Der kranke Gesunde
Sackgasse geraten ist. Und vor allem helfen sie der Psyche dabei, Wege zu finden, die wieder hinausführen. Um die Rolle der Psychotherapeuten zu verdeutlichen, vergleichen wir den Patienten einmal mit einem Autofahrer, der sich verfahren hat.
Der Patient leidet trotz vieler medizinischer Diagnosen und Maßnahmen seit längerer Zeit unter körperlichen Beschwerden und wendet sich einem neuen Experten – dem Psychotherapeuten – zu. Die Psyche merkt, dass ihre alteLandkarte nichts mehr nützt. Eine andere hat sie aber nicht zur Hand. Sie braucht eine neue Orientierung und dafür Hilfe von außen. Ihre alte Landkarte entspricht hier den alten Gewohnheiten des Patienten, mit sich und seinen Beschwerden umzugehen, wie wir sie unter der Überschrift »Wiederholungszwang « beschrieben haben (siehe → S. 34 ). Ein Therapeut, der eine Hilfe zur Selbsthilfe anbietet, wird in diesem Vergleich zum Berater des Autofahrers entweder er gibt ihm eine neue Karte oder er fährt selbst ein Stück mit. Nur: Weiterfahren muss der Patient am Ende selbst. Entscheiden, welchen Weg er einschlägt, muss er auch selbst.
Angehörige
Können Angehörige auch »Heiler« sein? Ja. Allerdings brauchen auch sie manchmal Hilfe von dafür geschulten Experten. Bettina, Ehefrau von Martin, hat sicher einiges getan, um heilsam für ihn zu sein. Wider Willen hat sie dabei manchmal mit ihrer Art des Umgangs mit dem Problem aber am Ende selbst mehr zu dessen Aufrechterhaltung als zu dessen Lösung beigetragen. Angehörige können wie die Experten nicht direkt in Körper oder Psyche eines Patienten eingreifen. Sie können oft aber erheblich dazu beitragen, dass der Betroffene und sie selbst aus der Sackgasse der schädlichen Wiederholungszwänge herausfinden. Sie können ihre Art, wie sie im »Teufelskreis« mitgespielt haben, ändern. Wenn sie nicht mehr »mitspielen«, hat das über kurz oder lang Auswirkung auf die Psyche des Patienten und darüber oft auch auf dessen Körper. Das »Nicht-Mehr-Mitspielen« kann und muss allerdings je nach Fall oft sehr verschiedene Gestalten annehmen:
Wieder an sich denken und aus der »Krankenversorgung« aussteigen?
Mehr Mut zur Konfrontation?
Oder Mut, endlich vom erfolglosen Versuch, den Kranken zu heilen, loszulassen; dessen Kranksein und damit auch den »Verlust des gesunden Partners« zu akzeptieren und daraus für sich dann persönliche Konsequenzen zu ziehen und diese sich und anderen zuzumuten?
Auch für sie gilt »Erkennen ist Handeln«, denn meistens müssen sie selbst erst mal das Muster erkennen, mit dem sie mitgespielt haben, um dann aussteigen zu können.
Tipp
Wie werden die unterschiedlichen Heiler ein erfolgreiches Team?
Ihnen ist nur dann gedient, wenn die möglichen Heiler, also
an erster Stelle mal Sie selbst in Form von Psyche und Körper,
externe Experten in Form von Medizinern und anderen Unterstützern des Körpers sowie Psychotherapeuten als Unterstützer der Psyche,
sowie Ihre Angehörigen oder engen Freunde
als Team zusammenarbeiten und sozusagen am gleichen Strang ziehen. In einem gut kooperierenden Team trägt jeder die Verantwortung für seine Rolle, wobei er seine Grenzen kennt und anerkennt. Jeder lässt dem anderen dessen Verantwortung und unterstützt ihn bei Bedarf darin. Jeder lässt Unnützes los. Jedes Mitglied des Teams wird sich dabei auf das zentrieren müssen, was es selbst tun und lassen kann und nicht auf das, was Sache der anderen ist. Ein Beitrag eines Teammitglieds für sein Team besteht oft darin, aufzuhören, andere bei ihrer Arbeit zu stören. Ein weitergehender Beitrag liegt darin, andere bei ihrer Arbeit aktiv zu unterstützen. Der Angehörige darf dabei nicht übersehen, dass er für seine eigene Psyche die Hauptverantwortung trägt und keinerlei Heilung gut wäre, die auf Dauer seine Psyche belastet. Der Psychotherapeut wird sich auf die Psyche des Patienten und auf die soziale Welt zentrieren.
Heilsame Veränderungsschritte
Die Mitspieler im Heilungsprozess sind jetzt also klar. Nun soll es um die Veränderungsschritte selbst gehen. Hier gibt es fünf Möglichkeiten, auf die wir in den nächsten Kapiteln genauer eingehen werden:
Neue Fragen stellen.
Eine neue Sichtweise einnehmen.
Die Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten.
Vorgängen einen anderen Namen geben und ihnen eine ganz neue Bedeutung geben.
Und natürlich am Ende sich anders als bisher verhalten.
Wie ging es mit Nora und ihrer Übelkeit weiter?
Noras Therapie zeigt anschaulich, an wie
Weitere Kostenlose Bücher