Der kranke Gesunde
ganz anders zu ihrem Körper verhält oder sich mit ihrem Körper in der sozialen Welt anders präsentiert.
Und drittens, weil dann der Körper oder die soziale Welt wiederum anders auf diese Veränderungen in der Psyche reagieren.
Das eine bewirkt das andere. So verändern sich Muster und Gewohnheiten. Das ist wie in einer Partnerschaft: Wenn eine Seite bei der anderen plötzlich versteht, was vorher unverständlich war und bekämpft wurde, ändert sich die Beziehung. Leider führt aber nicht jedes neue Erkennen und Verstehen zur Veränderung. Es gibt auch Erkenntnisse, die sich als Sackgassen erweisen. Und oft genug muss man noch die Klippe zwischen Erkennen und Handeln überschreiten. Jeder weiß: »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!« Das Erkennen muss dann in ein neues Handeln umgesetzt werden. Erst die neue Handlung, die am Ende zur neuen Gewohnheit wird, schließt den Heilungsprozess ab.
Doris' »Brummelerkenntnis«
Doris: »Mir war gar nicht bewusst, wie sehr ich auf Abweisung und auf Kritik eingestellt war! Meine Therapeutin hat mir meine missmutige Art einmal freundlich und direkt vor Augen gehalten. Weil sie mich dafür nicht kritisiert hat, habe ich mit ihr erforscht, wo das herkommt. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kannte fast nur ›Brummelbeziehungen‹: zu meinem Körper, zu meinen Kollegen, zu meinen Eltern. In einer therapeutischen Sitzung wurde mir klar, dass das meine ›Überlebensstrategie‹ war. Ich war als Kind in einem Klima ständiger Kritik aufgewachsen und kannte gar nichts anderes. Niemandem konnte ich es Recht machen da habe ich mir einen Brummelpanzer zugelegt. Diese Selbsterkenntnis hatte etwas ziemlich Befreiendes!«
Wer sind die möglichen Heiler?
Geht es um die Heilung von körperlichen Beschwerden oder Krankheiten, kommen generell fünf »Heiler « in Frage:
Experten, die direkt in den Körper eingreifen.
Der Körper selbst: die Selbstheilungskräfte des Körpers.
Der engste Partner des Körpers: die Psyche.
Experten, die der Psyche dabei beistehen, z. B. Psychotherapeuten.
Die Mitmenschen des Patienten in der sozialen Welt, die mit ihm leben oder arbeiten.
Experten, die direkt in den Körper eingreifen
Direkt in den Körper eingreifen heißt meistens, ihn mit Medikamente zu beeinflussen, ihn zu operieren oder ihn durch besondere Formen der direkten Berührung zu beeinflussen (Physiotherapie, Massage, Neuraltherapie, Chiropraktik) bzw. zu stimulieren (Akupunktur). Um ihn zu bestimmten heilsamen Bewegungen zu veranlassen (Krankengymnastik und Sport), braucht man schon wieder die Mitarbeit der Psyche. Medikamentöse Behandlungen (z. B. Beruhigungsmittel, wenn Beschwerden mit Ängsten und Spannungen verbunden sind oder Schmerzmittel) spielen oft eine unterstützende Rolle bei der Heilung psychosomatischer Störungen. Sie lösen das Kernproblem aber nicht oder verursachen auf die Dauer selbst weitere psychische oder somatische Störungen. Sie können aber auf Zeit eine wichtige Stütze der anderen Heiler auf diesem Gebiet sein.
Die Selbstheilungskräfte des Körpers
Die Selbstheilung des Körpers – ist in allen Heilungen somatischer Symptome das Entscheidende und wird meistens komplett unterschätzt. Der Körper heilt seine Wunden, regeneriert sich nach dem Genuss verdorbener Speisen, wehrt Viren- und Bakterienattacken ab. Er ist es sogar selbst, der die Zuführung von Medikamenten nutzt, um daraus für sich etwas Gutes zu machen! Fallen Organsysteme oder Hirnbereiche aus, kompensieren andere das. Knochenbrüche lässt der Körper wieder zusammenwachsen. Der Körper hat also eine enorme Kraft zur Wiederherstellung seines gesunden Zustands, zur Kompensation von Störungen. Leider wird er bei psychosomatischen Störungen gerade daran oft gehindert durch die ihn bei dieser Arbeit störende Psyche. Was der Körper von der Psyche braucht, um in Ruhe gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden, haben die Organe in diesem Buch dargestellt.
Der engste Partner des Körpers: die Psyche
Die Psyche steht von allen Heilern dem Körper am nächsten. Vieles von dem, was die anderen Heiler tun, wirkt erst über sie oder kann von ihr auch torpediert werden. Sie spielt neben dem Körper selbst deshalb die Hauptrolle.
Psychotherapeuten, als Unterstützer der Psyche
Wo die Psyche – warum auch immer – an ihre Grenzen stößt, kommen die Psychotherapeuten ins Spiel. Sie helfen der Psyche zu verstehen, wie sie in ihrer Partnerschaft mit dem Körper in eine
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