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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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des Stoffwechsels. Würde er mit derart vielen Gaben versuchen, in normalem Tempo zu gehen, würde er sich mit einhundertvierzig Meilen in der Stunde fortbewegen. Selbst stillstehende Luft würde dabei einen Widerstand bieten wie ein Orkan.
    Mit
    erzwungener
    Langsamkeit
    legte
    er
    seinen
    Schuppenpanzer an und setzte den Helm auf. Beim Befestigen des Helms bewegte er sich versehentlich zu schnell, so daß sein linker kleiner Finger unter der unerwarteten Belastung brach. Er verheilte augenblicklich in gekrümmter Stellung.
    Raj Ahten brach ihn erneut, zog ihn gerade, ließ ihn abermals verheilen.
    Im Schlendergang trat er aus dem Zelt und versuchte, so natürlich wie immer zu erscheinen.
    Auf den Festungsmauern von Burg Longmot, über dem Tor, schwenkten Lord Ordens Männer die grüne Flagge der Unterredung.
    Zwischen zwei Riesen, die wie eine Mauer standen, waren elf Unbesiegbare bereits auf königlichen Pferden aufgesessen und bereiteten sich darauf vor, als Raj Ahtens Ehrengarde aufzutreten. Ein Lakai hielt das zwölfte Pferd für ihn fest.
    Raj Ahten schlenderte zu seinem Pferd, nickte den Flammenwebern zu und gab ihnen das Zeichen.
    Dann zwang er sich, ganz still zu sitzen, während das Pferd auf die Tore zugaloppierte.
    Es war eine eigenartige Situation. Während das Pferd dahinlief, stellte er fest, daß er für Augenblicke in die Luft geworfen wurde, doch diese Augenblicke schienen sich endlos zu dehnen, so daß es für die Hälfte des Ritts so schien, als schwebe er, als fliege er einfach so über dem Grund dahin.
    Er war noch nicht weit gekommen, als ein gleißender Strahlenkranz über seinem Kopf Gestalt annahm, ein Geschenk der Flammenweber, ein schillerndes, goldenes Licht, das kurze Funken von Titanweiß absonderte.
    Im glänzenden Licht blickte er entschlossen in die aufgerissenen Augen der Verteidiger auf der Burgmauer.
    Die Ritter waren grimmige, skeptische Männer. Nicht das verweichlichte Stadtvolk, das er auf Burg Sylvarresta gesehen hatte. Viele von ihnen hielten ihre Waffen wild entschlossen umklammert, und es schien, als legten eintausend Bogenschützen auf den Mauern ihre Pfeile ein und spannten die Sehnen, soweit es ging. Ihre Augen strahlten kühle Berechnung aus.
    »Bewohner Longmots«, rief Raj Ahten, wobei er ganz langsam sprach und all seine Stimmgewalt in seine Worte einfließen ließ, damit er klang wie ein Mann des Friedens und der Vernunft.
    Auf den Burgmauern ballte Orden seine Fäuste und rief: »Feuer!«
    In Zeitlupe senkte sich der Pfeilhagel herab, eine schwarze Wand aus Pfeilen und Bolzen aus den stählernen Langbögen und Wurfgeschützen.
    Raj Ahten versuchte ganz ruhig im Sattel zu sitzen und nicht überzureagieren, als die Bolzen auf ihn zugerast kamen. Er konnte ihnen ausweichen oder sie zur Seite schlagen, wie immer er es wollte.
    Die Pfeile prasselten in tödlichem Regen auf ihn herab. Raj Ahten sah sich kurz nach beiden Seiten um. Die Ritter seiner Ehrengarde rissen bestürzt über diesen Akt vorsätzlicher Metzelei ihre Schilde hoch.
    Raj Ahten hatte keine Zeit, sie zu retten.
    Als die ersten Pfeile auf ihn zurasten, griff er danach und wollte sie aus der Luft schlagen. Als seine gepanzerte Faust jedoch gegen den Pfeil traf, waren Geschwindigkeit und Wucht sowohl seiner Hand als auch des Pfeils so groß, daß der hölzerne Schaft zerbrach. Die Pfeilspitze wurde auf seine Brust abgelenkt, und Raj Ahten mußte erneut rasch danach schnappen und sie mit seiner Hand abfangen.
    Genau in diesem Augenblick ging der tödliche Pfeilregen krachend auf seine Ritter und ihre Rösser nieder.
    Ein riesiger eiserner Wurfgeschützbolzen riß den Mann neben Raj Ahten aus dem Sattel, und der Wolflord war gezwungen, seinen kleinen Schild hochzureißen und weitere Pfeile abzuwehren, die durch die Luft auf ihn zugesirrt kamen.
    Ein Schaft schlug zwischen den Schuppen der Panzerung seines Pferdes ein, bohrte sich in dessen Rippen, und das Pferd begann zu wanken.
    Plötzlich sah Raj Ahten sich durch die Luft fliegen, scheinbar in Zeitlupe, aus dem Sattel gerissen, nach Pfeilen in seiner Flugbahn schnappend und tretend, sich so drehend, daß einer an
    seiner
    Armschiene
    zerbrach,
    anstatt
    seinen
    Schuppenpanzer zu durchstoßen.
    Er war ein kräftiger Mann, doch selbst er konnte die Gesetze der Bewegung nicht außer Kraft setzen.
    Die Wucht des Sturzes katapultierte ihn mit dem Kopf voran über die Schulter des Pferdes.
    Er wußte, wenn der harte Aufprall ihm nicht den Schädel

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