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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Augen. Auf den Feldern unten kamen Winde auf, die rauschend in die Bäume fuhren, weit weg aber, ganz weit weg, unter dem Rauschen des Blutes, das durch seine Adern brauste, erklangen Kriegshörner. Der Lärm Tausender Stimmen schwoll an zu einem Schlachtgesang.
    Sämtliche Armeen des Nordens, erkannte er, sammelten sich gegen ihn.
    Vor den Toren von Burg Sylvarresta hatte Ordens Bote davon gesprochen, der König habe diesen Überfall seit Wochen geplant. Und er hatte angedeutet, daß Verräter aus Raj Ahtens eigenen Reihen die Existenz der Zwingeisen ausgeplaudert hatten.
    Er hatte die Möglichkeit, dies könnte wahr sein, nie in Betracht gezogen – denn wenn es stimmte, dann hatte es derart düstere Konsequenzen für die Invasion, daß Raj Ahten es sich kaum erlauben durfte, darüber nachzudenken.
    Wenn es stimmte, wenn Orden diesen Überfall Wochen zuvor geplant hatte, dann hatte er nach Hilfe schicken und die Könige des Nordens zur Schlacht herbeirufen können.
    König Orden hatte sich vor vier Wochen in Marsch gesetzt.
    Vor vier Wochen. Möglich war es. Der verbissene Kriegsherr aus Internook konnte seine Horden aufgestellt, sie in Barkassen an die felsigen Gestade von Lysle gesandt und dann hierhergeführt haben, wo sie sich mit den Unabhängigen Rittern
    aus
    verschiedenen
    Königreichen
    zusammengeschlossen hatten.
    Das waren mit Sicherheit keine gewöhnlichen Soldaten. Das waren bestimmt keine Männer, die beim Anblick von Raj Ahtens Unbesiegbaren erzitterten.
    Der Wolflord öffnete die Augen just in dem Augenblick, als Binnesmans Pferd sich in weitem Bogen der Prozession anschloß und sich an ihre Spitze setzte.
    ›Der neue Erdkönig kommt‹, hatte der alte Zauberer gesagt.
    Jetzt erkannte Raj Ahten die Wahrheit. Dieser Erdwächter würde sich seinen Feinden anschließen. Dieser Erdwächter würde tatsächlich einem König dienen.
    »Die Erde lehnt dich ab…«
    Raj Ahten spürte, wie ein seltsames Gefühl des Entsetzens in ihm aufstieg. Ein großer König marschierte an der Spitze dieser Armee, dessen war er sicher. Der König der Zauberer.
    Der König, vor dem ihn seine Feuerdeuterin gewarnt hatte.
    Und ihn begleitete eine Armee, der Raj Ahten nichts entgegenzusetzen hatte.
    Vor seinen Augen geschah etwas Wunderbares: genau in diesem Augenblick begann sich eine gewaltige Staubwolke über der Armee zu bilden – hohe Staubsäulen kletterten Hunderte von Fuß weit, den Zacken einer Krone ähnlich, in die Luft, und mitten im wallenden Staub nahm ein Gesicht Form an, das ernste Antlitz eines unerbittlichen Mannes, in dessen Augen der Tod funkelte.
    Der Erdkönig.
    Ich bin gekommen, ihn zu jagen, und jetzt jagt er mich, erkannte Raj Ahten in aller Deutlichkeit.
    Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Er mußte zur Burg zurückkehren, sie rasch einnehmen, seine Zwingeisen wieder in Besitz nehmen und dann rasch den Rückzug antreten.
    Mit vor entsetzlicher Angst klopfendem Herzen rannte er die Stufen des Tor Loman hinunter.

KAPITEL 25
    Feuer
    aj Ahten hastete zurück, den Waldpfad hinunter, sprang Rüber Felsen, eilte durch enge Täler. Er vermutete jetzt, daß Longmot keine Schätze barg, daß die Zwingeisen woandershin gebracht worden waren.
    Alles deutete darauf hin – Orden flehte ihn geradezu an, hingerichtet zu werden. Der Mann hatte sich offenbar einer Schlange angeschlossen. Ihn zu töten, hieße die Schlange enthaupten und einen anderen Soldaten befreien, der mit einem fast ebenso schnellen Stoffwechsel gegen ihn kämpfen würde, wie Orden ihn zur Zeit besaß. Orden dagegen lebendig und bewegungsunfähig zurückzulassen, hielte die Schlange intakt. Raj Ahten brauchte nichts weiter zu tun, als die Krieger zu finden, die sich für die Schlange zur Verfügung gestellt hatten und sie rasch umzubringen.
    Die Existenz einer Schlange schien ein Beweis dafür, daß die Zwingeisen sich nicht mehr auf Longmot befanden. Denn wenn Orden tatsächlich Hunderte von Gaben übernommen hatte, hätte er nicht auf eine Schlange zurückgegriffen. Er hätte mehr Durchhaltevermögen gesammelt. Doch dafür war der Mann zu einfach zu verwunden und heilte zu langsam.
    Nein, er konnte unmöglich Hunderte von Gaben übernommen haben, nicht einmal Dutzende. Er fand hier keine Menschen, die ihm als Übereigner dienen konnten.
    Also hatte er die Zwingeisen fortgeschafft. Wahrscheinlich nicht weit. Menschen, die Gegenstände von hohem Wert verstecken, möchten sie meist in der Nähe wissen. Sie wollen in der Lage sein, des Öfteren

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