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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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anderen?«
    Also gibt es keine weiteren Logenbrüder in diesem Plan, David. Und du hast dich soeben verraten, Dummkopf! »Was glaubst du? Ich rede natürlich von den Handlangern.«
    »Ach die! Seine Lordschaft kann davon ausgehen, dass wir uns ihrer Ergebenheit versichert haben. Wie Ihr wisst, hat das bei einigen ziemlich viel Geld gekostet. Aber zum Glück ist Machtgier immer noch die härteste Währung. Die meisten folgen uns für den Preis großer Versprechungen.«
    »Wie du weißt, müssen wir einige davon auch erfüllen.«
    »Nur diejenigen, die uns der Erreichung unseres Ziels näher bringen.«
    »Natürlich«, knurrte David.
    Ein Klopfen an der Scheibe ließ ihn zusammenfahren. Aber es war nur Zvi. David machte ein Zeichen, er solle noch einen Moment warten. Dann wandte er sich wieder an den Mann auf dem Wagenboden.
    »Für dich wird es jetzt einen Ortswechsel geben, Eichmann. Wir wollen, dass du mit den Männern zusammenarbeitest, die dich eben eingefangen haben. Sage ihnen nichts über den Kreis der Dämmerung, ansonsten kannst du offen reden. All das ist Teil eines größeren Plans. Vielleicht wird man dich sogar zum Tode verurteilen, aber darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Zu guter Letzt wird alles ins Lot kommen.«
    Eichmann streckte die Hand nach oben, weil er meinte, den Siegelring zurückzuerhalten. Aber David schloss ihn in seine Faust ein und lächelte. »Solange du in den Händen deiner Häscher bist, ist der Ring bei mir besser aufgehoben. Betrachte das, was nun vor dir liegt, als Läuterung. Und vergiss nicht: Am Ende wirst du ein ganz anderer Mensch sein.«
     
     
    Spätestens als der Strick Adolf Eichmanns Genick brach, erfüllte sich für ihn Davids Prophezeiung, wenn auch nicht so, wie der Buchhalter des Todes es vielleicht erwartet hatte. Seine Hinrichtung fand im Ramleh-Gefängnis am 1. Juni 1962 wenige Minuten nach Mitternacht statt. David erfuhr die Einzelheiten von Zvi Aharoni, als er ihn 1966 in Paris wiedertraf. Während des Prozesses hatte Eichmann einen erschreckenden Mangel an Einsicht in die Ungeheuerlichkeit seiner Verbrechen gezeigt. Immer wieder berief er sich darauf, einzig Befehlen gehorcht, nur seine Pflicht getan zu haben. Offenbar empfand er nicht eine Spur von Reue. Das Todesurteil verdankte er nicht zuletzt jenen akribisch recherchierten Lebensberichten von Juden, die er persönlich in den Tod geschickt hatte. Auch Marie Rosenbaum widerfuhr im Jerusalemer »Haus des Volkes« auf diese Weise späte Gerechtigkeit. Wenn man so will, brach am Ende auch ihr Schicksal Eichmanns Genick.
     
     
    Das Abschiednehmen war eine Disziplin, in der David nie einen Pokal gewinnen würde. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er am Abend vor seiner Rückreise nach New York mit Zvi im Garten von Tira stand und zum Sternenhimmel emporblickte. Lange Zeit herrschte Schweigen, bis Zvi endlich die Stille brach.
    »Und du willst wirklich nicht warten, bis wir ihn außer Landes geschafft haben?« Im Freien vermieden sie es tunlichst, Eichmanns Namen auszusprechen.
    David schüttelte den Kopf und lächelte. »Von nun an gehört er ganz und gar euch. Ich bin sicher, dass ihm Gerechtigkeit widerfahren wird.«
    »Er bekommt einen fairen Prozess und ich bin überzeugt, dass er der erste und vielleicht auch letzte Mensch sein wird, den ein israelisches Gericht zum Tode verurteilt. Es tut mir Leid, dass du nicht mehr aus ihm herausbekommen hast.«
    Zvi spielte auf Davids vergeblichen Versuch an, Adolf Eichmann weitere Einzelheiten über den Kreis der Dämmerung und der von ihm geplanten Kabale zu entlocken. »Die Verschwörergruppe hat wieder ein Mitglied eingebüßt. Sie blutet langsam aus. Außerdem habe ich den Ring bekommen. Alles in allem muss ich wohl zufrieden sein.«
    »Der antike Ring«, sagte Zvi naserümpfend. »Du bist ein seltsamer Mensch, David. Einerseits so sachlich und dann wieder dieser Hokuspokus.«
    »Sieh dich vor, Zvi! Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die man nicht lächerlich machen sollte, nur weil sie sich den eigenen Erfahrungen entziehen. John F. Kennedy hat letztens in einer Wahlkampfrede versprochen, noch in diesem Jahrzehnt werde ein Amerikaner den Mond betreten. Das musst du dir mal vorstellen! Zur Jahrhundertwende konnte sich so etwas bestenfalls Jules Verne ausmalen. Was wieder einmal zeigt, dass die Wirklichkeit unsere Erwartungen schnell überflügeln kann.«
    »Schon gut. Jeder von uns hat seine Berufung. Wer bin ich denn, dir die deine ausreden

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