetem Obst und Gemüse. Ein paar Kunden waren in dem Schuppen, jeder mit einem Korb am Arm und jeder fingerte an der Ware herum. Ein Mann in Lederschürze stand hinter einer Tonne mit MacIntosh-Äpfeln. Die beiden Polizeibeamten gingen auf ihn zu.
»Polizei«, sagte Rabidowski und zeigte kurz seine Dienstplakette.
Der Mann blickte mit einem argwöhnischen Lächeln auf und sagte: »Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«
Rabidowski trat einen Schritt zur Seite, sodass er jetzt zur Linken des Mannes stand, und knöpfte sein Jackett auf. Er und Rodale waren in Zivil. Obwohl der Sergeant bisher noch nie mit dem Mad Dog gearbeitet hatte, war ihm sein Ruf bekannt. Es hieß, dass Rabidowski der Richtige war, wenn es zur Sache ging.
»Wir sind auf der Suche nach Fritz Sapperstein«, erklärte Rodale. »Wie wir gehört haben, arbeitet er hier.«
Der Gesichtsausdruck des Mannes wurde besorgt. Er sah zu Rabidowski hinüber und nickte dann. »Das bin ich. Gibt es etwas? Ich bin seit Jahren sauber.«
»Mister Sapperstein«, sagte Rodale, »ich will nicht lange um den heißen Brei rumreden. Letzte Nacht ist eine Frau getötet worden, man hat ihr den Kopf abgeschnitten. An seiner Stelle hat jemand einen Kürbis hingelegt. Dieser Kürbis trägt Ihre Fingerabdrücke. Wir wollen wissen, warum das so ist.«
Sapperstein blinzelte. Dann sah er von Rodale zu Rabidowski hinüber und sein Blick wanderte nach unten auf die nicht zu übersehende Waffe. Schließlich atmete er tief durch, um seine Spannung zu lockern, und sagte: »Darf ich Ihnen etwas zeigen? Es ist gleich hinter dieser Tür.«
Rodale nickte. »Aber keine Dummheiten«, warnte er.
Als die drei Männer vor der Tür standen, hielt Rabidowski Sapperstein an, indem er ihn locker am Arm fasste. Rodale ging an ihm vorbei und sah nach draußen. Aber da war nur ein vielleicht 150 Meter langes Feld zu sehen, das teilweise mit Kürbissen bedeckt war.
»Wir setzen sie nahe beim Schuppen, weil die Biester so schwer sind. In den letzten zehn Tagen haben wir neun Zehntel der Ernte eingebracht. Ich habe ’ne Menge selbst geerntet. Ich muss an die 1.000 Stück verkauft haben. Ihnen ist doch klar, dass gestern Halloween war?«
Rodale sah zu Rabidowski hinüber und der ließ Sappersteins Arm los.
Der Mann mit der Schürze lächelte schwach. »Geben Sie mir eine Beschreibung«, sagte er, »und die Wahrscheinlichkeit ist über zehn zu eins, dass jemand, auf den diese Beschreibung passt, einen unserer Kürbisse gekauft hat. Ich habe niemanden umgebracht.«
Rabidowski nahm die Hand vom Kolben seiner Waffe.
14:11 Uhr
In Vancouver gibt es keine berittenen Mounties. Die einzigen berittenen Beamten gibt es beim Vancouver Police Department, dem VPD.
Als Sergeant Scott Barthelme an diesem Nachmittag den Anruf aus der Innenstadt erhielt, saß er in seinem Büro in Stanley Park. Weiter unten am Korridor waren die Stallungen, und heute war das erdige Aroma von Stroh und Pferdemist stärker als der Bürogeruch nach Papier und Druckertinte. Abgesehen von gelegentlichem Mampfen und Hufescharren herrschte in den Stallungen Stille. Bandit, der schwarz-weiß gefleckte Stallkater, war es müde geworden, zwischen den Strohballen herumzuspringen und so tun, als würde er nach Mäusen suchen. Er lag jetzt ausgestreckt auf dem Fenstersims im Büro.
Sergeant Barthelme hörte sich an, was Downtown zu sagen hatte, legte dann auf und stöhnte.
Was man ihm gesagt hatte, gefiel Sergeant Barthelme überhaupt nicht. Der Sergeant war nämlich lange genug bei der Truppe, um sich nur zu gut daran zu erinnern, wie die Öffentlichkeit auf das VPD eingeprügelt hatte, als sie gegen eine Schar Pot rauchender Hippies vorgegangen waren, die 1971 den Maple Tree Square besetzt hatten.
Sergeant Barthelme erinnerte sich an den Tag der Unruhen in Gastown nur zu gut.
15:46 Uhr
Die Demonstration hatte unorganisiert, aber friedlich begonnen. Unorganisiert war sie hauptsächlich deshalb, weil die sich langsam in den Robson Square drängende Menge sich spontan versammelte. Zwar hatte sich in den frühen Morgenstunden eine lose Koalition aus Feministengruppen gebildet, die am frühen Nachmittag damit angefangen hatte, auf den hinteren Stufen des alten Gerichtsgebäudes Audiogerät aufzubauen. Aber die Zuschauer, die sich schließlich sammelten, waren in Wirklichkeit nichts anderes als Leute, die zufällig über den Platz kamen, die meisten
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