Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
« Ein furchtbarer Hustenanfall schnitt ihm das Wort ab.
    »Oh, anscheinend haben Sie sich da eine schöne Erkältung eingefangen. Vielleicht kann ich Ihnen…«
    »Ist für die Weiterreise alles vorbereitet?«, unterbrach David den dienstbeflissenen Türken. Jedes Wort zu viel konnte ihn verraten.
    »Selbstverständlich. Und Sie wollen wie immer allein fahren?« Die dunklen Augen des Mannes sprangen zwischen David und seiner Begleiterin hin und her.
    David reichte Kim den Arm, in den sie sich geistesgegenwärtig einhakte. Die Vertraulichkeit dieses Schergen gefiel ihm nicht. Dementsprechend scharf antwortete er: »Jedenfalls ohne Chauffeur, wenn Sie das meinen.«
    Der Türke verbeugte sich – gleich zweimal – und versicherte, er habe nicht indiskret sein wollen und werde die Herrschaften umgehend zu ihrem Hotel geleiten. Auf dem Weg dorthin reichte er David einen Umschlag mit Wagenschlüsseln und diversen Papieren, vermutlich größtenteils gefälscht. Zu Davids großem Schrecken führte ihn der eifrige Gehilfe geradewegs in das Hotel, das er und Kim erst vor einer Woche verlassen hatten. Ihm musste augenblicklich etwas einfallen.
    »Mein lieber… « David hustete sich schier die Lunge aus dem Hals, blickte dann vielsagend auf Kim und setzte erneut an. »Ich bin diesmal noch mehr auf Diskretion bedacht als sonst. Besorgen Sie mir einfach den Schlüssel. Meine Begleiterin und ich werden uns ein hübsches Restaurant suchen und das Zimmer erst beziehen, wenn der Nachtportier seinen Dienst angetreten hat.«
    Das Argument zeugte nicht nur von den ausgezeichneten Ortskenntnissen des vermeintlichen Russen, es leuchtete dem türkischen Helfershelfer auch sofort ein. Er grinste listig, schaffte Davids Gepäck hoch und kehrte mit dem Schlüssel zurück. Nun wollte er seine Gäste auch noch ausführen, aber David lehnte entschieden ab. Einige Minuten später war er endlich mit Kim allein.
    Kurz vor Mitternacht traten sie den Rückweg zum Hotel an. Das betagte Gebäude lag in einer ruhigen Nebenstraße. Alle Gäste schienen bereits zu schlafen. Nur hinter der gläsernen Eingangstür leuchtete ein gelbes, irgendwie verloren wirkendes Licht.
    Zuerst ging Kim am Nachtportier vorbei, und nachdem sie den Schlüssel aus dem Fenster geworfen hatte, folgte David. Das letzte Mal hatten sie hier in getrennten Räumen logiert. Jetzt besaßen sie nur ein Doppelbett.
    »Ich werde auf dem Fußboden schlafen«, erklärte David nach kurzer Peilung der Lage.
    Kim trat dicht an ihn heran. »Hast du Angst, es könnte im Bett zu eng für uns beide werden?«
    »Allerdings.«
    »Was ist mit dir, David? Den ganzen Tag hast du meinen Liebhaber gespielt und jetzt bist du so abweisend.«
    »Ich habe das Gefühl, du machst dir in Bezug auf mich falsche Hoffnungen, Kim.«
    »Aber wieso denn? Du warst es doch, der heute früh zu mir in den Schacht gesprungen ist. Wenn du dein Leben nicht für mich riskiert hättest…« Sie brach ab. Leise schluchzend blickte sie zu Boden.
    Am liebsten hätte David sie in den Arm genommen und getröstet, aber eine innere Stimme hielt ihn zurück. Gefühle auszudrücken erschien ihm plötzlich unendlich schwer.
    Entsprechend hölzern fielen auch seine nächsten Worte aus. »Ich bin viel zu alt für dich, Kim.«
    Mit tränenfeuchten Augen sah sie zu ihm auf. »Sollte ich das nicht entscheiden können?«
    »Aber sieh doch den Tatsachen ins Auge: Dein Vater hat dich gehasst und jetzt bin ich, der ihm so ähnlich ist, der ideale Ersatz. Was du aber brauchst, ist ein Ehemann. Diese Rolle kann ich für dich niemals ausfüllen, Kim.«
    Sie kam erneut dicht an David heran und versuchte ihn in die Arme zu nehmen, aber er schob sie sanft zurück.
    Nun fing sie richtig an zu weinen. »Empfindest du denn gar nichts für mich?«
    »Ach, Kim!« Er wand sich wie ein Aal. »Natürlich. Ich habe dich in den wenigen Tagen, die wir uns kennen, sogar lieb gewonnen. Doch nicht, wie du dir es wünschst. Ich habe dir doch gesagt, dass mein Herz einer anderen gehört.«
    »Aber sie ist tot, David! Wann begreifst du das endlich?« Jetzt nahm sie ihn doch in die Arme.
    David spürte es gar nicht. Trotzig schüttelte er den Kopf. Seine Augen wurden nun ebenfalls feucht. »Nein, Kim. Nein! Ich würde niemanden verurteilen, der in meiner Lage anders handelte. Aber ich kann es nicht. Rebekka und ich sind durch ein Band verbunden, das stärker als der Tod ist. Bitte versteh mich! Du verdienst es bestimmt, genauso geliebt zu werden wie sie, aber ich

Weitere Kostenlose Bücher