Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind
den schrägen Wannenboden sinken ließ, glitt er langsam zur Mitte, dorthin, wo Rebekka schon auf ihn wartete.
Seite an Seite lagen sie nun nebeneinander. David hatte ganz seinen Einführungskurs in japanische Badekunst vergessen. Er spürte nur die Haut Rebekkas auf der seinen und obwohl das Wasser eigentlich viel zu heiß dazu war, glaubte er auch ihre Wärme zu fühlen.
»Und was passiert dann?«, weckte sie ihn aus dem lustvollen Schwelgen seiner Sinne.
»Man spricht miteinander.«
»Ach.« Das klang irgendwie enttäuscht.
»Na ja, manchmal schäkern die Männer auch mit einem Mädchen, das ihnen gefällt. Oder die Frauen kokettieren mit den Herren.«
»Und das in aller Öffentlichkeit?« Rebekka gab sich entrüstet. Doch nur einen Augenblick lang. »Wie sieht das aus, dieses Kokettieren, meine ich? Ungefähr so?« Dabei drehte sie sich David zu, schmiegte ihren Körper an den seinen und begann seine Brust zu massieren.
»Also das würde für ein öffentliches Badehaus schon ziemlich weit gehen«, entgegnete David erschrocken.
»Du meinst, ich soll wieder aufhören?«
»Nein! Nein, so war das nicht gemeint. Es ist schön, wenn du das tust.« Etwas unbeholfen schob er seinen Arm unter ihrem Körper hindurch und begann auch sie zu liebkosen.
Erst begannen seine Hände ihren Körper zu erkunden, bald auch seine Lippen. In der prächtigsten Badewanne von Blair Castle entdeckte David so viele neue verführerische Details an seiner bezaubernden Frau, dass er sich wünschte, diese Expedition möge nie zu Ende gehen. Und jedes Mal, wenn sie sein Liebesspiel erwiderte, explodierte er fast. Sein ganzer Leib war wie elektrisiert. Er schien immer nur aus jenem Fleckchen Haut zu bestehen, wo ihre Finger oder ihre Lippen ihn berührten. Bald wusste er nicht mehr, ob sein Blut schon kochte oder nur das Wasser, in dem sie sich liebten. So wurde das runde Bassin für sie zu einem Tiegel, in dem nicht nur ihre Körper miteinander verschmolzen, sondern auch ihrer beider Leben.
Nächtlicher Besuch
Irgendwann war das Wasser zu kalt geworden. In einer Atempause der Leidenschaft hatte David, nass wie sie waren, Rebekka zum Himmelbett getragen. Wie leicht ihr elfengleicher Körper war! Er hatte sie sanft auf die Tücher und Kissen herabgelassen, wofür sie sich mit einem langen Kuss bedankte. Er begann sie erneut zu liebkosen und es dauerte nicht lang, bis sie wieder vom Rausch der Sinne mitgerissen wurden.
Aneinander gekuschelt und auf eine unbeschreiblich angenehme Art erschöpft schliefen sie schließlich ein.
Später erwachte David von einem Geräusch. Oder war es nur eine Ahnung? Er spürte Rebekkas warmen Leib, der halb über dem seinen lag. Ihr Gesicht ruhte auf seiner Brust. Er blickte sich um. Durch ein Fenster ergoss sich das Mondlicht in den Raum, hüllte ein in der Nähe stehendes Tischchen in einen zarten silbernen Schleier und trieb mit den Gegenständen darauf ein seltsames Farbenspiel. David lauschte angestrengt, doch er konnte nur Rebekkas gleichmäßiges Atmen vernehmen, sonst nichts.
Irgendetwas beunruhigte ihn und weil er die Ursache für dieses unklare Gefühl nicht ausloten konnte, wurde er noch nervöser. Vorsichtig befreite er sich aus Rebekkas Umklammerung. Sie seufzte kurz auf und schmatzte vernehmlich, als hätte sie gerade Kuchenteig aus einer Backform genascht. David küsste zärtlich ihr Haar und schob sich aus dem Bett. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Liebste gut zugedeckt war, machte er sich auf die Suche nach dem Morgenrock. Das Mondlicht stand ihm dabei hilfreich zur Seite und so hatte er bald das gesuchte Kleidungsstück sowie zwei passende Pantoffeln entdeckt. Derart gerüstet konnte er sich nun auf den Flur hinauswagen.
Schon hatte sich David dem Ausgang zugewandt, als er – einer plötzlichen Eingebung folgend – innehielt. Warum sollte ihn denn etwas im Schloss geweckt haben? Es konnte ja genauso gut jemand oder etwas außerhalb des Gebäudes gewesen sein.
Er machte wieder kehrt und schlich sich zum Schlafzimmerfenster. Im Nordwesten konnte er den Mond am Himmel sehen. Sein fahles Licht gerann über der Landschaft zu hunderten von Grautönen. Unten, an der rückwärtigen Fassade des Schlosses, brannten ein oder zwei Nachtlichter, aber weiter draußen regierte nur noch das Himmelsgestirn. Der Exerzierplatz war ein hellgraues Quadrat im dunkelgrauen Rasen. Rechts davon, noch weiter draußen, befanden sich einige Bäume und Büsche, aufgereiht in einer
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