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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Verhaftungswelle der letzten wirklich aufsässigen Geistlichen entledigt hat, wird es noch mehr Bischöfe geben, die der SS beitreten.«
    Martin nahm schnell die Pfeife aus dem Mund. »Was sagst du da?«
    David nickte. »Der Freiburger Bischof Konrad Gröber ist sogar förderndes Mitglied der ›Schutzstaffel‹.«
    »Das dürfte allerdings schon etwas mehr sein als eine bloße Geste zur Wahrung kirchlicher Interessen«, staunte Martin.
    »Ich überlege nur, was die Verhaftung der Blumenthals mit der Aktion zu tun haben könnte. Sie sind ja keine Katholiken.«
    »Denk doch nur an den Röhm-Putsch. Da hat sich Hitler auch in einem Aufwasch von seinen Kritikern befreit, selbst wenn sie nicht der SA angehörten.«
    David nickte. Allmählich nahm das Bild Gestalt an. »Onkel Carls Bruder, Louis Blumenthal, ist immerhin Rabbi, also gewissermaßen auch ein Geistlicher. Sie könnten ihn ebenfalls verhaftet haben.«
    »Und die ganze Familie gleich mit – Sippenhaft ist bei den Nationalsozialisten nichts Außergewöhnliches. So könnte es gewesen sein. Gründe für eine Verhaftung finden sie immer.«
    Das stimmte. Bereits zwischen Oktober 1935 und Mai 1936 waren über siebentausend Juden aus politischen Gründen festgenommen worden. Erst etwa eine Woche zuvor hatte die Kriminalpolizei schlagartig mehrere tausend Vorbestrafte – so genannte »Gewohnheitsverbrecher« – verhaftet. Die Aktion war in der Presse als hartes Durchgreifen gegen staatsfeindliche Elemente gefeiert worden. Davon dass die Festgenommenen umgehend in Konzentrationslager verschleppt wurden, stand allerdings nichts in den Gazetten. David hatte seine eigenen Quellen. Er musste unbedingt Lloyd Ayckbourn sprechen.
    »Du hast mir sehr geholfen, Martin«, bedankte er sich bei dem Pastor. »Gib bitte auf dich Acht, damit es dir nicht genauso ergeht wie den Bedauernswerten gestern.«
    »Ich hoffe, Gott beschert mir ein besseres Geschick, aber ich muss meinen Weg gehen, so wie du deinen, David.«
    Nach letzten Abschiedsworten trennten sich die beiden Männer und gingen ihrer Wege, jeder den seiner Bestimmung. Der eine wie der andere sollte noch von sich reden machen. Und viel zu leiden haben.
    Väterchen gehörte zwar nicht zu Davids »Brüdern«, aber auch er konnte sich dem Einfluss des Wahrheitsfinders nicht entziehen. Als David ihn einige Stunden nach dem Gespräch mit Martin Niemöller in der britischen Botschaft aufsuchte, sollte sich das wieder einmal zeigen.
    Zunächst erhielt der Agentenführer von seinem Informanten einen Bericht über die vergangenen dreißig Stunden. Angesichts des ungewissen Schicksals seiner verschleppten Freunde fiel es David sichtlich schwer, ruhig in das Mikrofon zu sprechen, dessen Kabel in einen großen Kasten mündete, auf dem sich wiederum zwei Spulen mit dünnen braunen Bändern drehten. Er hatte zwar schon gelegentlich magnetische Tonaufzeichnungsgeräte gesehen, aber noch nie selbst eines benutzt. Gewöhnliche Leute bedienten sich zur Wiedergabe von Konservenmusik zumeist noch der guten alten Grammophone. Aktuelleres kam in Deutschland aus dem »Volksempfänger«, aber leider konnte man mit ihm nur nazifreundliche Inlandssender empfangen.
    Nachdem David seine Zusammenfassung mit einer zornigen Interpretation der jüngsten Ereignisse abgeschlossen hatte, wollte er endlich hören, was Väterchen über die Verhaftungswelle wusste. David vermutete einen persönlichen Racheakt von Gottfried Herz hinter der Verschleppung der Blumenthals, passenderweise gleich mit einer allgemeinen »Aufräumaktion« zusammengelegt. Onkel Carl hatte sich dem Blockwart gegenüber mehr herausgenommen, als für einen Juden offenbar gut war.
    Väterchen bestätigte im Wesentlichen die Informationen, die David bereits von Martin erhalten hatte. Der grauhaarige Geheimdienstler war allerdings nicht sehr erfreut, als David ihn drängte, Erkundigungen über die Verhaftung der Blumenthals einzuziehen.
    »Wenn wir uns für die Freilassung jedes einzelnen KZ-Häftlings einsetzen würden, dann wäre es mit der Geheimhaltung unserer Behörde bald zu Ende.«
    »Jeder?«, zischte David erbost. »Die Blumenthals sind meine Freunde. Außerdem weiß ich ganz genau, dass die Nazis sich von wohlhabenden Angehörigen aus dem Ausland gerne die Herausgabe ihrer ›Arbeitssklaven‹ vergolden lassen. Um das nötige Geld machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich habe da noch ein paar Reserven, die ich für die Blumenthals gerne opfere, aber ohne Ihre Hilfe nützt mir das

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