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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Fingerspitzen aneinandergelehnt.
    Ford beendete seinen Wortschwall. »Da dies ein NASA -Projekt ist, so wurde mir gesagt, sind alle Aufnahmen sozusagen im Besitz der Allgemeinheit. Ich hätte gern Zugang zu all Ihren Fotografien, natürlich in der höchsten Auflösung.«
    Chaudry löste die Hände voneinander und beugte sich vor. »Sie haben recht, die Bilder sind öffentlich zugänglich – aber nicht in der höchsten Auflösung.«
    »Wir werden Doppelseiten und sogar Ausklappbilder drucken, und da brauchen wir die beste Auflösung, die wir bekommen können.«
    Der Direktor lehnte sich zurück. »Ich fürchte, die hochauflösenden Aufnahmen sind streng geheim. Machen Sie sich keine Sorgen – wir können Ihnen alle Bilder, die Sie brauchen, in einer Auflösung geben, die für ein Buch mehr als ausreichend sein dürfte.«
    »Warum sind sie geheim?«
    »Das ist der Standard in Einrichtungen wie dieser. Die Aufnahme- und Bildverarbeitungstechnik ist streng geheim, und wir wollen doch nicht, dass unsere Feinde erfahren, wie gut diese Technologie wirklich ist.«
    »Wie hoch ist denn die höchstmögliche Auflösung?«
    »Auch da kann ich keine Einzelheiten preisgeben. Im Allgemeinen können wir aus dem Orbit auf der Marsoberfläche alles erkennen, was etwa fünfzig Zentimeter groß ist. Und mit dem SHARAD -Radar können wir bis zu hundert Meter unter die Oberfläche sehen.«
    Ford stieß einen Pfiff aus. »Haben Sie da schon etwas Ungewöhnliches gesehen?«
    Chaudry lächelte und zeigte dabei sehr weiße Zähne. »So ziemlich alles, was wir sehen, ist ungewöhnlich. Wir sind wie Kolumbus, der den ersten Fuß auf einen neuen Kontinent setzt.«
    »Irgendetwas, das … nicht unbedingt natürlichen Ursprungs ist?«
    Das Lächeln verblasste. »Und was meinen Sie damit?«, fragte er kühl.
    »Sagen wir mal, Sie würden auf dem Mars etwas sehen, das nicht natürlich ist – ein außerirdisches Raumschiff meinetwegen.« Ford lachte glucksend. »Was würden Sie dann tun?«
    Jetzt war das Lächeln wie weggewischt. »Mr. Ford, bitte reden Sie nicht einmal im Scherz über solche Sachen. Wir erleben hier eine Menge – und ich meine wirklich eine
Menge
– Verrückte, die uns irgendwelche irren Theorien aufdrängen wollen. Wir hatten sogar schon Demos hier von irgendwelchen Gruppen, die gefordert haben, dass wir endlich Bilder von den außerirdischen Zivilisationen freigeben, die wir entdeckt hätten.« Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: »Das
war
doch ein Scherz, Mr. Ford? Oder haben Sie einen bestimmten Grund für diese Frage?«
    »Ja«, sagte Ford. »Das sollte ein Witz sein.«
    Abbey meldete sich zu Wort. »Sie haben ganz recht, Dr. Chaudry. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass fast vierzig Prozent der amerikanischen Bevölkerung an die Existenz intelligenten Lebens irgendwo im Universum glauben. Wie kann man nur so blöd sein!«
    Chaudry rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    »Tja«, sagte Ford forsch und warf Abbey einen scharfen Blick zu. »Sie waren uns eine große Hilfe, Dr. Chaudry.«
    Chaudry erhob sich mit offensichtlicher Erleichterung. »Mr. Ford, wir werden Sie bei Ihrem Buch gern unterstützen. Sämtliche Bilder sind online auf unserer Website zu sehen. Wählen Sie einfach diejenigen aus, die Sie verwenden möchten, und meine Presseabteilung wird Ihnen eine DVD der Bilder mit der höchsten legal zu veröffentlichenden Auflösung zukommen lassen.« Er lächelte ziemlich gezwungen und schob sie geübt aus seinem Büro.
    »Was für eine Zeitverschwendung«, brummte Abbey, während sie den langen Flur entlanggingen.
    Ford rieb sich das Kinn, blickte sich um, bog ab und ging einen falschen Flur entlang.
    »He, Einstein«, sagte Abbey. »Sie gehen in die falsche Richtung.«
    Ein Lächeln stahl sich in Fords Gesicht. »Verflixt. Das ist so ein großes, unübersichtliches Gebäude. Da kann man sich leicht verlaufen.« Er ging weiter, bog um die nächste Ecke und marschierte einen anderen Flur entlang.
    Abbey bemühte sich, von seinen langen Schritten nicht abgehängt zu werden.
    »Immer nur mir nach«, sagte Ford. Er bog wieder ab, und Abbey merkte, dass er anscheinend schon mit dem Grundriss des Gebäudes vertraut war. Sie hielten vor einer geschlossenen Bürotür. Ford klopfte an, und eine ziemlich gereizte Stimme rief drinnen: »Herein.«
    Ford öffnete die Tür und trat ein. Abbey sah einen dicklichen Mann mit einem unangenehm fleischigen Gesicht und drallen Armen in einem kurzärmeligen Hemd.

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