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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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über diesen Ausgang begeistert sein. Aber er täuschte sich. Die vier anderen wirkten benommen, beinahe betroffen. Oder war es Misstrauen?
    »Bist du sicher, dass wir den lästigen Kerl endgültig los sind, Wladimir?«, wagte endlich Bartolome zu fragen.
    »Er ist sicher kein Kiemenatmer«, antwortete David wahrheitsgetreu.
    »Wenn wir vollzählig sind und der Großmeister sich deinen Bericht angehört hat, werden wir klüger sein.« Das hatte der Musterarier gesagt.
    David blickte den Blonden sekundenlang an, ohne etwas zu erwidern. Was sollte das heißen? Besaß etwa auch der Schattenlord eine Art Wahrheitssinn? Konnte er Tatsachen von Irreführungen unterscheiden? David blickte auf die Uhr. War der nächste Logenbruder nicht längst überfällig? Sich dem Ausgang zuwendend fragte er: »Wo bleibt eigentlich Kelippoth?«
    Der Blondling runzelte die Stirn. »Gemäß der Reihenfolge ist zuerst… «
    Weiter kam er nicht. Die Tür zur Rumpelkammer am Ende des Flurs wurde aufgestoßen und ein unbeschreiblicher Lärm drang in den Gang. David erstarrte. Eine Gestalt trat heraus. Aber es war nicht Kim, sondern der Leibwächter des Blonden, unschwer an dem kahl geschorenen Kopf zu erkennen, der in der Deckenbeleuchtung glänzte.
    Der Hüne musste mindestens zwei Meter messen und hatte den Brustkorb eines Schwimmolympioniken. In der Linken hielt er eine graue Pistole. Seine prankenhafte Rechte hatte sich in Kims Haar verkrallt. Die Eurasierin wurde schreiend, spuckend, schimpfend und wie wild um sich schlagend auf den Flur hinausgezogen. Kims Reichweite war einfach zu gering, sie konnte keinen einzigen Treffer landen.
    Alle Gesichter am Tisch – Davids kreidebleiches eingeschlossen – waren der absurden Kampfszene zugewandt. Allseits, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, spiegelte sich Betroffenheit in den Gesichtern. Eine Sitzung des Geheimbundes zu belauschen – das gab es nur alle hundert Jahre. Grund genug, die Situation ernst zu nehmen.
    »Ich habe da eine niedliche kleine Ratte gefangen«, sagte der Kahlkopf. »Was soll ich mit ihr machen?«
    Sein Herr, der Bilderbucharier, überwand den Schrecken als Erster. Er eilte aus dem Raum, um sich das strampelnde Getier näher anzusehen.
    »Wer bist du?«, fragte er bedrohlich ruhig. Aber leider auf Englisch.
    Kim konnte ihn nicht verstehen. Ihre angsterfüllten Augen suchten David in der Dunkelheit der gut fünfzehn Meter entfernten Ratshöhle. Der Blondschopf wiederholte seine Frage noch auf Spanisch, Deutsch und Finnisch. Kim spuckte ihm ins Gesicht.
    David wappnete sich für das Schlimmste. Der Blondling ging ein paar Schritte zum Ratssaal zurück und stellte sich mit dem Rücken zur Tunnelwand. Seine nächsten Worte hallten laut wie eine japanische Tempelglocke durch die Höhle.
    »Wir haben einen Verräter unter uns.«
    Betroffene Blicke flogen über die polierte Tafel. Ein Verräter? Aber wer konnte das sein? David setzte ebenfalls eine ratlose Miene auf.
    »Dieses Kind kann unmöglich allein die Höhle gefunden und unsere Sicherungsvorkehrungen überwunden haben. Wer also von euch ist ihr Komplize?«
    Am Tisch herrschte Schweigen. Die Situation spitzte sich zu. Es musste schnell etwas geschehen, sonst würde die Sache kein gutes Ende nehmen.
    »Erinnert euch doch an unser Treffen im Wald von Kent«, sagte David laut, »Hat nicht auch damals ein Knabe, noch jünger als dieses Mädchen da, unsere Unterredung belauscht?«
    »Seit damals sind wir klüger geworden. Hier gibt es außer uns nur Hakon.« Er deutete auf seinen Leibwächter. »Außerdem wäre ein harmloser Eindringling schon am Eingang von den Sprengfallen zerrissen worden. Ich bleibe dabei: Dieses Mädchen ist nicht allein hierher gekommen. Wer von euch treibt ein falsches Spiel?«
    Niemand am Tisch fühlte sich für die Beantwortung der Frage zuständig.
    Hakons Herr nickte. Er drehte den Kopf seinem Adjutanten zu. »Also gut, dann töte sie.«
    Der Hüne hob die Pistole. Kim kniff die Augen zusammen. David bewunderte ihren Mut, Sie wollte eher sterben als ihn verraten.
    »Warte!«, schrie er in den Tunnel, Irgendwie musste er bis zum Eintreffen der anderen beiden Logenbrüder Zeit gewinnen, »Ich bin sehr enttäuscht über dein Misstrauen. Sind wir nicht deine Brüder? Wer sagt denn, dass der Partner des Mädchens einer von uns ist? Wenn du sie tötest, werden wir seinen Namen womöglich nie erfahren. Er könnte ja ebenso gut… «
    »Was ist mit deiner Wange, Wladimir?« Bartolome hatte David

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