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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Nationalsozialisten doch schon am Mittwoch beschlagnahmt. Ich meine, was sie Wolf und mir angetan haben, vielleicht steckt er sogar hinter der Auflösung unserer Versammlung heute früh.«
    »Hitler hat euch aufgelöst!«
    »Ja doch! Ist denn das so schwer zu begreifen? Weil Jehovas Zeugen ihn nicht anhimmeln, will er sie weghaben.«
    »Wen?«
    Opa Heinrich stöhnte. »Wolfgang, Anneliese, das Lieschen und mich.«
    »Ah ja. Ihr habt ja neulich euren Namen geändert.«
    »Das war vor zwei Jahren. Ich glaube, wir sollten wohl lieber aus der Sonne gehen, sonst trocknet dein Hirn noch ganz aus.«
    »Gib nicht so an, nur weil du sechs Jahre älter bist als ich und dir die Schnürsenkel noch alleine zubinden kannst.«
    »Sieben Jahre, mein Guter.«
    »Sechs Jahre und zehn Monate…«
    »Wenn ich euch kurz unterbrechen dürfte«, sagte David und lehnte sich aus dem Fenster. »Zufällig habe ich euer Gespräch mit angehört.«
    »Macht nichts«, sagte Onkel Carl. »Es pfeifen sowieso schon die Spatzen von den Dächern.«
    »Was ist denn mit Wolfgang und dir, Carl, passiert?«
    »Dem Carl geht’s jetzt wie mir: Sie haben ihm die Pension gestrichen, angeblich weil er verbotene Schriften verbreitet hat.«
    »Du meinst den Wachtturm? «
    »Und Das Goldene Zeitalter und unsere Bücher«, stellte Opa Heinrich richtig.
    David schüttelte den Kopf. »Und Wolf? Was haben sie mit ihm gemacht?«
    »Rausgeschmissen haben sie ihn«, sagte Onkel Carl, noch bevor Heinrich richtig Luft holen konnte. »Weil er den ›deutschen Gruß‹ verweigert. Will eben kein Menschenverherrlicher sein.«
    »Nein!«, entfuhr es David. Er hatte den Schrecken von Richards Verhaftung noch nicht überwunden.
    Opa Heinrich nickte demonstrativ. »Nach der Schließung unseres Bethels in Magdeburg haben sie eine ganze Reihe von unseren Glaubensbrüdern verhaftet. Aber wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Wenn nötig, predigen wir im Untergrund weiter.«
    David war völlig durcheinander, abermals schüttelte er den Kopf und bat Heinrich mit leiser Stimme: »Euer Mut in Ehren, aber seid bitte vorsichtig, hörst du? Wenn der Herz etwas von euren Aktivitäten spitzkriegt, dann wird er nicht zögern, euch bei der Geheimen Staatspolizei ans Messer zu liefern.«
     
     
    Dank seiner vielen fleißigen Helfer bekam Hitler jedenfalls das Reich langsam in den Griff. Die Hälfte der Deutschen, die ihn nicht gewählt hatten, muckte kaum mehr auf. Nun fehlte ihm nur noch die internationale Anerkennung. Noch war er isoliert. Aber das sollte sich schnell ändern.
    David hatte bereits aus Lorenzos Brief erfahren, was sich da in Rom anbahnte. Papst Pius XI. habe wörtlich vor den deutschen Gesandten bemerkt, wie froh er sei, dass »an der Spitze der deutschen Regierung nun ein Mann steht, der sich dem Kommunismus kompromisslos widersetzt«. Diese offene Sympathiebekundung des Oberhauptes der katholischen Kirche hatte David erst Lorenzos folgende Bemerkung richtig verständlich gemacht: »Mir sind die Hände gebunden, mein Freund. Der Heilige Vater scheint wie besessen von dem Gedanken, ein Bollwerk gegen den Bolschewismus errichten zu müssen. Mit welchen Opfern dieser Schutzwall gebaut wird, ist ihm dabei völlig einerlei.«
    So gewappnet hätte David die Nachricht vom 20. Juli eigentlich gelassener aufnehmen müssen. Aber er war dennoch erschüttert.
    Franz von Papen und Eugenio Pacelli hatten im Grunde nur noch um die Kommasetzung des Vertragswerkes gerungen, aber nicht mehr um den Satzbau. Das fertige Papier wurde von den beiden mit großem Zeremoniell im Vatikan unterzeichnet. Wenn man davon absah, dass Hitler seinem Vizekanzler die Anerkennung Hindenburgs verdankte, dann war das Reichskonkordat, durch das der »Führer« die moralische Unterstützung der katholischen Kirche erlangte, vielleicht Papens abscheulichste Leistung. Die übrigen Großmächte – das Vereinigte Königreich, die USA, Frankreich und Japan – konnten sich dem aufstrebenden Kriegsverlierer jetzt nicht mehr länger verweigern.
    David fuhr unverzüglich zu einer Krisensitzung nach Potsdam. Die Fakten waren nicht mehr aus der Welt zu schaffen, aber wenigstens über sie reden wollte er mit Kurt von Schleicher und Edgar Jung.
    Der ehemalige Reichskanzler schien bereits resigniert zu haben. Er schüttelte nur den Kopf und sagte: »Papen ist so ein großer Verräter, dass Judas Iskariot im Vergleich ein Heiliger ist.«
    David schluckte. Ihr kennt Lord Belial noch nicht! »Wie schafft es dieser Mensch

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