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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Hufeisen.«
    »Netter Vergleich«, sagte Mia. »Dann zeigen Sie uns mal Ihren Amboss.«
    Davy holte tief Luft und deutete auf ein großes beigefarbenes Gehäuse. »Was ein Personalcomputer ist, muss ich Ihnen ja sicher nicht erklären.« Er zeigte lässig auf einen wesentlich kleineren Kasten, an dem verschiedene grüne Leuchtdioden blinkten. »Das da ist ein…«
    »… Modem für die Datenkommunikation«, fiel ihm Mia ins Wort. »Sie müssen mich nicht wie ein dummes kleines Mädchen behandeln. Ich arbeite auch schon seit einigen Jahren mit Computern.«
    »Ich enttäusche Sie ja nur ungern, Miss Rosenbaum, aber dieses Gerät ist kein einfaches Modem, mit dem man einen PC ans Telefonnetz anschließen kann. In dem Kasten verbirgt sich, einfach ausgedrückt, ein Satellitenempfänger – die große Parabolantenne hinter dem Haus ist Ihnen ja vermutlich beim Anflug schon aufgefallen. Dank dieses Gerätes kann ich mich selbst hier im kommunikationstechnischen Nirwana noch sehr viel schneller in die globalen Datenautobahnen einklinken, als Sie dazu mit Ihrem PC im deutschen Heide oder mit den Rechnern in der Redaktion des Spiegel in der Lage wären. Wenn Sie sich – worauf Sie vermutlich besonders stolz sind – während Ihrer Reisen vom Notebook aus über das Handy ins Web einwählen, erreichen Sie solche Geschwindigkeiten schon gar nicht.«
    Mit jedem Punkt seiner Tirade wurden Mias Mund und Augen größer. »Woher haben Sie diese ganzen Informationen über meine…?«
    »Ich bin Hacker«, antwortete Davy, als erkläre das alles.
    Mia verschränkte die Arme über der Brust und blickte etwas beleidigt zum Fenster hinaus.
    »Jetzt mal ehrlich«, fragte David erstaunt. »Wie können Sie wissen, was für einen Laptop meine Enkeltochter verwendet?«
    Davy lächelte. »Das lässt sich schnell erklären: Jeder, der das Internet benutzt, hinterlässt Spuren. Wenn jemand zum Beispiel eine E-Mail verschickt, kann man feststellen, welchen Client, also welches Programm, er dazu verwendet. Sogar die Version des Mail-Clients lässt sich herausfinden. Aus solchen Informationen kann man viel ableiten und den Rest nach alter Sherlock-Holmes-Manier kombinieren.«
    »Und so haben Sie auch meinen Lebenslauf rekonstruiert?«
    »Dazu war etwas mehr erforderlich. Ich sagte Ihnen ja schon, wie sehr ich Sie bewundere, David. Ich besitze elektronische Kopien von vermutlich allen Fotos, die es von Ihnen und Ihren prominenten Interviewpartnern gibt.«
    »Das können nicht sehr viele sein.«
    »Siebenundzwanzig, um genau zu sein.«
    »Sieben… ?« David verschlug es die Sprache.
    Davy nickte. »Und da wurde die Sache für mich interessant. Schon seit einiger Zeit hatte ich Ihre Personenprofile und Essays gesammelt. Aber auf den Fotos ist mir aufgefallen, dass Sie scheinbar nicht älter werden. Abgesehen von dem Bart, der über die Jahrzehnte hinweg variiert, sind Sie seit Ende des Zweiten Weltkrieges fast unverändert. Ich konnte mir das nicht erklären.«
    David war ganz benommen. »Aber wie sind Sie nur darauf gekommen, dass ich so alt wie das Jahrhundert sein müsste?«
    »Ich habe Ihren Wortschatz analysiert. Die neueren Ausgaben von Time sind zum Glück ja elektronisch erfasst. Ältere habe ich Sammlern abgekauft und eingescannt, die Seitenabbilder in Textdateien umgewandelt und diese dann analysiert. Obwohl sich die Herausgeber von Time immer um einen einheitlichen Stil bemüht haben, sind doch, wenn man genau hinsieht, bei den einzelnen Verfassern der Artikel Unterschiede in der Wortwahl festzustellen. Auch Sie haben bestimmte Lieblingsbegriffe oder -redewendungen. Mir ist aufgefallen, dass andere Autoren genau denselben Schreibstil hatten. Deren Namen wurden dann von mir einer genaueren Prüfung unterzogen und so habe ich mir Stück für Stück die Biografie des David Pratt zusammengesetzt. Sie sind doch der Earl of Camden, oder nicht?«
    David sank in seinen Stuhl zurück. Er starrte den bärtigen Computerspezialisten an, als hätte der sich gerade als das achte Weltwunder zu erkennen gegeben.
    Nun meldete sich Mia wieder zu Wort. »Eine hübsche Theorie haben Sie sich da zusammengereimt, Mr Pearson. Wissen Sie auch, dass Ihre angeblichen Enthüllungen meinen Großvater und auch mich das Leben kosten könnten?«
    Davy Pearsons Gesicht schien von einem Augenblick zum anderen zu versteinern. Bestürzt sah er in Mias schwarz funkelnde Augen, konnte ihrem diamantharten Blick jedoch nicht lange standhalten. »Was redet sie da?«, wandte er

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