Der Krankentröster (German Edition)
Schwestern ja auch was geben. Oh, was mach ich bloß?«
So nahm ich das Geld, steckte es in meine Geldbörse und sagte: »Okay, dann beim Abschied.« Nun überlegte ich die ganze Zeit auf dem Weg zur Cafeteria und zurück, ob es richtig war. Sicherlich würden sie mich jetzt als furchtbaren Geizhals sehen. Und dann fiel mir mit Schrecken ein, dass ich gar nicht geguckt hatte, wie viel Kleingeld sie mir gegeben hatte. War es abgezählt gewesen, oder hatte sie mir zu viel gegeben? Na ja, es wird schon abgezählt gewesen sein. Sie weiß doch, wie viel eine Leberkässemmel kostet, und sie hatte mir ja Kleingeld und keinen Schein gegeben.
Als ich nun den Schwestern die Leberkässemmeln brachte, sie sich bedankten und ich mich wegdrehte, fragte Schwester Josefa: »Haben die fünf Euro gereicht?« Oh, war mir das peinlich! Nicht, dass ich ihnen die Semmel nicht spendiert hatte, jetzt unterschlage ich auch noch von den hart arbeitenden, schlecht verdienenden Schwestern das Geld. Ich sagte hastig: »Ja, ja das Geld hat gereicht. Hier!« und gab ihr mehr zurück, na ja, sechzig Cent, als es eigentlich gekostet hatte.
Das beschäftigte mich den ganzen Abend und den nächsten Morgen. Meine Zimmernachbarin, meine Mutter und mein Mann mussten sich nun von mir ständig anhören: »Hätte ich ihr die Leberkässemmeln bezahlen sollen? Was denken sie jetzt von mir? Was soll ich tun? Sie morgen noch mal fragen, ob ich ihnen eine Leberkässemmel mitbringen soll, und dann bezahlen?
Und als ich dann wieder mal meine Lieblingssendung »Seinfeld« anschaute, dachte ich: »O mein Gott, Gaby, du bist wie George Costanza.«
Tja, mit dem »Was gebe ich den Schwestern?« ist das sowieso so eine Sache. Stecke ich ihnen schon während meines Aufenthalts Geld zu, mit dem leisen Hinweis: So, und jetzt aber schön nett sein! Oder warte ich bis zum Abschied?
Ich habe mich entschlossen, bis zum Abschied zu warten. Also ein halbes Jahr lang. Selbst gebackenen Kuchen oder Schokolade brachten wir schon mal mit. Aber das ist ja auch was anderes.
Allerdings habe ich auch mitbekommen, wie gerade ältere Damen Fünfeuroscheine in Umschläge steckten und verteilten. Die Freude darüber war dann immer sehr groß. Also, was ist da richtig?
Dieselbe Frage stellt sich bei den Ärzten. Was schenke ich ihnen als Dank dafür, dass sie mein Leben gerettet haben? Da fängt man ja erst einmal an, sich die Frage zu stellen, wie viel das eigene Leben wert ist. Ein Wein, eine Pralinenschachtel oder ein Käfer-Präsentkorb? Mein Mann sagt: »Wir leben nicht mehr im Mittelalter, wo Ärzte mit einem Fasan und einer Flasche Wein bezahlt wurden. Die verdienen genug Geld. Fast 100.000 Euro hat bisher unsere Krankenkasse deine Behandlung gekostet …«
Okay, aber Danke möchte man doch trotzdem sagen und nicht nur mit einem Händeschütteln. Also, da wünschte ich mir eine Krankenhausetikette oder so was. Vor allem, gebe ich dem Professor dasselbe wie den Ober- und Stationsärzten und den Medizinstudenten im praktischen Jahr? Eine Kaffeekasse gibt es im Arztzimmer nicht, und Geld wäre, glaube ich, da auch Quatsch. Ich erinnere mich, wie ich in einem thailändischen Nobelhotel dem Chefkoch nach einem Kochkurs Trinkgeld geben wollte und er es empört ablehnte. Na ja, dachte ich, das war jetzt so, als wenn du versucht hättest, Schuhbeck oder Lafer Trinkgeld zu geben.
Aber deswegen genieße ich auch Dreisternehotels. Da kommt man wenigstens nicht in die Verlegenheit, darüber nachdenken zu müssen, wie viel Trinkgeld man wem gibt. Zudem komme ich mir dann beim Verteilen von Trinkgeld nicht immer so krösushaft vor, und wenn ich nichts gebe, nicht so geizig.
Einmal durfte ich doch tatsächlich mit George Clooney fliegen und beobachtete, wie sein Freund und Manager oder wer auch immer für ihn die Trinkgelder verteilte. Der Mann, der sie in die Lounge führte, hier hast du Geld. Der sie ins Flugzeug brachte, danke, auch für dich was. Und so weiter. Zuerst dachte ich, der hat es gut, dass es für ihn jemand übernimmt, und dann dachte ich mir, es kann schon ganz schön teuer werden, wenn man prominent ist. Und Mensch, du hast dem Flughafenpersonal noch nie Trinkgeld gegeben, außer auf der Toilette, wenn dort ein Schälchen stand.
Liebe Grüße
Gaby
Hi Gaby,
Hab gleich mal gegoogelt und kopiere Dir eine von mehreren Seiten:
Neulich erzählte mir jemand, es sei üblich, nach einem Krankenhausaufenthalt der Schwesternschaft einen Umschlag mit zehn Euro
Weitere Kostenlose Bücher