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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Grisamentum zusammentun. Und er sah, wie die Tinte ihn beobachtete.
    »Danke für das Angebot«, flüsterte er ihr zu. »Danke. Für, du weißt schon. Dafür, dass du mich gewarnt hast. Und dafür, dass du gesagt hast, du würdest mich beschützen. Danke. Denkst du, ich werde mich dafür von dir beherrschen lassen?«
    Paul stand auf, öffnete seinen Hosenschlitz und urinierte höchst unsauber in das Gefäß, verdünnte und besudelte den Aschekönig von London, pisste ihn einfach fort. »Zum Teufel mit dir«, flüsterte er. »Du sollst zur Hölle fahren, genau wie er.«
    Als er fertig war, gab es nur noch Urin in dem Fläschchen. Nun zog er das Papier hervor, auf dem Billys Hand Grisamentums Schrift hinterlassen hatte. Ein hilfreicher Wind schob das letzte Laub an den Bäumen zur Seite, und das Licht einer Laterne fiel direkt auf das Papier. Paul musterte jeden Fetzen, den er hatte. Er stellte all die kleinen Informationen über Billy zusammen, die ihm diese Überreste aus Billys Tasche liefern konnten. Patchworkermittlungen. Und er kam voran.
    Am Ende behielt er nur einen Papierschnipsel. Mit dem Rücken an das Geländer gelehnt, saß er da und las ihn viele, viele Male. Dann faltete er den Zettel zusammen, presste ihn an seinen Kopf und überlegte und überlegte.
    Endlich betrat er in seinen abgenutzten Converses wieder die Straße und machte sich auf die Suche nach einer Telefonzelle. Er arbeitete sich durch ein Dickicht von Anbietern, die R-Gespräche vermittelten und sogar in dieser Nacht ihren Schnitt dabei machten. Endlich wurde er mit der Nummer auf dem Papier verbunden. Er erreichte nur einen Anrufbeantworter.
    »Ich habe Ihr Flugblatt«, sagte er und räusperte sich. »Ist das Marges Telefon? Ich habe Ihr Flugblatt gefunden. Ich weiß, wo Billy ist. Wollen Sie sich mit mir treffen? Ich weiß, heute Nacht ist alles ziemlich sonderbar, aber es geht nur sofort oder nie. Ich werde hier warten. Ich geben Ihnen die Nummer. Rufen Sie an, sobald Sie die Nachricht erhalten.« Er nannte die Nummer. »Sie müssen mich abholen, und Sie müssen sich beeilen, dann werde ich Ihnen alles erzählen.«
    Endlich, wenn auch zögernd, regte sich das Tattoo. Die Regung erfolgte, zufällig oder nicht, zugleich mit einem schrecklichen Zucken der Geschichte. Letzteres fühlte jeder. Eine Erhitzung, ein Schwelen, ein Verschwinden. Die Geschichte verbrannte.
    »Habt ihr das gespürt?«, fragte Fitch.
    Wenn Paul sich dem ergeben hatte, was er trug, und das Tattoo seine Leute wieder um sich scharte und zurückkam, dann waren sie erledigt. In dem Punkt stimmten die Londonmantiker überein. Andererseits würde Paul vielleicht mit Grisamentum kollaborieren, mit dem kleinen Tropfen, den er bei sich hatte, und ihn zu dem Rest des flüssigen Verbrechers zurückbringen, und in dem Fall wäre auch alles zu Ende.
    »Was für ein Bündnis soll das werden?«, fragte Billy.
    Niemand hörte ihn in der allgemeinen Streiterei. Fitch brüllte Dane und Billy an, weil sie Paul hatten gehen lassen. Zuletzt erging er sich in beständigem Gegrummel. Dane grollte seinerseits auf wahrlich beängstigende Art zurück, ehe er plötzlich aufhörte und den Kopf aus der Klappe oder einem Fenster hinaussteckte, um mit Wati zu flüstern, der, sollte er überhaupt in seiner Puppe wachen, nichts sagte, was irgendjemand außer Dane hören konnte. Die Londonmantiker wiederum brüllten Fitch ungeachtet seiner Position an und empörten sich über den Plan, von dem sie immer noch nicht recht glauben konnten, dass er ihn gebilligt haben sollte. Saira schwieg.
    »Es gibt einfach zu viele Gefahren«, sagte Fitch. »Er ist nicht stabil. Das Tattoo ist jetzt wieder da draußen. Er wird, sobald er kann, nach Goss und Subby suchen. Versteht ihr das? Er wird sie aufspüren, und dann werden die hinter uns her sein ... und wir werden nicht die Einzigen sein, die ihr Leben lassen müssen.«
    Das konnten sie nicht zulassen. Sie mussten den Kraken vor dem anrückenden Feuer schützen.
    »Was haben wir in seiner Gegenwart erzählt?«, fragte jemand.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Fitch. »Wir müssen den Kraken irgendwoanders hinbringen, wo er in Sicherheit ist.«
    »Und was schwebt dir da verdammt noch mal vor?«, fragte Dane. »Es geht bereits los.«
    »Versteht ihr denn nicht?«, rief Saira. »Wir konnten ihn nur schützen, solange niemand wusste, dass wir ihn haben und wo wir sind. Tja, und jetzt wissen es die beiden schlimmsten Gestalten auf der ganzen Welt.«

70
    Paul und

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