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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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steuerte einen De-Soto. Den zuverlässigen Mietwagen aufzutreiben hatte ihn fast einen ganzen Vormittag gekostet. Da sie unbelauscht waren, antwortete er auf Deutsch. »Ich habe mich ein wenig in Vincente Lopez umgesehen, leider ist mir bisher kein Mann über den Weg gelaufen, den ich aufgrund von Wiesenthals Beschreibung und den alten Fotos, die er uns überlassen hat, als Eichmann hätte identifizieren können.«
    »Warst du in der Calle Chacabuco?«
    »Keine Angst, ich bin vorsichtig gewesen.«
    »Das hoffe ich. Eines muss dir bitte von Anfang an klar sein, David. Ich leite die Ermittlungen, und wenn wir Eichmann wirklich finden, wird ein Operationsteam des Mossad herüberkommen und den Rest erledigen.«
    »Dann wollt ihr Eichmann also wirklich nach Israel entführen und ihm dort den Prozess machen?«
    »So lauten die Befehle.«
    David nickte zufrieden. »Er wird bekommen, was er verdient. Ich hätte eine Bitte an dich, Zvi. Eigentlich sind es sogar drei.«
    »Wenn ich sie dir erfüllen kann, gerne.«
    »Ich vermute, Adolf Eichmann trägt einen schweren Siegelring. Gib mir den Fingerreif und eine Stunde Zeit, ihn auf meine Weise zu verhören. Dann könnt ihr ihn haben und mit ihm verfahren, wie es euch richtig erscheint. Außerdem möchte ich der erste Journalist sein, der über die Eichmann-Ergreifung berichten kann.«
    Der Israeli grinste. »Ist mir bisher entgangen, dass du deinen Reporterberuf so ernst nimmst. Willst du deinen eigenen Namen unter den Bericht setzen?«
    »Ich verwende ein Pseudonym. Selbst dein Chef wird sich wundern, woher die Presse von der Sache Wind bekommen hat.«
    Der Gedanke, seinem Boss eins auswischen zu können, schien Zvi zu gefallen. Unter der Bedingung, dass die Identität der Teammitglieder geheim sowie die Sicherheit Israels gewahrt bliebe, stimmte er allen Wünschen Davids zu.
    Zvi war als Mitarbeiter der Finanzabteilung des israelischen Außenministeriums nach Argentinien eingereist. Auch David gab sich nun als jüdischer Diplomat aus und ließ sich von seinem Partner Yossef nennen. Ein Satz vom Mossad gefälschter Papiere untermauerte die Tarnung. Wenn das Unternehmen in seine heiße Phase eintrat, dann mussten alle erneut ihre Identität wechseln. Die argentinische Regierung würde eine Geheimdienstoperation einer fremden Nation auf ihrem Territorium als schwere Provokation auffassen.
    Wie sich schnell herausstellte, verfügte Zvi über ein schier unerschöpfliches Reservoir an abrufbereiten Mitarbeitern. Wegen der antisemitischen Umtriebe gab es in Argentinien jüdische Selbstverteidigungsorganisationen, aus deren Reihen sich fast nach Belieben Amateuragenten rekrutieren ließen. Am 3. März fuhren Yossef alias David, Zvi und ein Hilfsspion namens Alberto nach Vincente Lopez. Das Viertel im Stadtteil Olivos war der letzte Aufenthaltsort der Familie Klement/Eichmann.
    Die Chacabuco verdiente mit Recht das Prädikat »hübsche Wohnstraße für Menschen mit geregeltem Einkommen«. Mit Bäumen geschmückt und breiten Gehwegen gesäumt bot sie – trotz fehlenden Straßenbelags – ein Bild kleinbürgerlicher Idylle. Elegante Villen und eher verwahrloste Mietshäuser standen hier in friedlicher Eintracht nebeneinander, wenn auch in angemessenem Abstand.
    Der Mietwagen parkte achthundert Meter vom Haus Nummer 4261 entfernt. Zvi schickte Alberto mit einer präparierten Ansichtskarte zu dem Anwesen. Die Urlaubsgrüße trugen den Absender »Dagoto, 4263, Calle Chacabuco«. Das Ganze war ein abgekartetes Spiel. Die Adresse ähnelte bis auf eine Ziffer jener, die Sylvia Hermann bei ihrer Suche nach Klaus Eichmann entdeckt hatte. Falls Alberto gefragt wurde, was er in dem Haus herumzustöbern habe, konnte er die Postkarte zeigen und behaupten, den Absender zu suchen. Man würde ihm antworten, er habe sich im Haus geirrt, dieses hier trage die Nummer 4261, und ihn, wahrscheinlich ohne Misstrauen zu schöpfen, wieder fortschicken.
    Nach etwa zwanzig Minuten kehrte Alberto zurück und schwang die Urlaubskarte in der Hand: Eine Familie Dagoto wohne nicht mehr hier, habe ihm ein kleines Mädchen verraten. Er sei dann trotzdem ins Haus gegangen, habe aber keine Hinweise auf die früheren Mieter finden können. Wahrscheinlich waren sie umgezogen.
    David war enttäuscht, aber Zvi machte ihm Mut. »Wir stehen erst am Anfang.«
    Wenn du wüsstest! »Was machen wir jetzt?«
    »Der Name, den Sylvia Hermann auf dem Stromzähler gefunden hat, könnte von einem Vormieter des Gesuchten stammen. Wir

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