Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund
Bürgerkrieg, der eine schreckliche Hungersnot nach sich zog. Die Vereinigten Staaten von Amerika vertrieben die Kommunisten aus Grenada, nicht aufgrund besserer Argumente ihrer Diplomaten, sondern weil sie die schlagkräftigere Armee hatten. In Europa wurde gegen die Stationierung neuer Atomraketen protestiert. Und manche hielten es für einen freudschen Versprecher, als der amerikanische Präsident Ronald Reagan ein Jahr später scherzhaft die Bombardierung Russlands ankündigte. Andere konnten darüber gar nicht lachen.
Wie das Jahr 1984 zeigte, gehörten auch Attentate weiterhin zu Belials Steckenpferden. Die Irisch-Republikanische Armee versuchte sich sogar in der Auslöschung des gesamten britischen Kabinetts. Zum Glück gelang auch der IRA nicht alles und der Anschlag misslang. Andere Extremisten waren dann bei der indischen Regierungschefin Indira Ghandi erfolgreicher. Die Tochter von Davids Freund Nehru wurde von zwei Sikhs aus ihrer eigenen Leibwache ermordet, nachdem sie den Goldenen Tempel von Amritsar hatte stürmen lassen. Ihren ältesten Sohn Rajiv schickte sieben Jahre später eine Bombe in den Tod.
Wieder schlichen sich die Jahre davon wie Taschendiebe mit ihrer Beute. Obwohl in Davids Hauptquartier die zunehmend beliebter werdenden Personalcomputer so zahlreich wie Bleistiftanspitzer wurden und zu seinen »Brüdern« inzwischen einige begabte Informatiker gehörten, konnte er aus der weltweiten Informationsflut keine neuen Anhaltspunkte für seine Suche herausfiltern. Weder Kelippoth noch der andere namenlose Logenbruder Belials ließen sich aus ihren Verstecken locken.
Natürlich behielt David weiter Wissenschaft und Technik im Auge. Da gab es 1985 in Japan den Absturz eines Jumbojets, der fünfhundertzwanzig Menschen das Leben kostete, oder im Jahr darauf die Explosion der Raumfähre Challenger. Selbst wenn die Naturgewalten zuschlugen, etwa mit Erdrutschen, Überschwemmungen und Erdbeben, kam er ins Grübeln, denn nicht selten waren der verheerenden Katastrophe rücksichtslose Eingriffe des Menschen in die Umwelt vorausgegangen.
Es gab unzählige große und kleine Nachrichten, aus denen David in den Jahren nach dem Golgotha-Abenteuer seine Schlüsse zog. Manchmal war er aufgeregt, weil er endlich eine neue Spur gefunden zu haben glaubte, dann wieder übermäßig skeptisch, oft einfach nur unschlüssig, wie etwa angesichts der rätselhaften Krankheit AIDS, die sich seit Anfang der Achtzigerjahre rasend schnell ausbreitete. Konnte ein Erreger wie das AIDS-Virus eine – Schöpfung Belials sein? Oder war die von dem Schattenlord einst propagierte Lebensphilosophie, die selbst achtbare Werte früherer Generationen auf den Kopf stellte, die eigentliche Ursache dieser und manch anderer neuer Bedrohung?
Als das Jahrzehnt sich dem Ende zuneigte, erhielt David eine traurige Nachricht. In diesem Fall traf Belial keine Schuld. Die Natur beschloss den Lebenslauf eines Menschen. Der japanische Kaiser Hirohito litt an Krebs. David reiste sofort nach Japan. Den Jahreswechsel 1988/89 erlebte er an der Seite seines ältesten noch lebenden Freundes. Am 7. Januar 1989, morgens um 6:33 Uhr, verlor der Tenno seinen Kampf.
Niedergeschlagen kehrte David nach Westport zurück. So konnte es nicht weitergehen! Wieder war ein Jahrzehnt vergangen und er hatte nicht die geringste Ahnung, mit welchem Schachzug der Schattenlord sein Vorhaben doch noch verwirklichen wollte. Es musste ein perfider Plan sein, so viel stand fest.
Erneut mobilisierte David seine Reserven. Schon Ende der Sechziger hatte er für sein System der Rasterfahndung siebenstellige Dollarbeträge in riesige Computeranlagen investiert. Der Erfolg hielt sich damals in Grenzen. Aber nun gab es da ein neues Terrain, das er sich konsequent erschloss. Bereits 1980 hatte er zu den Ersten gehört, die sich der neuen praktischen Rechner bedienten. Die Personalcomputer unterstützten seine Mitarbeiter nicht nur bei der Korrespondenz und anderen alltäglichen Büroarbeiten, sondern vor allem auch bei der Sichtung und Auswertung der explosionsartig wachsenden Informationsmenge. Verschiedene Datensammlungen waren angelegt und bald auch über Telefonleitungen anderen Zellen seiner nach wie vor als Nachrichtenagentur getarnten Bruderschaft zur Verfügung gestellt worden. Als eine bis 1984 nur vom Militär verwandte Technologie zur weltweiten Vernetzung von Computersystemen auch Anklang bei wissenschaftlichen und kommerziellen Organisationen fand, erkannte David
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