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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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entschlüsseln.«
    »Und? Was steht drin?«
    »Hier, lies selbst.« Ruben schob die Bogen über den Tisch, direkt unter Davids Nase.
     
    Lieber David!
    Endlich kann ich ein dir vor Jahren gegebenes Versprechen einlösen. Wie du dich erinnern wirst, hat mein Bruder, der Archäologe, sich auf dein Geheiß für die Qumran-Rollen interessiert. Viele Jahre lang waren diese alten Handschriften israelischen Wissenschaftlern überhaupt nicht zugänglich. Selbst nach dem Sechstagekrieg im Jahr 1967, als wir den Jordaniern die Kontrolle über Ost-Jerusalem entrissen hatten, änderte sich zunächst nichts an der Zusammensetzung des achtköpfigen Forscherteams. Aber nun, nach internationalen Protesten, weicht die Phalanx der Geheimniskrämer auf. Das Team soll auf zwanzig Forscher erweitert werden und mein Bruder hat schon jetzt auf inoffiziellem Wege Einblick in die Manuskripte erhalten. Auf seine Fragen hin zeigte ihm ein befreundeter Wissenschaftler eine alte griechische Schriftrolle. Die Übersetzung liegt bei. Der Text berichtet von einem ›Ararat-Bund‹. Offenbar handelte es sich dabei um eine zwölfköpfige Verschwörergruppe unter Führung eines in jeder Hinsicht finsteren Gesellen. Sie versammelten sich an einem nicht näher genannten Ort -›im Schatten des Berges der Arche‹. Wie du siehst, muss man gelegentlich im Leben etwas länger warten, bis die Saat Früchte trägt. Aber du kennst ja meine Devise: Alles ist gut, was gut endet. In der Hoffnung, diese Nachricht möge deine Verzweiflung, die du fraglos nach der Ermordung Sadats empfunden haben musst, aufwiegen, verbleibe ich mit Grüßen brüderlicher Verbundenheit
    Zvi
     
    Nachdem David den Brief gelesen hatte, reichte er Lorenzo das Blatt. Er selbst vertiefte sich in die beigefügte Übersetzung der griechischen Handschrift. Zuletzt hatte auch Ruben die Texte gelesen.
    »Was haltet ihr davon?«, fragte der Maler.
    Davids Augen leuchteten. »Nach der Genesis ist Noahs Arche auf dem Ararat gestrandet. Ehrlich gesagt bin ich von Zvis Brief noch völlig überrascht.«
    »Ist euch diese Passage hier auch aufgefallen?«, erkundigte sich Lorenzo und tippte mit dem Finger auf das nun wieder vor David liegende Papier. Der las noch einmal die merkwürdige Formulierung aus der Schriftrolle.
    Und wenn ihre Vollzahl versammelt ist, rufen sie den Fürsten herbei. Doch nie im Licht der Himmelskönigin, welche seine größte Feindin ist. Wann immer jemand den roten Ring in die Sonne würfe, müsste der Meister ihm folgen.
    Ganz langsam begann David zu nicken, bis er schließlich flüsterte: »Also doch!«
    Lorenzo lächelte. »Der ›Fürst‹ muss Belial sein und der ›rote Ring‹ der Klunker, den du da am Hals mit dir herumträgst.«
    »Fragt sich nur, wie ich ihn in die Sonne werfen soll.«
    »Vielleicht würde ein Feuer genügen, das dem auf der Sonne gleichkäme.«
    Eine unangenehme Erinnerung ließ Davids Miene gefrieren. Er sah einen Lichtblitz, heller als jedes irdische Feuer. Vor langer Zeit wäre er fast darin verglüht.
    »Und das, bitte schön, alles in Gegenwart des ›Meisters‹. Wie soll David das hinkriegen?« Der nicht ganz unberechtigte Einwand kam von Ruben.
    »Vielleicht«, sagte David nach intensivem Grübeln, »sollten wir die Lösung des Sonnenfeuerproblems vertagen. Ich habe noch fast zwei Jahrzehnte zu leben. Möglicherweise erfindet demnächst ja jemand Streichhölzer, die mit sechstausend Grad Celsius brennen.«
    »Das Pergament aus Chirbet Qumran enthält ja noch diesen anderen Hinweis, den ich für sehr bemerkenswert halte«, meinte Lorenzo und rieb sich das Kinn.
    »Den auf den Ararat-Bund?«, fragte David.
    »Nicht nur. Der Name ist nur ein neuer in einer langen Reihe. Belial scheint in diesem Punkt sehr erfinderisch zu sein. Was mich stutzig gemacht hat, ist der Versammlungsort des Zwölferrats. Im Text heißt es, sie hätten sich ›im Schatten des Berges der Arche‹ getroffen. Das Ararat-Massiv liegt in der heutigen Türkei, nahe der iranischen Grenze, Nachdem uns dein Spielkartenfreund geraten hatte, das Tal der Schlafenden Zauberer in Kleinasien zu suchen, habe ich ein paar Nachforschungen angestellt. Du erinnerst dich an das Hochrelief, das wir unter San Clemente gesehen haben?«
    »Wie könnte ich das vergessen? Diese Sonnenscheibe über dem Herrscher: Ich musste damals sofort an die Bruderschaft vom Ende des Sonnenkreises denken.«
    »Das Königsbild ist inzwischen wiederentdeckt worden, im Kalksteinmassiv Behistan, im

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