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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wird. Aber lassen wir das. Was ich brauche, ist eine Schiffspassage. Wenn du kein Schmuggler bist, kennst du doch bestimmt den einen oder anderen, der mich auf seinem Kahn mitnehmen könnte.«
    »Kommt darauf an, wohin.«
    »Dreimal darfst du raten.«
    Der Gummiball hörte auf zu hüpfen. »Doch nicht in den Norden?«
    »Ich wusste, dass du ein kluges Köpfchen bist, Kaeddong.«
    »Das wird teuer.«
    »Dachte ich mir. Allerdings sind meine Mittel beschränkt. Mehr als fünfhundert Won kann ich für die Bootsfahrt nicht aufbringen.«
    Kaeddong seufzte und erwiderte mit beinahe tränenersticker Stimme: »Du bist ein Freund Soo-wans. Und damit auch meiner. Ich werde sehen, was sich machen lässt.«

 
    Stückwerk
     
     
     
    Yukkai jang kuk wurde verwendet, um Tote aufzuerwecken. Oder um Drachen zu vergiften. Vielleicht auch, um alten Lack von einem Schrank oder einer Tür abzubeizen. Irgendetwas dieser Art. David konnte sich keine andere sinnvolle Verwendung dafür vorstellen. Wirklich hinterhältig war das Aussehen dieses Wunder wirkenden Mittels. Es hatte eine ansprechend rote Farbe und es schwammen Zwiebeln darin.
    Die pfefferrote Suppe war Kaeddongs Begrüßungsgeschenk für seinen älteren Freund Soo-wan. David hatte die Schüssel schon nach dem ersten Löffel von sich gestoßen und minutenlang um sein Leben gebangt. Er rang nach Atem und schüttete becherweise Bier in sich hinein. Das traditionelle Gericht war feuerscharf, nicht zu vergleichen mit irgendetwas anderem, das er je in Japan, Indien oder sonst wo gegessen hatte.
    »Schmeckt dir mein Yukkai jang kuk nicht?«, erkundigte sich Kaeddong, der, ebenso wie Soo-wan, schon am Verschlingen der zweiten Portion war. Der Professor hatte seine Brille abgesetzt, vermutlich, um die Gläser vor Verätzungen durch die aufsteigenden Dämpfe zu bewahren.
    »Äh… Es ist irgendwie… ungewöhnlich.«
    »Das haben die GIs auch immer gesagt«, freute sich Kaeddong. »Nimm doch noch ein bisschen.«
    »Nein!« David schnappte nach Luft. »Nein, vielen Dank, aber ich möchte wirklich nichts mehr. Wie sieht es denn nun mit deinem Schmugglerfreund aus, Kaeddong – kann er mich irgendwo in der Koreanischen Bucht absetzen?«
    Es war der Abend des 25. März, ein Freitag. Soo-wans Rückkehr nach Seoul lag erst vier Stunden zurück. Die widerspenstige Notizzettelsammlung des Professors war während der monatelangen Odyssee durch Südkorea zu einem knisternden, erschreckend hohen Papierhaufen angewachsen. Kaeddong wusste inzwischen genügend über Belials Jahrhundertplan, sodass die anderen in der Dreierrunde kein Blatt vor den Mund nehmen mussten.
    »Die Bucht ist groß«, erwiderte der Schwarzhändler. »Sehr groß!«
    »Versuche nicht, den Preis hochzutreiben!«, warnte David.
    »Kaeddong hat Recht«, schaltete sich Soo-wan vermittelnd ein. »Bis jetzt ist bei unserer Suche nur Stückwerk herausgekommen: unzählige Notizen, aber nichts Konkretes. Wir müssen erst wissen, wo sich An Chung-gun versteckt hält und dann können wir uns über den Weg zu ihm den Kopf zerbrechen.«
    »Zur ersten Frage habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. Du hast doch vorhin erzählt, was du während der letzten Wochen über einige Dutzend An Chung-guns in Erfahrung bringen konntest. Was weißt du über ihre Angehörigen?«
    Soo-wan kniff die Augen zusammen. »Ich fürchte, viel zu wenig. Immerhin habe ich die Fährte des An Chung-gun, der Anfang der Zwanziger Jahre mit den Japanern kollaboriert hat, etwas aufhellen können. Er war zweimal verheiratet und hat insgesamt elf Kinder. Drei von ihnen sind gestorben. An Chung-gun lebte einige Jahre bei seinem ältesten Sohn, zuletzt auf Kanghwa.«
    »Ist das nicht eine Insel, gar nicht weit von Seoul?«
    »Ja, sie liegt direkt vor der Hanmündung im Gelben Meer. Anfang der Dreißigerjahre hat der bewusste An Chung-gun seine Familie verlassen. Ich konnte seine Spur noch über drei oder vier Stationen weiterverfolgen, bis sie sich schließlich verlor. Ung-doo, sein Erstgeborener, soll wieder aufs Festland gezogen sein, vermutlich in die Gegend von Inch’on.«
    David horchte auf. »Du meinst die Hafenstadt Inch’on, gerade dreißig Kilometer von hier?«
    Der Professor nickte.
    »Ich würde mich zu gerne einmal mit diesem Ung-doo unterhalten. Schade, dass du nicht seine genaue Adresse kennst.«
    Ein lautes Schlürfen ertönte aus der Ecke des Schwarzhändlers. Kaeddong wischte sich mit dem Ärmel Suppe und Schweiß aus dem Gesicht und meinte leichthin:

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