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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Diademe auf ebenso vielen Glaskugeln. Drei weitere waren noch unbekrönt. Genau im Schnittpunkt aller sieben Glaskörper stand die Feuerschale.
    Kamboto erhob sich würdevoll von seinem Stuhl. Er lächelte, kam David langsam entgegen und enthob ihn der Gefahr einer falschen Anrede. »Bruder Golizyn! Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Du kommst spät.«
    David lächelte. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit war auf seine Maske gerichtet: das grüne Auge, die Narbe, das melierte Haar, der Rubin. Im tiefsten Innern wünschte er, Golizyn wäre der Letzte im Zeitplan gewesen. Aber zwei Logenbrüder fehlten noch. Von nun an musste er improvisieren.
    »Ich hatte noch einiges mit dem guten Alexej zu klären. Die Sache war sehr dringend«, antwortete er im Plauderton und ergriff Kambotos ausgestreckte Hand. »Seid ihr auch alle so gespannt, was uns dieser Abend bringen wird?«
    »Das allerdings dürfte kein Geheimnis sein: Der Großmeister wird uns offenbaren, wie wir endlich die erlittenen Rückschläge überwinden können. Er hat sich doch schon immer die Wissenschaft und Technik auf höchst eindrucksvolle Weise zu Diensten gemacht. Ich rechne mit einem ganz großen Knaller.«
    In der Zwischenzeit waren auch die anderen drei Logenbrüder zu David getreten. Der erste war klein und von beträchtlicher Körperfülle. Er hatte arabische Züge.
    »Lieber Golizyn, es ist eine Freude, dich wohlbehalten wieder zu sehen.«
    David nickte. »Die Zeiten sind nicht leicht, mein lieber…«
    Der mondgesichtige Logenbruder blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Abufari«, tippte David und hielt den Atem an.
    Der Scheich lächelte. Keine Augenbraue zuckte. Er schien mit dem Namen zufrieden zu sein.
    Der dritte Belial-Jünger machte es David leichter. »Wie kannst du den alten Bartolome nur so erschrecken. Wir dachten schon, dein Doppelgänger hätte jetzt auch noch dich erwischt.«
    David lächelte säuerlich. Offenbar war dieser »Bruder« ein besonderer Freund des eingeäscherten Salzmannes. »Unkraut vergeht nicht, mein Lieber.«
    Bartolome warf sich an Davids Brust – ein seltsames Gefühl, einem Völkerschlächter in den Armen zu liegen. »Wie ist es denn ausgegangen?«
    David befreite sich wieder aus den Fängen des dunkelhaarigen Bartolome. »Wenn du nur wüsstest! Es war…«
    »Bestimmt nicht leicht«, fiel ihm der letzte noch unbegrüßte Logenbruder ins Wort, der sich in der Zwischenzeit an David herangearbeitet hatte. Die ganze Bande schien ja ein Herz und eine Seele zu sein.
    Der vierte im Bunde, ein mittelgroßer Blonder, hätte einem nationalsozialistischen Züchtungshandbuch für reinrassige Arier entsprungen sein können. Von seinen gletscherblauen Augen einmal abgesehen wirkte er alles andere als unsympathisch. Der äußeren Erscheinung nach Mitte vierzig, hätte er ebenso gut Filmschauspieler, Bankdirektor wie auch Preisrichter im Eiskunstlaufen sein können – nur eben kein Massenmörder. David hatte nicht die geringste Ahnung, wie der Kerl hieß. Jedenfalls war es nicht Kelippoth, nicht der Mann, den Polanski, der Hollywoodregisseur, beschrieben hatte.
    »Wir warten alle schon ganz gespannt auf deinen Bericht«, sagte das blonde Robert-Redford-Plagiat und quetschte Davids Rechte.
    Der falsche Golizyn zögerte. Was für einen Bericht? Jetzt steckte er gleich in zwei Zwickmühlen. David lachte ein wenig verkrampft. »Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass man dir dein Alter am wenigsten von uns allen ansieht?«
    »Mindestens ein Dutzend Mal«, erwiderte der Unbekannte heiter.
    »Ach«, staunte David, um sich dann jedoch schnell wieder zu fangen. »Dieser Camden… «
    »Ja, nun erzähl doch endlich«, sagte Kamboto.
    Vermutlich war das der »Bericht«, von dem der Blondling gesprochen hatte. David entspannte sich und ließ sich von Bartolome einen Stuhl an der Tafel zuweisen. Direkt vor ihm lag die Glaskugel auf dem goldenen Schlangenreif. Ruhig zog der falsche Golizyn seinen Siegelring vom Finger und legte ihn »ordnungsgemäß« ab. Die Siegelfläche drehte er von den anderen, jetzt Platz nehmenden Logenbrüdern weg. Das Zwielicht im Raum war Davids engster Verbündeter.
    Als Nächstes begann er eine ausführliche Geschichte zu erzählen, vermischte tatsächlich Passiertes mit Zweideutigkeiten. Der Bericht fußte im Wesentlichen auf seinen Erlebnissen auf Athos und der Insel in der Fauligen See. Er endete mit dem Versinken David Camdens und Kim Tongs im Wasserschacht.
    David hatte gedacht, die Logenbrüder würden

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