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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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schreckte sie hoch.
    »Was war das?«
    David lauschte angestrengt, doch im Moment rührte sich nichts. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Da war es wieder! Diesmal folgte dem hohen Fiepen ein Japsen.
    Rebekka hob ihren Kopf ein wenig höher. »Ist das… Pünktchen?«
    Jetzt setzte ein herzerweichendes Jaulen ein.
    »Hört sich fast so an, als wäre der Hund im Haus. Irgendwie muss er hereingeschlüpft sein, bevor abgeschlossen wurde.«
    »Vielleicht ist er von hinten reingekommen, vom Hof aus.«
    Inzwischen hatte das Jaulen eine Lautstärke erreicht, die einem Wolf bei Vollmond alle Ehre gemacht hätte.
    »Niemanden scheint der Hund zu stören«, sagte Rebekka nach einer Weile ungläubigen Lauschens. »Die Joleite hätte schon längst durchs ganze Haus geschrien.«
    »Es wird sich auch niemand rühren«, erwiderte David bitter. »Die haben alle ein schlechtes Gewissen. Zwar sind sie endlich die Blumenthals los, aber erst jetzt geht ihnen so richtig auf, was das bedeutet. Der Hund scheint jedenfalls als Einziger um sie zu trauern.«
    »Tun wir das etwa nicht?«, fragte Rebekka entsetzt.
    Einer schnellen Folge von Fieplauten folgte wieder das Jaulen.
    »Wir müssen etwas unternehmen, David.«
    »Das fürchte ich auch. Sonst rufen die anderen noch die Polizei und lassen Pünktchen wieder ins Tierheim bringen.«
    »Und was fangen wir mit ihr an?«
    Das bisherige Gespräch hatte in völliger Dunkelheit stattgefunden, jetzt schaltete David die Nachttischlampe an. Einen Moment musste er blinzeln, dann konnte er in Rebekkas Augen schauen. »Warum fragst du eigentlich noch?«
    »Ich verstehe gar nicht, was du…«
    »Schatz, du musst mir doch nichts vormachen. Pünktchen ist das Einzige, was von den Blumenthals noch geblieben ist. Die Hündin war Bennis Kuscheltier und Beschützerin. Sie ist ständig hier um uns herum gewesen und hat mir auf den Teller geschielt. Was werden wir wohl mit ihr anfangen?«
    Rebekka lächelte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Früher hätte sie in diesem Moment vor Freude gequietscht, doch dazu war sie nun viel zu niedergeschlagen. Sie küsste David auf den Mund. »Danke, Liebster. Du bist der beste Mensch, den es gibt.«
    »Nein.«
    »Was? Wieso…?«
    Auch David musste sich zu einem Lächeln zwingen. »Ihr, Prinzessin, seid noch tausendmal besser als wir. Komm, lass uns Pünktchen holen.«
    Sie schlüpften in ihre Morgenmäntel und liefen zur verschlossenen Wohnungstür. Einen Moment lauschten sie in das Treppenhaus hinaus. Man musste das Winseln und Jaulen doch hören!
    »Als wären sie alle ausgeflogen«, flüsterte Rebekka.
    David sah sie traurig an und seufzte, dann öffnete er die Wohnungstür.
    »Pünktchen! Komm, meine Kleine. Kooomm. Ich hab ein hübsches Fresserchen für dich…«

 
    Angeworben
     
     
     
    »Gelobt seist du, dass du mich nicht als Knecht geschaffen hast.«
    Onkel Carl war kein orthodoxer Jude, aber wie sie hatte er, der Bruder von Rabbi Louis Blumenthal, jeden Morgen noch vierzehn weitere Segenssprüche an Gott gerichtet. Die Ära der Sklaverei in Ägypten war für die Juden ein Trauma, das immer noch nachwirkte. Gott hatte sie damals – durch Moses – befreit. Ob Onkel Carl an diesem 14. März 1937 schon sein Morgengebet gesprochen hatte? Jedenfalls waren nun auch sie Sklaven! Wer würde die Juden aus ihrer neuen Knechtschaft erlösen?
    Bereits am Sonntag, kurz nach der Verhaftung, rief David in der Botschaft an. Sein Telefon wurde vermutlich abgehört. Väterchen hatte ihm erzählt, dies sei überhaupt kein Problem. Deshalb benutzten Sie Codeworte, um sich bestimmte Nachrichten zukommen zu lassen.
    »Ich fürchte, ein Kakaofleck hat meinen Pass unbrauchbar gemacht. Wie kann ich so schnell wie möglich Ersatz bekommen?«
    Kakao war braun – das stand für die Aktionen der Nazis. Die Wendung »so schnell wie möglich« spricht für sich selbst. Es schien völlig unverfänglich, dass ein britischer Staatsbürger in seiner Botschaft anrief. Man durfte seinen Pass nur nicht zu häufig mit brauner Brühe überschütten.
    Väterchen sei nicht erreichbar, erklärte der Diensthabende (natürlich verschlüsselt). David möge sich mit seinem Passproblem morgen noch einmal melden.
    Zerknirscht legte er den Hörer auf und blickte in Pünktchens braune Augen. Der Hund beobachtete nicht nur jede seiner Bewegungen, er schien diese auch mit einer bestimmten Kopfhaltung oder durch verschiedene Laute zu kommentieren. Im Moment fiepte er wie ein quietschendes

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