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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Lippe, als die Zauberer ihre Kräfte sammelten. Die Feuerwände des Freudenfeuers wurden jetzt mächtiger, verwandelten sich, anders als jedes weltliche Feuer, in ein grünes Etwas. Ein leuchtendes Portal entstand.
    Im nächsten Augenblick sah Tempest, wie innerhalb dieses Lichts Formen Gestalt annahmen – weiße Feuersalamander aus dem Jenseits, die, noch nicht voll ausgebildet, herumsprangen und -hüpften.
    Beim Anblick dieser in die Flammen gerufenen Geschöpfe erstarrte Kommandant Tempest. Gegen solche Ungeheuer konnten seine Männer nicht kämpfen. Es war Wahnsinn, hierzubleiben, Wahnsinn, sich zu wehren.
    Ein erschrockener Schrei blieb ihm in der Kehle stecken.
    Hilfe. Wir brauchen Hilfe, dachte er.
    Er hatte den Gedanken kaum gedacht, als er östlich der Burg einen verschwommenen Flecken erspähte. Jemand rannte über das grasbewachsene Hügelland, kehrte von Tor Loman zurück. Er hoffte, daß es Orden sei, betete zu den Mächten, daß der König siegreich geblieben wäre.
    Doch der Mann, der über das Grasland lief, trug nicht den grünen Umhang aus golddurchwirktem Samt. Es war Raj Ahten, der helmlos auf sie zugeeilt kam.
    Tempest fragte sich, ob Orden den Wolflord überhaupt eingeholt hatte, dann warf er einen Blick in den Bergfried.
    Shostag, der Axtmann, war als nächster hinter Orden an der Reihe. Wenn Orden umgekommen war, dann müßte Shostag auf den Beinen sein, müßte er der neue Schlangenkopf sein.
    Der Kommandant konnte unten im Bergfried keine Spur des stämmigen Banditen sehen.
    Vielleicht lebte Orden noch und würde kommen, um für sie zu kämpfen.
    Raj Ahten brüllte ein Kommando, befahl seinen Truppen, sich für die Schlacht bereit zu machen.
    Ein altes Sprichwort besagte: »Wenn Runenlords kämpfen, sterben die gewöhnlichen Menschen.« Das stimmte. Die Übereigner in ihren wohlbehüteten Bergfrieden, die gewöhnlichen Bogenschützen, die Bauernburschen, die um ihr Leben scharmützelten – sie alle würden unbemerkt vor dem Zorn eines Runenlords fallen.
    Um diesem Schicksal zu entgehen, hatte Tempest sein ganzes Leben lang mehr sein wollen als ein gewöhnlicher Soldat. Im Alter von zwölf war er ein Kraftsoldat geworden, mit sechzehn hatte man ihn zum Unterkommandanten gemacht, zum Kommandanten der Garde mit zweiundzwanzig.
    Während all dieser Jahre hatte er sich daran gewöhnt, in seinen Armen die Kraft von anderen zu spüren, die Gesundheit von Übereignern im Blut zu haben.
    Bis jetzt. Dem Rang nach hatte er den Befehl über Longmot und war bemüht, seine Truppen gegen Raj Ahtens Streitkräfte zu ordnen. Doch er war kaum mehr als ein gewöhnlicher Mann. Die meisten seiner Übereigner waren beim Kampf um Longmot hingemetzelt worden. Er besaß eine Gabe der Geisteskraft, eine des Durchhaltevermögens, eine der Anmut.
    Mehr nicht.
    Sein Kettenharnisch lastete schwer auf ihm, und sein Kriegshammer lag plump in seiner Hand.
    Die von Süden herüberwehenden Winde machten ihn schaudern, und er fragte sich, was dieser Tag wohl bringen würde. Er duckte sich hinter die Brustwehr. Er spürte den Tod in der Luft.
    Gegenwärtig waren die Schlachtvorbereitungen zum Stillstand gekommen. Raj Ahtens Soldaten, Riesen und Hunde hielten sich außer Reichweite der Bögen. Nur die Flammenweber arbeiteten, tanzten, drehten sich und kreisten im Herzen ihres Freudenfeuers. Eins mit den Flammen, nahmen die Salamander deutlicher Gestalt an, wurden zu Würmern aus weißem Licht und steuerten ihre magischen Kräfte denen der Flammenweber bei.
    Dann hielten die Flammenweber im Zentrum des gewaltigen Feuers plötzlich in ihrem wilden Tanz inne und reckten wie ein Mann die Hände in die Luft.
    Der Himmel wurde schwarz wie Onyx, als die Flammenweber
    dazu
    übergingen,
    Energiestränge
    herunterzuziehen. Immer wieder reckten sich die Flammenweber in den Himmel und packten das Licht. Immer wieder sammelten sie es in ihren Händen und hielten es einfach fest, so daß ihre Hände selbst zu grünlich gleißenden Lichtern wurden, die immer leuchtender erstrahlten.
    Der Heckenzauberer stieß murmelnd einen Fluch aus.
    Die Magie der Flammenweber entzog dem Himmel mehr als bloß das Licht. Seit Minuten schon war die Luft immer kühler geworden. Tempest sah, daß sich eine Reifschicht auf den Burgmauern bildete, und das Heft des Kriegshammers in seiner Hand war beißend kalt geworden.
    Reif überzog den Boden – am dichtesten in der Nahe des Feuers, von dem er sich weiter über die Felder ausbreitete und schließlich die

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