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Der Kopflohn - Roman aus einem deutschen Dorf im Spätsommer 1932

Der Kopflohn - Roman aus einem deutschen Dorf im Spätsommer 1932

Titel: Der Kopflohn - Roman aus einem deutschen Dorf im Spätsommer 1932 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kriegt, das wird die Leute fuchsen. ’n Arschklopper, werden sie sagen. Weil’s kein Hiesiger is, weil’s ein gebildeter Mann is, weil’s ein Mann mit Pension ist. Da wär’s nicht schlecht, mein Sohn könnte ’ne Hiesige nehmen, eine, die nicht anstößt, daß alle sagen: Grad das rechte, und: So ’n Paar war schon lange nicht –
    Pah, sei nicht ungeduldig, das is schnell geschafft. Da kommt nicht viel in Betracht. Der alte Schulz hat keine Tochter, das sei Gott gedankt. Wär kein Spaß, den Schüchlin zum Schwager kriegen.
    Konrad Bastian, ja, der hat eine, ja, was sagste dazu, der hat eine, gar nich übel, die wird auch soweit sein! Sie heißt, glaub ich, Sophie!«
    »Ist denn die auch wirklich soweit?« Er versuchte angestrengt, sich das Mädchen vorzustellen. Er sah sie vielleichttäglich, aber jetzt fiel ihm nichts ein als was Blasses, Dünnes.
    »Du willst ihr doch nicht gleich Drilling machen?«
    »Nein, aber ich hab Euch gesagt, Ihr sollt mir ’n Weib aussuchen, keine Groschenpupp. Wie alt ist sie denn?«
    »Sie wird ins siebzehnte Jahr gehen.«
    Der junge Merz dachte wieder scharf nach, als gäbe es eine Möglichkeit, die genannte Summe der Jahre an seiner Lust zu berechnen. »Gut, ich werd sie mir ansehen.«
    Er stand auf, der alte Merz stand auch auf. »He, he, Jung, ich werd sie mir erst ansehen. Ich werd schon sehen, ob das Mädchen seine Siebensachen an sich beisammen hat. Dann kann man weiterreden.«
VII
    Als das Vieh versorgt war, gingen die beiden Bastians, die zwei älteren Kinder und Johann aufs Feld zurück, das Korn umzubinden. Der schwere Himmel stand tief. Unter den gewaltigen aufgerissenen Wolken waren die kleinen sauberen Kegel von sinnloser Regelmäßigkeit. Über dem rechten Flußufer erhöhten und verflüchtigten sich die Wolken zu einem entfernten, weniger drohenden Himmel. Johann fing an, Korn um die Zwetschgenbäume zu binden. Bis jetzt hatte er einfach drauflos gearbeitet, was grade von ihm verlangt wurde. Jetzt sprang die Angst der andern auf ihn über. Er erschrak über die neuen schweren Regentropfen auf seinem Hals. Alle hielten ein und sahen hinauf, auch die Kinder: der Himmel auf fünf Gesichtern. Die letzten Wochen im Schlafen und Wachen hatte Johann immer nur an eins gedacht, er vergaß es vielleicht jetzt zum erstenmal, in dem Augenblick, in dem man die Luft schon rauschen hört, bevor der Regen fällt.
    Sie waren dann sofort bis auf die Haut durchnäßt. Johann fiel alles wieder ein, er fluchte. Bastians kleinerSohn fing zu weinen an. Minutenlang war die Gegend von Regen verhängt. Alle warteten. Es ließ dann schnell nach, es gab sogar noch etwas Abendlicht. Sie arbeiteten verbissen in dampfenden Kleidern, in einer Nässe, die ins Fleisch ging. Johann sagte: »Das unter den Bäumen hält sich gut, wir wollen auch da drüben ran.«
    Bastian sagte: »Das kann man doch nicht. Du kannst doch nicht um fremde Zwetschgenbäume unser Korn aufbinden. Das is doch dem Schüchlin seins.«
    Johann sagte: »Der is doch fertig, der hat doch alles drin. Was schadet das? Und wieso hat er überhaupt schon seins drin?«
    Bastian sagte: »Das muß man ihm lassen, daß der Mann hinter seiner Sach her ist wie der Teufel hinter ’ner armen Seele. Der schafft viel allein, das muß man ihm lassen. Ich weiß nicht, was der in seinen Knochen drin hat. Kommt vom Feld, wie er rausgegangen is. Das ist schon ein Paar, der und seine Frau.«
    Johann fragte: »Is das die nebenan, die ein Kind kriegt?«
    Bastian erwiderte: »Ja, ich hab da zwischen den Zwetschgenbäumen durchgesehen, wie er die Frau gestriezt hat. Die hat keinen Schnaufer tun dürfen. Ich sag dir, in so ’nem dürren Stecken is mehr von ’nem Christenmensch drin als in dem Schüchlin. Ich aber denk mir mein Teil. Er hat sie gestriezt, er hat sie so furchtbar gestriezt, damit sie hier auf dem Feld umkommen soll. Denn das Kind kann ihr ja jeden Augenblick aus dem Rock herausfallen.«
    Johann wunderte sich, daß Bastian, der sonst nie über Nachbarn redete, mitten in der Arbeit bei ihm stehenblieb, um von Schüchlin zu erzählen.
    »Bei uns sagt man sonst: Der nimmt’s von den Lebenden, die Toten geben’s nicht. Bei dem Schüchlin ist’s umgekehrt. Wenn die mal tot umfällt, is er gut dran. Sie is aber nich umgefallen. Sie is mit ihrem großen Bauch hinter ihrem Mann her heimgegangen. Das muß ein zähes Kind sein, das hält inwendig fest, denk mal.«
    Er brach ab, sah über das nasse Feld weg, geriet plötzlich in Verzweiflung

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